Bremen. Eigentlich sollte die Zeremonie in Hamburg stattfinden. Über den Namen des Tochterboots dürften sich einige Fußballfans freuen.

Der neue deutsche Seenotrettungskreuzer für das Seegebiet Borkum ist am Dienstag auf den Namen „Hamburg“ getauft worden. Wegen der Corona-Pandemie fand die traditionelle Zeremonie in Bremen am Sitz der Deutscher Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) statt. Fernsehmoderatorin Anke Harnack als Botschafterin der Seenotretter zerschlug die Champagnerflasche am Bug und wünschte dem Schiff „allzeit gute Fahrt und eine sichere Heimkehr“.

Eigentlich hätte die „Hamburg“ am 19. April in der Hansestadt getauft werden sollen, deren Namen sie trägt. Dort sind viele Spenden für den Neubau gesammelt worden. Stattdessen ging der Kreuzer mit der internen Bezeichnung SK 40 Mitte April auf Borkum in Dienst. „Bereits einen Tag nach der Stationierung in Borkum war SK 40 erstmals im Einsatz“, sagte Ingo Kramer, stellvertretender Vorsitzender der DGzRS.

Alexander Röder, Pastor des Hamburger Michels, segnete den Seenotrettungskreuzer "Hamburg" und seine Besatzungsmitglieder.

Schiffstaufe in Bremen: Tochterboot wird auf „St. Pauli“ getauft

Das acht Meter lange Tochterboot erhielt den Namen „St. Pauli“. Das war das Ergebnis einer Online-Abstimmung, an der nach DGzRS-Angaben etwa fast 9000 Hamburger und Nicht-Hamburger teilgenommen hatten. Die Namen aller 104 Hamburger Stadtteile standen zur Auswahl.

Gebaut wurde die etwa zehn Millionen Euro teure „Hamburg“ auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser. Sie ist der vierte Seenotrettungskreuzer der 28-Meter-Klasse, vollständig aus leichtem Aluminium konstruiert und auf schwerste See ausgelegt. Sie richtet sich nach einem Kentern selbständig wieder auf. Zwei Maschinen mit zusammen knapp 4000 PS beschleunigen das Schiff auf 24 Knoten (ca. 46 Kilometer pro Stunde).

Die Seenotrettung ist in Deutschland nicht staatlich organisiert, sondern liegt in Händen der DGzRS. Der 1865 gegründete Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden – „ohne jeden Steuergroschen“, sagte Kramer. 2019 betrug das Spendenaufkommen 55 Millionen Euro. Die Seenotretter fuhren vergangenes Jahr 2140 Einsätze und bargen 351 Menschen aus Gefahr.