Lübeck/Hamburg. Ostsee-Gymnasium holt Zehntklässler zurück. Die Behörden raten: Bei Verdacht auf Infektion nicht in Arztpraxis gehen.
Das Coronavirus ist in Italien und Spanien angekommen – und stellt damit die Schulen im Norden vor die Frage, wie sie mit Klassenfahrten umgehen sollen. Das Timmendorfer Ostsee-Gymnasium hat sich kurzerhand dazu entschlossen, den Italien-Aufenthalt von 23 Schülern abzubrechen. Die Schüler waren am vergangenen Freitag nach Montebelluna gereist. Der Ort liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Venedig. Mit dem Liceo (Gymnasium) Angelo Veronese in Montebelluna besteht schon seit Jahren ein Austausch.
Doch nachdem am Wochenende die Nachricht von einem Coronavirus-Ausbruch östlich von Mailand die Runde machte, nachdem auch der Karneval in Venedig am Sonntag vorzeitig beendet und nachdem ebenfalls deshalb das Liceo bis zum 1. März geschlossen wurde, entschied Cordula Braun, die Leiterin des Ostsee-Gymnasiums, die 23 Zehntklässler zurückzuholen. Ein in Bayern gecharterter Bus holte die Kinder ab, am Mittwoch waren sie wieder zu Hause.
Auch in Hamburg sind Verantwortliche besorgt
Das Gymnasium Ernestinenschule in Lübeck hat soeben aus demselben Grund einen vom 3. bis 13. März geplanten Austausch mit ihrer Partnerschule in Mailand abgesagt. Auch da sind die Schulen geschlossen. Ein Gymnasium aus der niedersächsischen Gemeinde Wedemark sagte am Mittwoch kurzfristig eine Skireise nach Südtirol ab.
In Hamburg ist bislang noch kein Austausch abgesagt worden. Dennoch gibt es einige Schulen, die ihren Blick nun gen Italien wenden. Zum Beispiel das Wilhelm Gymnasium in Harvestehude. Das altsprachliche Gymnasium schickt seine Neuntklässler jedes Jahr nach Rom, ein wunderbares Ziel, um den Lateinunterricht zu grundieren. In diesem Jahr ist geplant, dass sich rund 80 Schüler – drei volle Klassen – vom 20. bis 24. April in der italienischen Hauptstadt aufhalten werden. Schulleiter Martin Richter sagt: „Wir beobachten die Lage ganz entspannt. Es sind noch zwei Monate bis zum Reisetermin.“ Klar sei: „Wir haben immer die Sicherheit der Schüler im Blick.“
Info-Rundschreiben an die Schulen
Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium hat die Schulen mittlerweile per Rundschreiben über den richtigen Umgang mit dem Virus informiert. „Angesichts der aktuellen Entwicklung zur Ausbreitung des Coronavirus ist es empfehlenswert, in jedem Einzelfall gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern und Eltern und Lehrkräften abzuwägen, ob die geplante Auslandsfahrt angetreten werden sollte oder gegebenenfalls auch verschoben oder storniert werden kann, auch unter Berücksichtigung etwaiger Reiserücktrittskostenversicherungen“, heißt es in dem Schreiben.
Die Hamburg Messe hat zwar noch keine Veranstaltungen absagen müssen, man beobachte die aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus aber „sehr aufmerksam“. Wie Messe-Sprecher Karsten Broockmann dem Abendblatt sagte, stehe man in ständigem Kontakt mit dem Branchenverband AUMA. Bereits seit Anfang Februar achte die Messe verstärkt auf die Hygiene in ihren Räumlichkeiten, so Brockmann weiter. So sei die Reinigungsfrequenz generell erhöht worden, insbesondere auf den Toiletten. Türgriffe und Handläufe würden nun häufiger desinfiziert.
Wegen der Ansteckungsgefahr wird von Gang in Arztpraxis abgeraten
Wer jetzt in dem Hotel auf Teneriffa festsitzt, das wegen eines Corona-Falls unter Quarantäne gestellt wurde, kann darauf hoffen, dass der Reiseveranstalter seinen Rückflug bezahlt. Magdalena Hauser von der Airline Condor sagt: „Gäste, die derzeit im betroffenen Hotel auf Teneriffa unter Quarantäne stehen und ihren Rückflug deshalb nicht antreten können, werden gebeten, sich für die Buchung ihres Rückflugs an ihren Reiseveranstalter zu wenden, wenn es sich um eine Pauschalreise handelt. Gäste, die ihren Flug direkt bei Condor gebucht haben, buchen wir unter Vorlage der Hotelbuchungsbestätigung kostenfrei auf einen anderen Rückflug um.“
Wer seinen Flug nach Italien wegen des Coronavirus nicht antreten will, dürfte keinen finanziellen Schaden davontragen. „Wenn ein Kunde seinen bereits gebuchten Flug nicht antreten möchte, zeigen wir uns kulant und bieten eine kostenlose Umbuchung“, sagt Lufthansa-Sprecherin Sandra Kraft. Dies gilt auch für Eurowings, Austrian Airlines und Swiss.
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Wer glaubt, sich mit dem Virus infiziert zu haben, soll wegen der Ansteckungsgefahr nicht in eine Arztpraxis gehen, sondern seinen Hausarzt anrufen. „Diese Empfehlung gilt in erster Linie für Personen, die sich in den vergangenen 14 Tagen in betroffenen Regionen aufgehalten haben, oder Kontakt zu Personen hatten, die dort gewesen sind“, sagte Dirk Engelmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde.