Hamburg. Obst, Gemüse, Fleisch direkt vom Erzeuger: Das ist immer auch ein Stück Heimat im Einkaufsbeutel. Zehn besondere Orte.
Am schönsten ist die Anfahrt. Abseits von der Autobahn und den großen Hauptstraßen geht es über Kopfsteinpflaster, entlang von Feldern oder durch Alleen. Wer sich auf den Weg macht, um in Hofläden einkaufen zu gehen, entscheidet sich auch für eine Landpartie. Und unterwegs wird schnell deutlich: In Norddeutschland weisen unzählige Schilder auf Bauernhöfe mit eigenem Laden hin. Manche von ihnen sind klein und schlicht, andere bilden große Hofgemeinschaften mit Bäckereien, Käsereien und einem großen Veranstaltungsprogramm das ganze Jahr über. Ihren Reiz aber haben sie alle – egal wie groß, egal ob Gutshof oder kleiner Bauernhof.
Die genaue Zahl an Hofläden im Norden ist nicht bekannt, allein in Schleswig-Holstein sind es laut Landwirtschaftskammer bis zu 600. Geschätzt, denn Hofläden sind nicht meldepflichtig. Ihre Zahl sei konstant, aber die Produktpalette verändert sich, und die Läden werden immer professioneller: „In der Milchkrise 2016 gab es mehr Landwirte, die ihre Milch direktvermarkten wollten. Derzeit drängen viele Rindfleischvermarkter ins Geschäft“, sagt Daniela Rixen von der Landwirtschaftskammer. „In Zeiten, die für Landwirte immer schwieriger werden, entwickelt sich Direktvermarktung zum wichtigen, zusätzlichen Standbein.“ Die Betriebe können die Preise selbst gestalten und umgehen Zwischenhändler.
Für die Landwirte sind ihre Läden eine wichtige Einnahmequelle, für den Besucher ist die Fahrt zum Hofladen auch ein Lebensgefühl – eine Entscheidung für regionale Produkte, häufig auch aus bio-dynamischer Landwirtschaft, eine Entscheidung für den direkten Kontakt mit den Erzeugern und einem Stück Heimat im Einkaufsbeutel.
In Hofläden kann man wirklich regional einkaufen
Wer sonst schnell in den nächsten Supermarkt hetzt, um das Nötigste zu besorgen, kann bei der Landpartie das Einkaufen genießen, sich bewusst für das eine oder andere entscheiden. Und hier kann man wirklich regional einkaufen. „Auch Supermärkte haben den Trend Regionalität wahrgenommen. Produkte werden oft mit Heimat tituliert oder mit einem regionalen Anstrich versehen, sodass der Verbraucher das Gefühl hat, regional zu kaufen, obwohl es seinem Verständnis nach gar nicht mehr regional wäre, würde er genauer hinschauen oder hinterfragen“, weiß Walter Hollweg von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Regionalität ist kein geschützter Begriff und kann in unterschiedlichster Form ausgelegt werden.
Im Hofladen ist Nachfragen möglich und erwünscht und wohl unkomplizierter als im Supermarkt. „Immer mehr Bürger machen sich Gedanken darum, was sie essen, wie die Lebensmittel angebaut werden, woher sie kommen und wie es um das Tierwohl steht“, sagt Ulrich Reinhard von der Stiftung für Zukunftsfragen. Nachhaltigkeit ist mittlerweile mehr als ein Trend und fast schon Mainstream. „Auch spielt die Gesundheitsorientierung eine große Rolle, und jeden Tag Fleisch zu essen ist schon lange kein Zeichen mehr von Wohlstand.“
Gerade für Großstädter übten Bauernhofläden einen großen Reiz aus: „Da erscheinen der eigene Schrebergarten, das gemeinsame Gemüsebeet mit Nachbarn oder der Einkauf auf einem Bauernhof wie ein Ausflug in eine heile Welt. Genossen wird die Langsamkeit, das bewusste Innehalten oder auch die Ursprünglichkeit.“ Ein bisschen Tante-Emma-Laden eben, häufig verbunden mit einem Familienausflug. Der Einkauf auf dem Land wird dann zu einem Erlebnis.
Das Abendblatt stellt zehn ausgewählte Hofläden vor. Einige stammen aus der Lektüre „Gemütlich Kaffeetrinken und stilvoll feiern auf dem Lande“, herausgegeben von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, andere von persönlichen Empfehlungen und aus eigener Erfahrung. Weitere Infos und noch viel mehr tolle Hofläden, die hier nicht alle erwähnt werden können, gibt es im Internet unter: www.gutes-vom-hof.sh/einkaufen-erleben/
Und unter: www.service-vom-hof.de
1. Hof Klostersee
Die Fahrt durch die Felder zum Hof Klostersee bei Grömitz führt unvermittelt in eine andere Welt. Um eine Hofführung kommen die Besucher kaum herum. Sie lohnt sich auch. Denn sonst würde einem womöglich die mächtige Eiche entgehen, die hinter der Hofbäckerei steht, und das schon seit ungefähr 400 oder 600 Jahren. So genau lässt sich das Alter nicht feststellen, ohne den Baum bei der Altersbestimmung zu beschädigen. Er ist als Solitärbaum gewachsen und so breit, dass es neun Menschen braucht, um ihn zu umarmen. Die Eiche ist damit die älteste Hofbewohnerin.
Seit 1987 wird der Hof bio-dynamisch bewirtschaftet. Die Menschen, die hier leben und arbeiten, betreiben als Verein eine Bäckerei, eine Käserei und Landwirtschaft. 1990 erhielt der Klostersee die Demeter-Anerkennung. Auf den Feldern, die den Weg zum 2,5 Kilometer entfernten Strand säumen, wachsen sieben verschiedene Feldfrüchte in wechselnder Fruchtfolge auf 160 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Nach Demeter-Maßstäben bedeutet unter anderem, dass die 130 Rinder und 40 Schweine artgemäß mit eigenem Futter versorgt werden, der Boden mit kompostiertem Mist gedüngt wird unter Verwendung biologisch-dynamischer Präparate, die Landschaft vielseitig gestaltet wird und so beispielsweise auch Hecken angelegt werden.
Im Mittelpunkt der Hofgemeinschaft steht aber der Hofladen im ehemaligen Pferdestall. Gerlinde und Alberto Ariberti betreiben das Geschäft von Beginn an. Weil die Nachfrage nach hofeigenen Erzeugnissen wie Brot, Käse (zehn verschiedene Sorten), Milchprodukten (Quark, Joghurt, Rohmilch), Getreide und Mehl oder Fleisch aber stetig wuchs, musste auch der Laden vergrößert werden; er ist auf 150 Quadratmeter inklusive einem Café angewachsen. Alle zwei Wochen werden zwei Schweine geschlachtet, einmal im Monat ein Rind. Hühner gibt es nicht. „Weil wir dann wieder jemanden bräuchten, der sich um sie kümmert“, sagt Gerlinde Ariberti. So kommen die Eier von einem Bauernhof in der Nähe. Das Sortiment umfasst außerdem Bioweine, Naturkosmetik, Tees, Kaffee, Antipasti, Seifen, Waschmittel – alles, was die knapp 30 Hofbewohner für das tägliche Leben brauchen. Dabei kommen viele Waren von anderen Höfen.
Der Kontakt zu den anderen Erzeugern ist Gerlinde Ariberti wichtig. „Wir schauen uns die Höfe an.“ So kennen die Aribertis auch den Hof in Italien genau, der sie mit Parmesan beliefert. Das Besondere an ihrem Hofladen: „Er ist ein Begegnungsort, wo wir Landwirtschaft und Landleben spürbar machen“, sagt Ariberti. Gerade erst wurde der Laden als bester Bio-Hofladen einer Kundenzeitschrift ausgezeichnet. Einkaufen in einer schönen Atmosphäre fernab jeglicher Hektik.
Die Aribertis sind froh darüber, dass neben den Touristen und Ausflüglern viele Einheimische zum Einkaufen kommen. Denn so soll es auch sein, ein Laden für jedermann. Im Winter, wenn viele Touristen ausbleiben, ist allerdings weniger los. Tipp: bei schönem Wetter vor dem Café Platz nehmen, einen Cappuccino trinken und ein Stück Kuchen von Konditorin Christine Ellenberg essen und das Hoftreiben beobachten. Die Einheimischen nennen die Hofanlage die „Insel“. Eine Insel der Erholung und Entschleunigung.
Hofgemeinschaft Klostersee, Klostersee 1, Grömitz. Mo–Sa 9–18 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen, www.klostersee.org
Tipp: Zum Ostseestrand ist es ganz nah. Es gibt dort auch einen Parkplatz. Man kann vom Klostersee auch zu Fuß dorthin. Das Besondere: Dort gibt es einen Hundestrand.
2. Gut Rothenhausen
Ganz ähnlich und doch anders ist das Gut Rothenhausen bei Lübeck. Vorbei an einem Waldkindergarten geht es über Kopfsteinpflaster in die Idylle am Feldrand. Auch dieser Hof ein Demeter-Hof, der nach bio-dynamischen Grundsätzen von einem Verein betrieben wird, einer Hofgemeinschaft. Seit nahezu 45 Jahren ist der Hof hier, genauso lange gibt es den Laden mit Naturkost-Vollsortiment. Obst und Gemüse kommen aus der eigenen Gärtnerei, Salate, Kohlsorten, sogar Melonen stammen vom Hof, genau wie Fleisch- und Wurstwaren, Milch und Käse. Das Brot kommt auch aus der eigenen Backstube mit rund 16 Brotsorten. „Der Blätterteig für die Croissants wird von Hand gefaltet“, sagt Ladenleiterin Hanna Dörschug.
Der Hof ist ein beliebtes Ausflugsziel von Familien. „Das Interesse an Ernährung steigt, wenn man Eltern geworden ist. Die Familien schätzen die Nähe zum Erzeuger“, sagt Hanna Dörschug. Und den großen Spielplatz, der bei den Kleinen beliebt ist, genau wie Tiere gucken. Aber: „Wir betreiben keinen Streichelzoo, aber man kann durchaus mal beim Melken zuschauen“, sagt Hanna Dörschug. 27 Milchkühe leben hier.
Neuestes Projekt sind zwei Hühnermobile mit jeweils 200 Hühnern, und zwar mitsamt den Hähnchen, die ansonsten geschreddert würden. „Wenn bei uns die Kunden Eier kaufen und einmal im Jahr ein Brathähnchen, geht unsere Rechnung mit den Hähnchen auf“, sagt Dörschug.
Gut Rothenhausen, Gut Rothenhausen, Groß Schenkenberg, Di–Fr 9–18 Uhr, Sa 9–16 Uhr. www.gutrothenhausen.de
3. Carstens
Noch persönlicher ist ein Einkauf bei Familie Carstens aus Besenthal bei Gudow. Kaum von der A24 runter, riecht es gleich nach Bauernhof, nach dieser Mischung aus Mist und Tieren. Den Hof gibt es schon seit 1650. Dort, wo früher der Kälberstall war, hat Iris Carstens ihren kleinen Hofladen. Die Spezialität sind die eingemachten Waren in den Gläsern – ob Senfgurken oder Bohnen. Der Abendblatt-Fotograf hat sie probiert und sagt: „Die machen süchtig.“ Gibt wohl Schlimmeres.
Schwiegermutter Irene legt das Gemüse nach alten Familienrezepten ein. „Die Gewürzgurken sind der Renner“, sagt Iris Carstens. Die Kunden kämen extra aus Baden-Württemberg und deckten sich mit den Gläsern ein. Zumindest kommen sie extra vorbei, wenn sie am nahe gelegenen Schaalsee Urlaub machen. 600 Gläser kocht Irene Carstens jedes Jahr ein. Manchmal sind sie bereits im Sommer ausverkauft. 32 verschiedene Marmeladensorten und Gelees, darunter Quittengelee, Apfelbeere und Chutneys stehen außerdem im Regal.
Und weil sie ursprünglich Spielwarenverkäuferin ist, können sich kleine Besucher mit Puzzlen und Spielen eindecken. Schwerpunkt aber sind die Kartoffeln – 1200 Tonnen rodet Landwirt Dirk Carstens im Jahr. Und kaum jemand ahnt, wie viel Arbeit dahintersteckt: Während der etwa dreiwöchigen Erntesaison im September/Oktober sitzt er täglich von 9 bis 20 Uhr auf dem Trecker. Die Sorte Belana läuft am besten, dann gibt es noch die Rote Laura, Linda, die mehlige Gunda, Cilena oder Andrea. Rund 400 Kartoffelsorten gibt es in Deutschland. Die Verbraucher seien konservativ und bleiben ihrer Sorte treu. „Eine neue einzuführen ist schwierig“, sagt Dirk Carstens.
Wie die meisten Hofläden produzieren die Carstens vieles selbst, andere Produkte kaufen sie von benachbarten Höfen dazu, wie zum Beispiel Eier oder Honig. „Ich weiß immer, wo alles herkommt“, sagt Iris Carstens. Die Wurstwaren beziehen sie von der nahe gelegenen Landschlachterei aus Woltersdorf. Das Wildschweinsauerfleisch aber legt Irene Carstens selbst ein. „Der Jäger schießt es und bringt es dann vorbei. Hier auf dem Hof kochen wir das Fleisch und wecken es ein“, so Iris Carstens. Vor der Tür ihres Hofladens laufen gerade Elvis und Blacky vorbei, die Hauskatzen. Insgesamt 15 Katzen, ein Hund und drei Ziegen leben auf dem Hof. Außerdem 140 Rinder, darunter 60 Milchkühe. Bauernhof eben.
Carstens Bauernladen, Dorfstraße 5, Besenthal, täglich 8–18 Uhr, sonntags auf gut Glück oder nach Vereinbarung, www.carstensbauernladen.de
Tipp: Im nahe gelegenen Unesco-Biosphärenreservat Schaalsee ist noch bis Mitte Oktober Kranichzeit. Der abendliche Kranichflug lässt sich vom Beobachtungsstand in Zarrentin aus verfolgen. Infos: www.kranich-schutz.de
4. Hofladen Hardebek
Einen Abstecher wert, beispielsweise während einer Fahrradtour auf dem alten Ochsenweg, ist der Hofladen Hardebek. Genau genommen ist er mehr als das: Er ist Begegnungsstätte für die Anwohner, rund 40 Menschen mit und ohne Behinderung wohnen und arbeiten hier. Für sie bietet der Hofladen die Grundversorgung – mit hofeigenem Obst und Gemüse, Brot, Kuchen, Eingemachtem, eigenen Kräutertees, Wurstwaren – alles in Bio- und Demeter-Qualität. „Das Einkaufen bei uns ist unkompliziert, man kann sich auch mal etwas zurücklegen lassen“, sagt Vertriebsleiterin Laura Laschke.
Viele Radfahrer kommen hier vorbei. Denn der Laden liegt auf dem 245 Kilometer langen Ochsenweg, der im 19. Jahrhundert der zentrale Landweg zwischen Dänemark und Norddeutschland war. Die Radroute „Alter Ochsenweg“ beginnt in Wedel und teilt sich in Uetersen in eine östliche und westliche Route. Die Hofladenmitarbeiter richten für größere Gruppen einen Imbiss oder Nachmittagskaffee aus. Reservierungen unter 04324/882 79 15.
Hof Hardebek, Hauptstraße 32, Hardebek, Mi–Fr 10–18 Uhr, Sa 8.30–12 Uhr, www.weide-hardebek.de
5. Gut Wulksfelde
Radfahrer kaufen auch gern im Hofladen auf Gut Wulksfelde während ihrer Tour ein. Während die bislang genannten Läden Ruhe und Beschaulichkeit bieten, ist das hier in Tangstedt ein wenig anders. Der Hofladen ist eher ein Bio-Supermarkt, es ist ein Kommen und Gehen. Nebenan gibt es ein Restaurant und ein Café mit Kürbissuppe an diesem Tag. „Ah, alles bio“, sagt sie zu ihm. „Schmeckt toll, oder?“ Der Mann antwortet nicht, sondern genießt. Der Andrang ist gerade an Wochenenden manchmal sehr hoch, sodass der Parkplatz erweitert wird – dann inklusive E-Zapfsäule für Räder und Autos.
Der 600 Quadratmeter große Hofladen bietet alles, was auch ein Supermarkt hat. Nur hier mit viel hofeigenem Obst und Gemüse, hausgemachten Nudelsoßen und Suppen, Wulksfelder Rindfleischsalat, Currywurst aus dem Glas, Fleisch und Wurst, teils von eigenen Tieren, teils zugekauft. Geht man aus dem Laden hinaus um die Ecke, kann man die Schweine sehen, deren Fleisch es irgendwann hier zu kaufen gibt. Alles ist transparent. Hofladen-Leiterin Sandra Schniederkötter: „Ich sehe, wo mein Schnitzel herkommt.“ Sie sagt, dass die Kunden mehr noch als früher auf die Herkunft achten und lieber teurere Hirse aus dem Spreewald kaufen statt die günstigere Chinaware.
Früher war der Laden ein Rinderstall, heute arbeiten hier bis zu 70 Beschäftigte. Aletta Nissen aus Bergstedt kauft hier regelmäßig ein, „weil ich weiß, wo die Produkte herkommen und weil sie von guter Qualität sind“. Das Gut ist mehr als der Hofladen, es gibt einen Streichelzoo für Kinder, Hofführungen und Aktionstage.
Gut Wulksfelde, Wulksfelder Damm 15–17, Tangstedt, Mo–Sa 8–19 Uhr, Backshop sonntags 8–17 Uhr, www.gut-wulksfelde.de
Tipp: Das Gut bietet eigentlich Abwechslung genug. Aber es gibt noch mehr. Flyer am Eingang sind umsonst und zeigen den Wulksfelder Rundwanderweg, den es in einer kleinen (vier Kilometer, toll für Kinder), einer großen (sechs Kilometer) und einer sehr großen Runde (acht Kilometer) gibt.
6. Biohof Ottilie
„Unsere kleine Hofstelle ist eine Liebeserklärung“, sagt Kirsten Hintz über ihre Ottilie, Bio-Hofladen und Café im Alten Land. Was für eine Liebeserklärung. Den Mittelpunkt des Hofplatzes bildet der fast 100-jährige Walnussbaum. Einkaufen im Hofladen ist eben mehr als Shoppen. Es ist Einkaufen mit Genuss. Ankommen und ausspannen, darum geht es hier. „Die Pause im Alltag wagen, ausbrechen, innehalten und alle an einen Tisch“, sagt Kirsten Hintz.
Seit sieben Jahren betreibt die Hamburgerin dieses Idyll am Elbdeich. Sie hat den Biohof Ottilie genannt, weil ihre Großmutter so hieß. „Sie erinnert mich daran, wie es war, wenn man im Alltag eine Pause gemacht hat.“ Der Hofladen bietet sortenreine Apfelgelees, Säfte, Bio Obst und Gemüse nach saisonalem und regionalem Angebot, Bioland-Eier sowie Bioland-Kartoffeln, hofeigenen Honig und ausgewählte Produkte von kleinen Manufakturen. Vollkornbrot gibt es immer freitags von der Vollkornbackstube Brotstern: Bestellungen dafür werden entgegengenommen. Außerdem: Getreide, Mehle, Müsli, Kekse, Öl und Essig, Kräuter und Tees. Und exklusiv: Altländer Apfelketchup.
Neu dazugekommen sind Milchprodukte aus der Hofmolkerei Dehlwes. Unbedingt im Café einkehren. Dort wird alles selbst gebacken in Bioland-Qualität. „Unsere Torten und unsere Streusel sind überregional bekannt und werden immer weiter empfohlen“, sagt Kirsten Hintz.
Biohof Ottilie, Ort 19, Mittelnkirchen, Fr–Mo und an Feiertagen 11–17.30 Uhr. Außerhalb nach persönlicher Vereinbarung, www.biohof-ottilie.de
Tipp: Schon die Anfahrt mit der S-Bahn nach Wedel, mit dem Rad zum Fähranleger und rüber ins Alte Land nach Lühe ist wie Urlaub. Von dort radelt man nach Steinkirchen, bestaunt in der Kirche die Arp-Schnitger-Orgel aus dem Jahr 1687 und fährt dann weiter zur Ottilie nach Mittelnkirchen. Kaffee und Kuchen hat man sich an dieser Stelle verdient.
7. Landladen Kühl
In einem alten traditionellen Haubarg aus dem Jahr 1841, dem typischen Bauernhaus der Halbinsel Eiderstedt, hat Nann Kühl seinen Landladen Kühl auf Hülkenbüll. „Haubarg“ bedeutet eine Stätte zum Bergen (Stapeln) von Heu. Jahrhundertelang lebten Mensch und Tier in Haubargen unter einem Dach, in getrennten Räumen. Aus einem alten Kälberstall entstand im Jahr 1991 der Hofladen. „Wir sind auf den Anbau sowie die Vermarktung von Erdbeeren spezialisiert. Aus eigener Produktion werden außerdem Fruchtaufstriche, Eier und Dörrobst angeboten“, sagt Nann Kühl.
Im Herbst sind seine selbst angebauten Kürbisse – zum Essen oder als Deko – der Blickfang vor dem Haubarg. Die Kürbisse werden noch den kompletten Spätsommer und Herbst verkauft. Auch hier gibt es eine große Auswahl an regionalen Erzeugnissen wie Gemüse, Käseprodukte und Lammfleisch, Blumen und Stauden, Lammfelle und Gartendeko. Neu ist eine Auswahl an Teesorten. Ab Juli bis Ende September hat Nann Kühl ein Maislabyrinth aufgebaut.
Landladen Kühl, Hülkenbüll 2, Garding, Mo–Sa 8–18 Uhr, So 10–18 Uhr, www.landladen-kuehl.de. Nann Kühl vermietet auch Ferienwohnungen.
Tipp: Na klar, wer schon mal hier ist, sollte einen Abstecher nach St. Peter-Ording machen, das sind nur 15 Minuten Autofahrt. Am Strand sind Drachen erlaubt, Sandburgenbauen ebenso. Und Nichtstun ohnehin.
8. Hofladen Aderhold
Wer den Hofladen Aderhold betritt, findet sich in einem liebevoll dekorierten Geschäft mit antiken Küchenbüffets, alten Obstkisten, Paletten oder Leiterwagen wieder. Neben Eiern gibt es hier Obst und Gemüse je nach Saison, Fleisch von den eigenen schottischen Hochlandrindern, Milchprodukte, Käsesorten, Wurst, Wein, Bier oder Süßes. „Wir sind stetig auf der Suche nach neuen Dingen für unseren Hofladen“, sagt Friderike Nissen, die den Laden leitet.
Lange Zeit verkaufte sie ihre Waren auf der Diele, vor knapp einem Jahr eröffnete sie den Hofladen, und seit einigen Monaten gibt es eine Unverpackt-Bar, in der die Kunden lose Lebensmittel wie Müsli, Nüsse oder Nudeln aus hofeigenen Eiern mitnehmen können. „Der Hofladen“, sagt Lebensgefährte Thies Aderhold, „bietet eine gute Plattform, uns zu präsentieren und mit den Kunden in direkten Kontakt zu treten.“ Er führt den Hof bereits in fünfter Generation. Bekannt ist der Bio- und Freilandhühnerhof mit mehr als 15.000 Legehennen, davon 3600 Biohennen, vor allem für die Eier.
Hof Aderhold, Zum Schlüsbeker Moor 33, Kiel, Mo–Sa 7–19 Uhr, So 7–12 Uhr, www.hof-aderhold.de
9. Overmeyers
Auf fünf Hektar Land bauen die Overmeyers aus Seevetal-Emmelndorf von Bohnen bis Zwiebeln fast sämtliche Gemüsesorten an, die in Norddeutschland im Freien gedeihen – insgesamt mehr als 40 Sorten Gemüse und 20 Salatsorten. In der Saison frisch geerntet und direkt vom Feld ins Gemüseregal. Dazu bieten Kerstin Overmeyer und ihr Mann Uli rund 180 Käsesorten an: Das Sortiment in ihrem Hofladen ist so umfangreich wie in einem Hamburger Bio-Supermarkt. Sechs Bäckereien liefern jede Woche etwas 50 verschiedene Brotsorten.
Sie halten Legehennen und eine Herde Galloway-Rinder. Das ist noch nicht alles: In ihrer Hofmanufaktur wird vieles von dem, was im Boden wächst, zu Lebensmitteln veredelt – Kohlrabiblatt-Pesto zum Beispiel. Garantiert ohne Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker oder Verdickungsmittel. Und wer schon einmal hierher gefahren ist, sollte sich auch an der langen Holztafel mit Panoramablick auf die Koppeln bei Kaffee und Kuchen entspannen. In der Woche gibt es auch einen wechselnden Mittagstisch.
Overmeyer Landbaukultur, Emmelndorfer Straße 55, Seevetal, Mo–Fr 8–19 Uhr, Sa 8–16 Uhr, www.overmeyer-landbaukultur.de
10. Steinbecker Hofladen
Klein, aber oho: Auf gerade einmal 25 Quadratmetern verkauft Birgit Mann Produkte vom Bauernhof der Familie. Bekannt ist der Hofladen vor allem für die Fleisch- und Wurstspezialitäten aus eigener Produktion. „Wir verarbeiten unsere eigenen Schweine und Rinder zu Wurst“, sagt Birgit Mann.
Ausgangspunkt war die Unsicherheit der Verbraucher nach diversen Lebensmittelskandalen und der BSE-Krise. „Dem wollten wir entgegenwirken. Hier können die Kunden sehen, wo ihr Fleisch herkommt“, sagt Mann. Die Wurst im Glas (Leberwurst, Sülze, Rotwurst, Mettwurst, Kasseler Leberwurst) ist der absolute Renner, auch bei den vielen Touristen, die im nahe gelegenen Boltenhagen Urlaub machen. Kein Wunder, dass die Steinbecker Glaswurst auch in Süddeutschland begehrt ist.
Außerdem im Sortiment sind Rohmilch und diverse Käsesorten aus der Region sowie ganz neu Kleidung aus 100 Prozent Schafswolle. Es gibt etliche Pflegeprodukte, Aufstriche, verschiedene Senfsorten – alles, was ein großer Hofladen auch hat. Ein Besuch hier lohnt sich auch, um mal wieder schönes Bauernhofambiente zu erleben. Denn die Familie führt den Vollerwerbshof mit 250 Milchkühen, Viehzucht und Ackerbau bereits in fünfter Generation. Während Enkeltochter Katharina (24) im Hofladen hilft, ist Birgit Mann für den Kuchen und die Torten im hofeigenen Café zuständig – die backt sie alle selbst.
Steinbecker Hofladen, Dorfstraße 10, Steinbeck, Mo–So 10–18 Uhr, www.steinbecker-hofladen.de
Tipp: Das Ostseebad Boltenhagen liegt nur etwa 20 Minuten Autofahrt entfernt. Wer hier länger bleiben möchte, kann auf dem Bauernhof von Birgit Mann und ihrer Familie auch eine Ferienwohnung mieten.