Bremen/Hannover/Kiel/Spiekeroog. Alle Ereignisse rund um den globalen Klimastreik in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.
Zum globalen Klimastreik der Fridays for Future-Bewegung gingen am Freitag im Norden mehr als hunderttausend Demonstranten auf die Straßen. Die größte Kundgebung war in Hamburg angemeldet. In Schleswig-Holstein sollte es in mehr als 20 Orten Klimaschutz-Demonstrationen geben.
Spiekeroog: 400 Demonstranten auf 750-Einwohner-Insel
Am Freitagmorgen gehörten die Bewohner von Spiekeroog und ihre Gäste mit zu den ersten Demonstranten des globalen Klimastreiks. Rund 400 Menschen demonstrierten auf der autofreien Insel für den Klimaschutz. Sie zogen von der Ortsmitte zum Inselhafen. "Am Hafen wird besonders deutlich, dass bei einem Anstieg des Meeresspiegels durch die Klimaerwärmung das Wattenmeer und die Inseln als Lebensraum für Tausende Tiere und den Menschen bedroht sind", sagte Swantje Fock, die Leiterin des Nationalparkhauses auf der Insel gegenüber dem epd.
Festivalstimmung: 31.000 Teilnehmer in Bremen
In Bremen begann der Klimastreik mit 13.000 Menschen am Freitagvormittag vor dem Bremer Hauptbahnhof. "Das ist ein unglaublich langer Demonstrationszug, ich bin überwältigt", sagte auf dem Lautsprecherwagen die Studentin und Aktivistin Frederike Oberheim, die sich in Bremen bei Fridays for Future engagiert.
Am Morgen hatten mehrere Hundert Jugendliche der Interventionistischen Linken zeitweise mit einer Sitzblockade die zentrale Wilhelm-Kaisen-Brücke blockiert. Radfahrer legten auf mehreren Straßen den Verkehr lahm. Die Aktionen blieben friedlich. Die Polizei twitterte: " Die Stimmung ist gut" und sprach gegen 12 Uhr von 31.000 Demonstranten. Gegen 14 Uhr wurde die Versammlung auf dem Marktplatz von der Versammlungsleiterin beendet, twitterte die Polizei Bremen.
Klimastreik: Sternmarsch in Hannover
Die Fridays-for-Future-Bewegung hat den globalen Streiktag auch in Niedersachsen gestartet. In Braunschweig waren am Vormittag bereits zahlreiche Demonstranten unterwegs, wie ein Polizeisprecher sagte: "Die Demonstration ist im Gange, wir gehen von derzeit ungefähr 5000 Teilnehmern aus." Auch im benachbarten Wolfenbüttel begannen am Vormittag die ersten Aktionen. "Es ist pünktlich um 10.00 Uhr losgegangen“, berichteten die Beamten. Hier beteiligten sich Schätzungen zufolge zunächst rund 400 Demonstranten, vor allem Schülerinnen und Schüler.
In Hannover und in weiteren niedersächsischen Städten hatten Klimaaktivisten sowie ein Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften, städtischen Einrichtungen und politischen Gruppen ebenfalls Proteste angekündigt. Am Hauptbahnhof der Landeshauptstadt waren morgens viele Jugendliche zu sehen, die auf dem Weg zu den Kundgebungen waren. Der angekündigte Sternmarsch startete um 12.30 Uhr in Richtung Friederikenplatz. Dort soll um 16 Uhr die Endkundgebung stattfinden. Gegen 13 Uhr meldete die Polizei am Küchengartenplatz 3000 Teilnehmer. Gegen 14 Uhr sprach die Polizei von insgesamt etwa 26.400 Teilnehmern. Die Aufzüge mussten teilweise wegen gefährdeter Sicherheitslage durch die hohe Teilnehmerzahl umgeleitet werden.
Straßensperrungen wurden eingerichtet und Autofahrer gebeten, den Bereich der Endkundgebung zu meiden. Auch Straßenbahnlinien und Busfahrpläne sind im Innenstadtbereich und im Bereich Schwarzer Bär laut Üstra auf Twitter von den Demonstrationen betroffen.
Landesbischof und Umweltminister nahmen teil
Unter den Demonstranten war auch der evangelische Landesbischof Ralf Meister. In einer kurzen Rede zum Start ermutigte er die Jugendlichen, weiter zu protestieren. "Eine von euch hat mir neulich gesagt: 'Du gehörst zu einer Generation, die es verkackt hat'", sagte er und stimmte der Kritik zu: Seine Generation habe zu lange ignoriert, was auf dem Spiel stehe.
Auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) hatte sich als einziges Mitglied der SPD/CDU-Landesregierung unter die Demonstranten gemischt. "Der Klimawandel treibt mich seit Jahren um", sagte er dem epd. Aber seit „Fridays for Future“ für den Klimaschutz kämpfe, seien klimapolitische Ziele viel leichter durchsetzbar. Dass sich auch eine linksextremistische Gruppe an den Protesten beteilige, habe ihn nicht davon abgehalten, sich mit den Jugendlichen zu solidarisieren, betonte Lies, der für seine Teilnahme im Vorfeld Kritik einstecken musste: "Auf der einen Seite stehen Zehntausende junge Menschen, auf der anderen Seite nur eine kleine Gruppe."
Weitere Demonstrationen in Niedersachsen
Am Mittag setzte sich in Göttingen ein Protestzug mit mehreren Tausenden Teilnehmern aus jungen Leuten und Erwachsenen in Bewegung. Zuvor hatten sich Schüler an Sternmärschen zum Rathaus der Stadt beteiligt. Ein Bündnis aus mehr als 30 Organisationen und Verbänden hatte vor Ort zu den Protesten aufgerufen.
In Delmenhorst meldete die Polizei nach Ende der Demonstration etwa 1000 Personen. In Cloppenburg trafen sich etwa 1800 Teilnehmer am Europaplatz. Mehrere Demonstrationen begleitete die Polizei auch in der Region Lüneburg mit insgesamt einigen tausend Teilnehmern.
In Buxtehude versammelten sich zunächst etwa 800 Schüler und Erwachsene auf dem Schafmarktplatz. Unterwegs schlossen sich weitere Passanten dem Aufzug an. Nach mehreren Kundgebungen und ohne Störungen oder Zwischenfälle endete die Demonstration mit insgesamt 1000 Teilnehmern gegen 13 Uhr.
"Großer Zulauf" bei Kieler Klima-Demo
In Schleswig-Holstein rechnete die Polizei mit mehr als 20 Demonstrationen. Gegen 12 Uhr twitterte die Polizei von "großem Zulauf" bei der Demonstration in Kiel. Um 13.30 Uhr meldete die Polizei etwa 10000 Teilnehmer und informiert über diverse Straßensperrungen.
Auch in Lübeck haben sich am Freitag mehrere tausend Menschen an einer Klimaschutzdemonstration beteiligt. Die Polizei sprach von 4000 Demonstranten, die von der Musik- und Kongresshalle aus durch die Innenstadt zogen. Am Sportplatz „Buniamshof“ schlossen sich weitere Schüler an, die dort am Staffeltag der Lübecker Schulen teilgenommen hatten.
Demonstrationen in Mecklenburg-Vorpommern
In Schwerin wurde eine Demonstration zum Klimastreik gegen 15.30 Uhr beendet. Laut Polizei Schwerin verhielten sich die 1800 Teilnehmer friedlich. Auch für Rostock, Wismar und weitere Städte in Mecklenburg-Vorpommern waren Klimastreiks angekündigt.