Waabs. Nicht überall sind die Vierbeiner willkommen. Doch vielerorts hat man sich auf die Tiere eingestellt. Ein Praxistest.

Camping liegt im Trend, das Reisen mit Wohnmobil ebenfalls, und immer mehr Leute schaffen sich einen Hund an. Naheliegend also, dass Camping mit Hund Hochkonjunktur hat.

Auf vielen Campingplätzen im Norden sind die Vierbeiner willkommen. Wie aber ist das Campen mit Hund an Bord eines Wohnmobils? Abendblatt-Redakteurin Geneviève Wood hat es ausprobiert. Sie hat sich einen Camper ausgeliehen, Pudelmischling Tilda eingepackt und ist mit ihr für eine Nacht an die Ostsee gefahren.

Unsere Platz-Nachbarin kann schlecht allein bleiben. Sie jault dann und macht einen unglücklichen Eindruck. Dass sie hier auf dem Campingplatz Lehmberg in Waabs bei Eckernförde einen Stellplatz in der ersten Reihe mit Meeresblick hat, ist der jungen belgischen Schäferhündin natürlich egal. Cris­py mag es nicht, wenn sie angeleint allein vor dem Wohnmobil gelassen wird. Ihre Besitzerin ist aber nur kurz weg, um sich eine neue Gasflasche fürs Wohnmobil zu holen. Ich mache es wie die anderen Hundehalter auf dem Platz und leine meine Hündin ebenfalls an das Wohnmobil. Eine spezielle Vorrichtung gibt es dafür nicht, also benutze ich den Türgriff der großen Seitentür dafür. Während ich auf dem Campingstuhl entspanne und auf die Ostsee blicke, macht es Tilda genauso.

Der Campingplatz scheint beliebt zu sein bei Hundebesitzern

Labrador-Dame Ronja ein Stück weiter liegt entspannt in ihrem Körbchen am Heck des VW-Busses, ebenfalls mit einer Leine gesichert, und hebt nur den Blick, wenn ein anderer Hund an ihrem Fahrzeug vorbeigeht. Und es gehen viele Hunde vorbei. Der Campingplatz scheint beliebt zu sein bei Hundebesitzern. Da geht ein Beagle gemütlich mit Frauchen spazieren, ein Riesenschnauzer schlendert mit seinem Herrchen am Kiosk vorbei, ein Altdeutscher Schäferhund schaut den Kindern von seinem Stellplatz aus beim Hüpfen auf dem Luftkissen zu, einige Mischlinge sind zu sehen – kleine Hunde, große Hunde, pärchenweise wie die beiden Border Collies oder Einzelhunde.

Wie auch zu Hause in Eimsbüttel kommt man mit den Besitzern schnell ins Gespräch, Campingplatz eben. Man duzt sich und tauscht sich aus. Sabine Lukas, die mit Crispy für eine Woche aus Nordrhein-Westfalen an die Ostsee gekommen ist, sagt, dass sie für längere Aufenthalte einen speziellen Hundezaun dabei hat, den sie um ihr Wohnmobil aufstellt, sodass sich ihre Hündin darin frei bewegen kann. Sie ist eine erfahrene Hundecamperin und rät auch, für den Hund einen Bademantel dabei zu haben, damit er sich nach dem Bad im Meer oder bei Regen abtrocknen lässt und nicht den Dreck aus dem Fell beim Schütteln im Fahrzeug verteilt. Daran habe ich leider nicht gedacht. Anfängerfehler.

Hundehalter halten sich an die Regeln auf dem Platz

Wer keine Hunde mag oder Angst hat vor ihnen, könnte es schwer haben. Könnte. Tatsächlich halten sich die Hundehalter an die Regeln und lassen ihre Tiere auf dem Platz an der Leine. Das bestätigt auch Campingplatz-Betreiber Matthias Thomsen. Er sagt auch: „Es sind auf jeden Fall mehr Hunde geworden, die bei uns mit ihren Besitzern Urlaub machen.“

Das liegt wohl auch daran, dass laut dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) im vergangenen Jahr rund 20 Prozent mehr Hunde gekauft wurden als in den Jahren zuvor, 39.000 Neuanmeldungen gab es im Juni 2020 bei der Tierschutzorganisation Tasso e. V. Dieser Trend ist auf den Campingplätzen angekommen.

Thomas Reimann, Sprecher des ADAC-Campingportals Pincamp: „Der Trend zu Camping mit Hund hat sich in letzten Jahren verstärkt. Viele Campingplätze machen spezielle Angebote für Hunde(-besitzer) mit Hundebadestelle, Hundestrand und Hundedusche und sogar Hundefriseur. Es gibt aber auch eine ,Gegenbewegung‘ – auf rund vier Prozent der Campingplätze in Deutschland sind Hunde ausdrücklich nicht erlaubt.“

In Waabs dürfen Hunde am Strand frei laufen

Hier in Waabs dürfen Hunde außerhalb der Badezone an den Strand und frei laufen, sagt Matthias Thomsen. Sie können im Sand spielen und im Wasser baden. Auf dem Campingplatz stehen etliche Behälter mit Tüten für die Hinterlassenschaften der Tiere und Mülleimer, gerade saniert Thomsen die Sanitäranlagen und wird eine Hundedusche einbauen lassen.

Wer einen Hund hat, weiß solch einen Service zu schätzen und freut sich darüber, wenn es möglichst unkompliziert zugeht. Der Reiz am Camping mit Hund ist, dass es ein Urlaub ist, der mit dem Tier leicht möglich ist. Man ist viel draußen und kann jederzeit eine Runde drehen. Der Naturstrand ist an diesem Wochenende leer, viel Platz also für Tilda zum Rennen und Baden. Wir gehen einmal in die eine Richtung zum nächsten Campingplatz am Strand entlang und durch ein Waldstück zurück, ein anderes Mal geht es in die andere Richtung bis ins Dörfchen Langholz am Strand entlang und zurück am Feldrand.

Sebastian-Bruno Meier ist mit seinem Labrador Asrael aus Stellingen für einen Urlaub ans Meer gekommen und bleibt mit seiner Familie auf dem Campingplatz nebenan. „Es ist gar nicht so leicht, eine hundefreundliche Unterkunft zu finden“, sagt er. Für seinen Hund sei das hier der Himmel. „Aus der Stadt herauszukommen ist einfach wichtig“, sagt Herr Meier.

Camping: Zahl der Anfragen von Hundehaltern steigt stetig

Den Trend zum Camping mit Hund spürt auch die Wohnmobil-Vermietung Hannes Camper – die Anfragen steigen stetig an. Mit seinem Modell Hunde Hannes gibt es ein Fahrzeug für Hundebesitzer, das auch Tilda und ich an diesem Wochenende ausprobieren. Die Ausstattung unterscheidet sich nicht von den anderen Modellen, aber in diesem Fahrzeug sind Hunde erlaubt.

„Wir sehen eine klare Steigerung in diesem Jahr: 2020 lag der Anteil der Buchungen für unseren Hunde Hannes noch bei rund zwölf Prozent. Stand heute sind wir bereits bei über einem Viertel aller Gesamtbuchungen mit steigender Tendenz, denn wir erwarten für 2021, dass jeder dritte Kunde einen Hunde Hannes bucht“, sagt Andreas Vig vom Standort in Lurup.

Die Nacht im Wohnmobil - ungwohnt für Hündin Tilda

Um alle Anfragen bedienen zu können, hat er seine Hunde-Flotte in diesem Jahr um 50 Prozent aufgestockt. Vig ist selbst Hundebesitzer. „Camping ist für uns mit Hund der perfekte Urlaub, raus aus der Wohnung und ab ins Meer. Wir sind alle fast nur draußen in der Natur, Leny hat viel Auslauf und kann bei allen Abenteuern dabei sein – und das ganz ohne Stress durch Flüge oder Hundehotels.“

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Die Hunde-Hannes-Modelle sind Citroen-Kastenwagen der Firma Pössl mit einer Länge von sechs Metern. Alle Fahrzeuge sind voll ausgestattete Reisemobile mit vier Sitzplätzen, Heizung, Kühlschrank, Küche, Nasszelle, Fahrradträger und Markise. Nur eine Hundebox, Näpfe und alles, was der Hund so braucht, muss ich genauso mitbringen wie Bettwäsche und Handtücher.

Die Nacht im eigenen Haus auf Rädern ist gemütlich

In der Nacht am Ostseestrand habe ich das große Bett im Heck für mich allein, und weil es nachts frisch ist, läuft die Standheizung und wärmt das Wohnmobil. Tilda liegt auf ihrer eigenen Decke und schläft dort. Sie hechelt viel und ist unruhig. Es ist eben alles ungewohnt für sie. Weil es nicht zu vermeiden ist, dass sie auf den Sitz springt, habe ich eine saubere Decke als Polsterschutz mitgenommen. Die Nacht im eigenen Haus auf Rädern ist gemütlich. Drinnen kuschelig warm, draußen weht die frische Ostseeluft.

Am nächsten Morgen geht es sofort an den Strand, der nur wenige Meter vor unserer Fahrzeugtür liegt. Herrlich ist das und so viel schöner, als im dicht besiedelten Eimsbüttel eine Runde zu drehen. Ja klar, der Hund schleppt Sand, Wasser und Dreck ins Wohnmobil. Tägliches Fegen muss sein. Egal, die Freiheit, mit dem Hund so direkt am Strand Urlaub machen zu können, mit dem Kumpel auf engem Raum beisammen zu sein, überwiegt bei Weitem.