Stralsund . Umweltorganisation feiert 50. Geburtstag in Stralsund. Manuela Schwesigs Appell an Greenpeace: Bleiben Sie mutig und unbequem!

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Montagabend in Stralsund bei einem Festakt der Umweltorganisation Greenpeace zum 50. Geburtstag gratuliert. Ohne Greenpeace wäre vieles im Umweltschutz nicht auf den Weg gebracht worden, sagte Merkel bei der Feier im Meeresmuseum Ozeaneum.

„Beharrlich und streitbar, überzeugt und überzeugend“ weise die Organisation seit ihrer Gründung auf die Verletzlichkeit der Ökosysteme hin. Weitere Grußworte sprachen Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Burkard Baschek, neuer wissenschaftlicher Direktor des Ozeaneums, Alexander Badrow (CDU), Oberbürgermeister von Stralsund, sowie Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland.

Merkel erinnert an spektakuläre Besetzung einer Öl-Plattform

Merkel erinnerte an die geschickten Proteste von Greenpeace gegen die Versenkung der Öl-Plattform „Brent Spar“ 1995, während ihrer Zeit als Bundesumweltministerin. Greenpeace habe nicht nur spektakulär die Plattform besetzt, sondern gleichzeitig zu einem Boykott von Shell-Tankstellen aufgerufen. So habe sich jeder Bürger beteiligen können, ohne selbst allzu große Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen, sagte Merkel.

Die Bundeskanzlerin bezeichnete den Klimawandel und den Rückgang der Artenvielfalt als größte Bedrohung der Menschheit. Klimaschutz bedeute Aufwand und Kosten, doch die Folgen des Klimawandels seien noch weniger beherrschbar und würden wesentlich teurer als frühe Gegenmaßnahmen, sagte Merkel.

Greenpeace leiste tägliche Bildungs- und Aufklärungsarbeit

Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Festakt im Meeresmuseum Ozeaneum in Stralsund
Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Festakt im Meeresmuseum Ozeaneum in Stralsund © dpa | Stefan Sauer

So seien 40 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt worden, um die Folgen des Kohleausstiegs in Deutschland abzufedern, allein für die beiden Flutereignisse in diesem Sommer gäbe es schon einen Rettungsfonds von 30 Milliarden Euro. Es sei ein schwieriges Thema, wie es gelingen könne, vorsorgend zu handeln und das Schlimmste rechtzeitig zu verhindern.

Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig würdigte die Arbeit der Umweltschutzorganisation: „Greenpeace hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Notwendigkeit, unsere Lebensgrundlagen zu schützen, im Bewusstsein der Menschen angekommen ist“, sagte sie. Nicht nur spektakuläre Aktionen, sondern vor allem die tägliche Bildungs- und Aufklärungsarbeit der Organisation seien sehr wichtig, um die Herzen der Menschen zu erreichen.

Schwesig: "Bleiben Sie mutig und unbequem!"

Es werde immer deutlicher, dass Natur- und Umweltschutz eine Überlebensfrage seien, sagte Schwesig weiter. „In den kommenden zwanzig Jahren müssen wir es schaffen, die Wirtschaft und unser Leben klimaneutral zu gestalten.“ Greenpeace werde auch in den nächsten 50 Jahren noch gebraucht: „Bleiben Sie mutig und unbequem!“.

Die Festveranstaltung fand im Stralsunder Museum Ozeaneum in der gemeinsam mit Greenpeace entwickelten Ausstellung „1:1 Riesen der Meere“ statt. Der Abend stand unter dem Motto „Hope in Action“. Hoffnung sei schon vor 50 Jahren die treibende Kraft für die Greenpeace-Gründer gewesen, sagte Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland.

Greenpeace hat 630.000 Fördermitglieder in Deutschland

Er bedankte sich bei den vielen Ehrenamtlichen, deren Engagement „unendlich wertvoll“ sei. Greenpeace wolle weiter unbequem sein und öffentliche Debatten anstoßen, um sich in der rasend schnell fortschreitenden Klima- und Naturkrise für eine lebenswerte Welt einzusetzen.

Am 15. September 1971 hatte sich eine kleine Gruppe von Aktivisten mit dem umgebauten Fischkutter „Phyllis Cormack“ im kanadischen Vancouver auf den Weg zu den Aleuten-Inseln vor der Küste Alaskas gemacht, um einen dort geplanten Atomtest der USA zu verhindern.

Aus dieser Aktion entstand eine der größten Umweltorganisationen der Welt: Greenpeace hat heute eigenen Angaben zufolge über 55 Ländervertretungen und mehr als drei Millionen Unterstützer weltweit, davon mehr als 630.000 Fördermitglieder allein in Deutschland.