Kiel. Kontrollen an der Hamburger Landesgrenze sollen entfallen. Auch für Tagesausflügler könnte es bald gute Nachrichten geben.

Wer eine Zweitwohnung in Schleswig-Holstein hat, wird sie bald wieder in vollem Umfang nutzen können – nach Informationen des Hamburger Abendblatts vielleicht schon in der kommenden Woche. Die Kieler Regierungskoalition einigte sich am Donnerstag nach langen Debatten darauf, touristische Beschränkungen Stück für Stück zurückzunehmen.

„Wie haben vereinbart, dies in drei Schritten zu tun“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) bei einer Pressekonferenz im Kieler Landeshaus. „In einem ersten Schritt geht es um die Zweitwohnungen, dann um die Ferienwohnungen und die Hotels. Erst in einem dritten Schritt werden wir den Tagestourismus wieder zulassen.“

Wann die einzelnen Schritte erfolgen, sagte er nicht. Voraussetzung für jede einzelne Lockerung sei, so Günther, dass die Corona-Infektionszahlen nicht wieder in die Höhe schnellen.

Kontrollen an Landesgrenze sollen entfallen

Besonders der kleinste Partner in der Koalition aus CDU, Grünen und FDP, ebenjene FDP, hatte dafür geworben, den Zweitwohnungseigentümern nicht länger die Nutzung ihrer Immobilien zu untersagen. Mit der nun beschlossenen Rücknahme dürfte ein Thema, das in den vergangenen Wochen erhebliches Streitpotenzial entfaltet hatte, abgeräumt sein.

Aus Koalitionskreisen war auch zu erfahren, dass die zuletzt von Polizeikontrollen ausgelösten Missstimmungen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein durchaus unterschiedlich bewertet worden seien. Man habe sich am Donnerstag aber darauf geeinigt, von derartigen Kontrollen an der Landesgrenze in Zukunft abzusehen. Einig sei man sich am Ende auch darin gewesen, nun nach vorn gucken und den Zwist hinter sich lassen zu wollen.

Am Wochenende vor Ostern hatte die schleswig-holsteinische Polizei in einer konzertierten Aktion an mehreren Stellen der Landesgrenze mehr als 1000 Hamburger angehalten und zurückgeschickt – wegen Verstoßes gegen das Verbot touristischen Einreisen.

Sport im Freien bald wieder möglich

Am Donnerstag einigten sich die Koalitionäre außerdem auf ein ganzes Bündel weiterer Maßnahmen, mit denen der am Mittwoch auf Bundesebene beschlossene Rahmen für Lockerungen der Corona-Maßnahmen ausgefüllt werden soll. Ab Montag dürfen etwa Wildparks und Tiergehege in Schleswig-Holstein wieder öffnen. Ebenso ist Einzelhandel wieder möglich, sofern die Verkaufsfläche 800 Quadratmeter nicht übersteigt. Größere Märkte können ebenfalls öffnen, wenn sie ihre Fläche entsprechend einschränken. „Auch Einkaufszentren können aufmachen, wenn sie sich an die Quadratmeterbegrenzung halten. Sie brauchen allerdings ein Hygienekonzept“, sagte der Ministerpräsident.

Für die auf einige Klassenstufen beschränkte Schulöffnung gibt es noch keine genaueren Angaben, derzeit werden die dafür erforderlichen Konzepte erarbeitet. Start soll am 4. Mai sein. Die Abiturprüfungen – das stand schon vorher fest – beginnen bereits in der kommenden Woche.

Ebenfalls ab dem 4. Mai ist auch Freizeitsport wieder möglich. Gemeint sind damit Sportarten, die im Freien und mit nicht mehr als zwei Personen ausgeübt werden. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) nannte als Beispiel Tennis, Reiten, Golf und Segelsport. Ob dies auch für Hamburger gilt, deren Boot in einem schleswig-holsteinischen Hafen liegt, blieb zunächst unklar. Denn touristische Reisen in das Land sind weiterhin untersagt.

SHMF und Jazz Baltica vor Absage

Strandkörbe stehen zusammengestellt am menschenleeren Strand von Lübeck-Travemünde. Wegen der Coronapandemie sind Tagesausflüge an die Ostsee derzeit nicht erlaubt.
Strandkörbe stehen zusammengestellt am menschenleeren Strand von Lübeck-Travemünde. Wegen der Coronapandemie sind Tagesausflüge an die Ostsee derzeit nicht erlaubt. © dpa | Thomas Müller

Großveranstaltungen – die Landesregierung definiert sie als Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern – werden gleich bis zum 31. August abgesagt. Das bedeutet, dass die meisten Konzerte des Schleswig Holstein Musik Festivals ausfallen. Auch das Festival Jazz Baltica in Niendorf (Ostsee) wird wohl abgesagt. „Der Sommer 2020 wird ein sehr anderer werden“, sagte Monika Heinold.

Auch Hotels und Gaststätten müssen zunächst weiterhin geschlossen bleiben. Die Landesregierung hat sich allerdings zum Ziel gesetzt, jeweils auch Perspektiven aufzuzeigen und über „nächste Schritte“, zu informieren, wie Günther sagte. „In einem solchen nächsten Schritt soll es auch hier Öffnungen geben, wenn die Infektionszahlen das zulassen“, so Günther.

Stegner plädiert für baldige Öffnung für Tagestouristen

Er kündigte an, dieses Thema am 30. April bei der nächsten Corona-Runde mit der Bundeskanzler Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten zu besprechen. Denkbar wäre es demnach, dass erste Restaurants ab dem 4. Mai wieder für die Kundschaft da sein könnten.

Ralf Stegner (SPD), Oppositionsführer im Kieler Landtag, sagte, die Gastronomie brauche eine Perspektive. Eine „vorsichtige Öffnung“ sei sinnvoll. Tagestourismus an Nord- und Ostsee könnte aus seiner Sicht ab dem 4. Mai wieder erlaubt werden – also in gut zwei Wochen. „Dann sind die Ferien vorbei, dann dürfte es auch an den Stränden möglich sein, die erforderlichen Abstände einzuhalten“, so Stegner.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden