Bremen. Explosionen, immer wieder Salven aus Maschinenpistolen: Die Polizei hat in der Nacht zu Freitag den Ernstfall in Bremen geprobt.

Um 22.00 Uhr knallt es unmittelbar vor dem Bahnhof in Bremen. Drei schwer bewaffnete Maskierte schießen wahllos auf Passanten in der Halle. Es gibt Verletzte und Tote. Die Polizei erschießt einen der Attentäter, einen nimmt sie fest. Nach Minuten ist der Horror vorbei. Als „Alptraumlage“ bezeichnet Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) das Szenario der Großübung, an der in der Nacht zum Freitag insgesamt 1200 Beamte der Bundespolizei und der Bremer Landespolizei teilnahmen. „Wir haben alle die Hoffnung, dass wir das nie in Echt erleben.“

Für die Aktion wurden Teile des Bahnhofs mit hohen Sichtschutzzäunen abgesperrt. Auf dem sogenannten Campus der Großaktion ist die Bundeswehr im Schminkzelt im Einsatz. Dort werden Polizeischüler zu Verletzten präpariert. „Einmal eine Kopfwunde“, sagt einer der Soldaten und verpasst dem jungen Statisten per Knetmasse und roter Schminke eine klaffende Wunde an der Stirn, die heftig blutet. Auch offene Knochenbrüche und Schusswunden sind im Angebot. Es wird viel gelacht, der Ton ist robust. Doch später ist die Situation mehr als ernst. „Töten beenden, Leben retten“, so formuliert Polizeisprecher Nils Matthiesen den Sinn des Einsatzes.

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Übungen auch in anderen Städten

Zehn solcher Übungen gab es bundesweit schon, unter anderem in Hannover, Berlin und Stuttgart. Immer ging es darum, die Konzepte der unterschiedlichen Einsatzebenen und -beteiligten wie Bundespolizei, Länderpolizei, Feuerwehr, Spezialeinheiten auf Praxistauglichkeit abzuklopfen; und das unter möglichst realen Bedingungen. „Wir leben in einer Welt, in der wir die Augen nicht verschließen dürfen“, sagt Mäurer, der auf Anschläge in Brüssel, London, Madrid und vielen anderen Orten verweist.

Die Polizisten waren gut gesichert.
Die Polizisten waren gut gesichert. © Bundespolizei

Terroristen hätten in vielen Städten eine „Blutspur der Verwüstung“ hinterlassen. Für Bremen gebe es keine konkrete Anschlagsgefahr, so der Senator. Aber sicher könne man nie sein. Die Übung dauerte bis 4 Uhr in der Früh am Freitag, insgesamt gab es vier Durchläufe. Der Bahnverkehr wurde nicht beeinträchtigt, obwohl auch einige Gleisanlagen für die Übung gesperrt wurden.

"Die Wahl von Bahnhöfen als Übungsorte entstand aus der ordnungspartnerschaftlichen Zusammenarbeit der Bundespolizei und der Deutschen Bahn AG. Da derartige Übungen unabdingbar für den Schutz der Infrastruktur und Bahnhofsnutzer sind, unterstützt die DB die notwendigen Vorbereitungen und Maßnahmen mit allen involvierten Bereichen", Manuela Herbort, Konzernbevollmächtigte der DB AG.

Durchsagen in den Zügen

Damit Fahrgäste nach dem Halt in Bremen nicht vor Schreck wieder in den Zug steigen und weiterfahren, gab es nicht nur im Bahnhof, sondern auch im Zug Durchsagen, die auf die laufende Polizeiübung aufmerksam machten. „Es besteht keinerlei Gefahr“, lautete der zentrale Satz der Durchsagen. Vor den Bahnhofshotels saßen derweil Gäste und Touristen entspannt und plaudernd draußen an Tischen. Sie bekamen wenig von der Aktion mit. Im Ernstfall wäre das anders.