Kiel. Betreiber haben ausgeklügelte Systeme für einen sicheren Urlaub in Coronazeiten entwickelt. Sorge aber vor Tagestouristen.

Hoteliers, Ferienhofbesitzer und Campingplatzbetreiber im Norden sind vorbereitet, wieder Besucher zu empfangen. Sie haben sich den neuen Maßgaben in der Coronakrise angepasst. Doch es bleibt ein Spagat, den die Touristenorte hinlegen müssen, wenn Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze wieder eröffnen. Auf der einen Seite sind Hoteliers und Gastronomen wirtschaftlich vom Tourismus abhängig und teils in ihrer Existenz bedroht. Andererseits besteht in den Küstenorten die Sorge vor einem Besucheransturm.

Sonja Witt vom Ferien- und Reiterhof Küselhof auf Fehmarn hat sich intensiv mit den neuen Coronavorgaben beschäftigt und hofft, dass sie bald wieder Gäste empfangen kann. „Wir können Stundenpläne für unsere Gäste erstellen zur Nutzung unserer Spielscheune, den Spielbereichen und natürlich unserer Reitschule“, sagt sie. So soll ein enger Kontakt vermieden werden. Öffentliche Bereiche würden regelmäßig desinfiziert werden.

Positionspapier zur Öffnung des Tourismus

„Der Kundenverkehr im Rezeptionsbereich wird im Einbahnstraßenverkehr abgewickelt.“ Die Ferienwohnungen und -häuser mit 104 Betten, sagt Sonja Witt, stehen auf einer Fläche von 3,5 Hektar. Genug Platz also, um sich aus dem Weg zu gehen. „Man kann sich auf dem Hof genauso fühlen, als wenn man zu Hause wäre“, so Witt.

Spätestens Ende Mai müssten die Gastgeber und Hoteliers wieder loslegen können, sagt Catrin Homp vom Tourismusverband Schleswig-Holstein. „Später sieht es für die Betriebe sonst wirtschaftlich finster aus.“ Gemeinsam mit dem Tourismusverband haben Hoteliers, Gastronomen und andere Betroffene ein Positionspapier zur phasenweise Öffnung des Tourismus erarbeitet, das in die Diskussionen der Landesregierung einfließt. Die Hoteliers kommunizieren einmal pro Woche per Videokonferenz mit Politik und Wirtschaft.

Hotels sind vorbereitet

Sie wünschen sich einen Zeitplan, um Planungssicherheit zu bekommen. Jens Sroka, Geschäftsführer der fünf Heimathafen-Hotels (unter anderem die Beachmotels in St. Peter-Ording und Heiligenhafen, Lighthouse Hotel & Spa in Büsum) hofft auf den 18. Mai als Wiedereröffnungstermin. „Wir brauchen ein Licht am Ende des Tunnels, eine Perspektive für die 370 Hotelmitarbeiter“, so Sroka.

Seine Häuser hätten sich optimal auf eine Öffnung eingestellt und könnten innerhalb von zwei Tagen loslegen. „Alle Kontaktpunkte werden minimiert – Türen stehen offen, sodass man wenig Türgriffe anfassen muss, Blöcke und Stifte sind aus den Zimmern entfernt, die Welcomedrinks aus Saftspendern abgeschafft.“ Überall stünden Desinfektionsstationen. Die Reinigung der Zimmer und der öffentlichen Bereiche werden hochgeschraubt, Zimmerkarten desinfiziert.

Der Kellner serviert kontaktlos Speisen und Getränke

Auch im Hotel Küstenperle in Büsum hat sich das Betreiberehepaar David und Isa Schneider auf die Wiedereröffnung unter neuen Bedingungen vorbereitet. „Noch hangeln wir uns so durch“, sagt David Schneider, der hofft, dass es für seine 110 Mitarbeiter bald eine Perspektive gibt. „Wir müssen wissen, wann wir loslegen können“, so Schneider. Das Hotel wäre jederzeit startklar.

Katharina Lutze, Leiterin der Personalleitung, ist zuversichtlich, dass die Gäste in der Küstenperle auch in diesen Zeiten sicher sind: „Hohe hygienische Standards sind für Hotels nichts Neues. Wir haben zudem eine Exit-Strategie erarbeitet.“ So wird der Hotelaufenthalt unter Coronabedingungen aussehen: Begegnungen im Hotelflur oder in Aufzügen sollen vermieden werden. Das Check-in kann jeweils nur ein Gast vornehmen, viele Formulare können schon zu Hause ausgefüllt werden, die Rezeption befindet sich hinter einem Spuckschutz. Alles wird auf kontaktloses Zahlen umgerüstet.

Jeder Gast bekommt einen Termin für Frühstück und Mahlzeiten im Restaurant

Fußbodenmarkierungen weisen im Restaurant und Hotel die Wege, sodass es zu wenigen Kontakten kommt. Jeder Gast bekommt einen Termin für Frühstück und Mahlzeiten im Restaurant, die Mahlzeiten werden vorab ausgesucht. Im Restaurant stehen die Tische weiter auseinander, um Abstände einhalten zu können, bleibt zwischen zwei Tischen ein Tisch grundsätzlich frei. „Auf diesem freien Tisch serviert der Kellner die Speisen, der Gast nimmt die Speisen selbst vom Tisch“, so Frau Lutze.

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    So kommen Kellner und Gäste nicht in direkten Kontakt. Jürgen Kahlke vom Campingplatz Zur Perle freut sich auf die ersten Gäste: „Wir haben ausreichend Platz und appellieren an Wohnmobilbesitzer, ihre eigenen sanitären Anlagen zu nutzen“, sagt Jürgen Kahlke. Auf dem Platz würden die Laufwege so sein, dass Gäste ausreichend Abstand haben. Als Erstes dürfen die Dauercamper ab Montag wieder anreisen.

    Vorbereitungen laufen überall auf Hochtouren

    Die Vorbereitungen laufen überall auf Hochtouren. „Wir sind bereit für unsere Gäste und freuen uns sehr, wenn wir uns alle endlich in Grömitz wiedersehen“, sagt Thuan Nguyen vom Tourismus-Service Grömitz. So haben die Strandkorbvermieter bereits ihre Strandkörbe aufgestellt und warten nur noch auf den Startschuss.

    Sorgen bereiten den beliebten Küstenorten noch die Tagestouristen: „Die Tagesgäste sind ein unkalkulierbares Risiko“, sagt Olaf Raffel, Geschäftsführer der Tourismus Marketing Service Büsum. Bei gutem Wetter kämen 50.000 Tagesgäste in den 5000-Einwohner-Ort. Vorsorglich werden nun weniger Strandkörbe aufgestellt und in einem größeren Abstand zueinander.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

    „Die Situation ist für viele existenzbedrohend. Aber wir haben auch Respekt vor der Menge an Menschen, die St. Peter-Ording bald fluten könnten. Wichtig ist für uns, dass jeder Verantwortung trägt und allen klar ist, dass auch im Urlaubsort die gleichen strengen Auflagen des gesellschaftlichen Miteinanders gelten wie zu Hause“, sagt Constanze Höfinghoff, Tourismusdirektorin in St. Peter-Ording.

    Wann Hotels wiedereröffnen können, steht noch nicht fest. In Schleswig-Holstein gilt: Nach der Öffnung der Zweitwohnungen und der Campingplätze für Dauercamper ist als zweite Stufe die Öffnung der Touristenhotels genannt. Am Donnerstag wollen die Länderchefs über weitere Lockerungen beraten, die dann in 14 Tagen in Kraft treten.

    Egal, wann es losgeht: Für die Besucher wird nichts sein wie sonst. „Die Gäste werden nicht dann essen gehen können, wann sie wollen, sondern werden sich anpassen müssen an das, was in der Gastronomie möglich ist. Und so gilt es für alle anderen Dinge und Aktivitäten“, so Höfinghoff, St. Peter-Ordings Tourismusdirektorin. Ihr Appell: „Das ist eine Frage der Haltung und der Rücksichtnahme. Die sonstige Anspruchshaltung wird nicht vollumfänglich erfüllt werden können.“