Maasholm. Ehepaar Matz bewirtschaftet an der Ostsee ein Ferienparadies – mit Wohnungen, Campingplatz und Café. Es gibt weitere Pläne.

Von einem Gutsherrn an der herrschaftlichen Tür seines Hauses begrüßt zu werden, stellt man sich anders vor. „Eine Sekunde noch“, ist das Erste, was Sebastian Matz an diesem Mittag sagt. „Ich muss eben noch schnell das Babyphone in die Steckdose stecken. Unser Kleinster schläft oben, und ich habe Aufsicht.“ Wenig später leuchtet das Gerät, jetzt hat Matz Zeit für das Gespräch über das Leben eines Gutsherrn im 21. Jahrhundert.

Sebastian Matz gehört zusammen mit seiner Frau Dorothea das Gut Oehe, eine 400 Hektar große Anlage mit mehr als zehn Häusern, knapp 12 Kilometer von Kappeln entfernt. Im Jahr 1707 wurde es gebaut, war lange das Jagdschloss des dänischen Königs. Es liegt direkt an der Ostsee, hinter einem kleinen Deich, die Mündung der Schlei ist wenige Fahrradminuten entfernt. Die Matzens, die hier mit ihren drei Kindern leben, haben all das geerbt, und sie wollen es für die nächste Generationen erhalten. Doch das ist gar nicht so einfach – und geht nur mit vielen großen Tourismusprojekten.

300 Dauercamper und 200 Plätzen für Tagesgäste

Da ist zum einen der große Campingplatz direkt nebenan mit 500 Stellplätzen. Den haben bereits die Großeltern von Matz zusammen mit seinen Eltern gebaut, der Sohn hat ihn kontinuierlich erweitert und plant für eine siebenstellige Summe einen großen Umbau. Neue Sanitärgebäude mit Küchen und einer Sauna sollen genauso gebaut werden wie ein Restaurant. Ab dem kommenden Sommer soll eine riesige Terrasse direkt am Meer Besucher anlocken. Dazu gibt es einen neuen modernen Supermarkt.

Und die 300 Dauercamper werden jetzt auch räumlich von den rund 200 Plätzen für Tagesgäste getrennt. „Durch die Corona-Auflagen waren wir gezwungen, unser Sanitärkonzept zu überarbeiten“, sagt Matz. „Und wenn wir schon mal dabei sind, können wir auch gleich den gesamten Campingplatz sanieren und zukunftsfähig machen.“ Auf dem Campingplatz hat Matz auch drei sogenannte Mobile Homes, kleine Mini-Ferienhäuser, stehen, die zwischen April und Oktober gemietet werden können. „Die Nachfrage ist groß, sodass wir in den kommenden Jahren auch hier das Angebot ausweiten wollen.“

Gut Oehe aus dem Jahr 1707 ist eine 400 Hektar große Anlage mit mehr als zehn Häusern.
Gut Oehe aus dem Jahr 1707 ist eine 400 Hektar große Anlage mit mehr als zehn Häusern. © Kristina Steiner

Projekt und Einnahmequelle Nummer zwei sind die Ferienwohnungen. Auch hier haben bereits die Großeltern den Grundstein für den Unternehmenszweig gelegt und ein erstes kleines Apartment gebaut. Die Eltern von Matz entschieden Ende der 80er-Jahre, aus der Landwirtschaft komplett auszusteigen – und alles auf die Karte Tourismus zu setzen. „Das war unheimlich vorausschauend“, sagt Matz. So wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Stallungen und Scheunen zu Wohnungen umgebaut. 22 sind es heute, viele von ihnen haben Meerblick.

Für die Ferien- und Tagesgäste haben die Matzens im Jahr 2016 zudem ein Café und Bistro eröffnet, das aber selbst in der Hauptsaison schon um 19 Uhr schließen muss – weil Matz einfach nicht genug Personal hat, um es länger zu betreiben. Neben dem Café gibt es eine kleine Boutique, eine Herzensangelegenheit von Dorothee Matz. Auch die wird in diesem Herbst ausgebaut. „Und dann haben wir ja so ganz nebenbei auch noch eine große Fläche Ackerland und Wald zu bewirtschaften“, so Matz. „Ach ja, den Supermarkt auf dem Campingplatz, den betreiben natürlich auch wir selbst.“

Viel Arbeit für zwei Leute – aber anders lässt sich das große Gut kaum unterhalten. Und Matz will weiter bauen und investieren: Er träumt von einem eigenen Hotel in einer Gegend, in der es so gut wie keine Hotels, erst recht keine hochwertigen, gibt. „Seit vielen Jahren planen und entwickeln wir hier an einem feinen und stilvollen Hotel mit 50 Zimmern. Aber leider ist es sehr zeitintensiv, alle Gremien, die zu entscheiden haben, zusammenzuführen“, sagt Matz. Der Grund sei die Lage direkt am Meer.

Gut Oehe: ein Platz für Hochzeiten und Feste

Was für Hotelgäste ein Traum wäre, sehen die Behörden kritisch. „Sie sprechen von Küsten- und Naturschutz, aber auch von Hochwasserschutzstreifen und Bebauungszonen, die es einzuhalten gilt.“ Dabei wolle er das Hotel auf den bestehenden Gebäuden bauen. „Und diese Gebäude stehen hier seit Jahrhunderten, einige sogar seit 1640. Denen hat die Nähe zum Wasser bisher auch nicht geschadet“, sagt Matz. Und weiter: „Der Erhalt und die Weiterentwicklung eines so großen Gebäudeareals ist sehr kostspielig. Braucht aber auch viele Ideen, um diesen schönen Komplex in das nächste Jahrhundert zu führen. Nur dafür brauche ich auch Unterstützung. Und wir würden mit so einem Projekt ja die ganze Region stärken.“

Matz spielt sogar immer wieder mit dem Gedanken, selbst aus dem Gutshaus auszuziehen. Derzeit wohnt er mit der fünfköpfigen Familie auf den herrschaftlichen 1000 Quadratmetern. „Aber eigentlich ist es viel zu viel“, sagt seine Frau. „Wir nutzen das hier alles gar nicht. Da wäre es viel sinnvoller, diese wunderbaren Räume einer anderen Nutzung zuzuführen.“ Auch das natürlich alles, um den Erhalt der alten Gemäuer zu finanzieren. Dorothea Matz’ Idee für das Gutshaus: ein Platz für Hochzeiten und andere große Feste. „Im ersten Stock könnten Hotelzimmer für die Hochzeitspaare und Gäste entstehen. Hier unten ist ein wunderbarer Ort, um zu heiraten und zu feiern.“

In der Kette kommt das Hochzeitshaus aber ganz zum Schluss. Noch hinter Monkey Mobile, einer Wohnmobilvermietung, die Matz seit Kurzem auch noch betreibt. Ehefrau Dorthea, die aus dem Marketing kommt, erfand Namen und Logo der neuen Firma. Und im März, gerade als Corona Deutschland lahmlegte, bestellten er und sein Freund und Geschäftspartner Sven Becker ihre ersten Wohnmobile. „Ein absolut perfekter Zeitpunkt.“

Seit dem Sommer fahren zwei Camper nun schon durch das Land. Matz und sein Geschäftspartner haben bereits weitere Wohnmobile bestellt, die dann im kommenden Sommer zur Vermietung bereitstehen. Passend zu den Campern hat Matz auch noch ein eigenes Bier entwickelt, das Monkey Pils, hergestellt in einer kleinen lokale Brauerei. Aber das ist eine andere Geschichte.