Grömitz. Ostsee-Urlaubsorte unterziehen sich Verjüngungskur. Ziel: Junge Touristen für Grömitz, Scharbeutz und Pelzerhaken begeistern.
Omm! Tief ein- und langsam ausatmen und die ganze Energie dieses Ortes aufnehmen, sagt Yogalehrerin Stefanie Preuß. Sonntagmorgen am Grömitzer Strand. Möwen kreischen, Meisen zwitschern, und die Sonne streichelt die Haut bereits um 7.30 Uhr. Die Bagger, die den Strand säubern, sind auch schon unterwegs. Die Luft schmeckt salzig, und in die Nase strömt der für die Ostsee so typische Seetanggeruch. Alle Sinne sind gefragt beim Strandyoga. Regelmäßig von April bis Oktober gibt die 42-Jährige Yogakurse am Meer an und bietet Einheimischen und Gästen das an, was sich die Verantwortlichen aus dem Tourismus an der Ostsee noch viel mehr wünschen: Trendsportarten, Aktionen, neue Restaurants und moderne Hotels, mit denen sich in der Nebensaison auch jüngere Leute begeistern lassen. Erstmals haben sich die Badeorte Timmendorfer Strand, Grömitz, Pelzerhaken und Scharbeutz an der Lübecker Bucht zusammengeschlossen und bieten ortsübergreifend die Veranstaltungsreihe „Sup&Soul Beach Tour“ bis Anfang August an.
Es gibt kostenlose Yogakurse am Strand
Strandyoga, sagt Stefanie Preiß, die vor sieben Jahren aus Bergedorf ins ruhigere Cismar bei Grömitz gezogen ist, sei etwas völlig anderes als Yoga im geschlossenen Raum. „Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. In den Studios ist man in oberen Etagen, hier bist du am Boden, du spürst die Elemente, kannst viel mehr Lebensenergie aufnehmen.“ Vielleicht gelingen die Übungen im Sand nicht ganz so akkurat wie auf einer Yogamatte, aber das Meer beim herabschauenden Hund zu sehen mit dem Kopf zwischen den Beinen, das hat schon was. Das kann in diesem Sommer jeder ausprobieren.
Bei der Sup&Soul Beach Tour gibt es kostenlose Yogakurse am Strand, auf dem Wasser, außerdem Schnupperkurse im Stand-up-Paddling (SUP). Yoga auf dem Wasser? Ja, auch das geht. Auf einem an einem Ponton befestigten SUP-Board ist jede Übung durch den beweglichen Untergrund besonders intensiv. Diese wackelige Angelegenheit trainiert auch das Gleichgewicht. Ein Platscher in die Ostsee nicht ausgeschlossen. Food-Trucks und Bands, die live Musik spielen, gehören zum Programm.
„Es geht darum, dass die Leute, die sich hier ausprobieren, etwas mit nach Hause nehmen“, sagt Veranstalter Dirk Herpel. Das Besondere am Stand-up-Paddling: „Das kann jeder, und du hast bereits nach fünf Minuten ein Erfolgserlebnis.“ Den Auftakt machte Timmendorfer Strand, nach Grömitz geht es weiter nach Scharbeutz und Pelzerhaken. Die seichten Sandstrände an der Lübecker Bucht seien dafür sehr gut geeignet. „Hand in Hand wollen wir unseren Gästen einen tollen Mehrwert bieten und durch den engen Austausch eine schöne Veranstaltungsreihe auf die Beine stellen“, sagt Janina Kononov, Tourismusdirektorin in Grömitz. Denn dass die Ostseeorte gemeinsam etwas auf die Beine stellen, ist noch keine Selbstverständlichkeit. Diese Sup&Soul Beach Tour soll der Startschuss sein für weitere gemeinsame Aktivitäten.
Kononov will junge Familien an die Ostsee locken
Sie ist ein Weg der Tourismusleute, um jüngere Leute im Alter von Mitte 20 bis Mitte 40 anzuziehen. Denn vor allem in der Nebensaison dominiert auf der Strandpromenade in Grömitz ein reiferes Publikum vor der Betonkulisse von Hotels, die „Poseidon“ oder „Carat“ heißen.
Was fehlt, sind kaufkräftige junge Leute mit Kindern, die noch nicht an die Schulferien gebunden sind. Für diese Gäste will sich Janina Kononov noch mehr ins Zeug legen. „Mithilfe von gezielten Investitionen in die Infrastruktur, dem Initiieren von modernen, frischen Events mit entsprechendem Marketing und unserer Qualitätsoffensive für die Gastgeber haben wir ein gutes Paket für die touristische Zukunft unseres Ortes geschnürt. Die Menschen werden immer mobiler und können jederzeit durch die gesamte Welt reisen. Bei quasi unbegrenzter Konkurrenz ist es wichtig, sein Profil zu schärfen, immer etwas Neues und vor allem in Hinblick auf die Qualität einen überdurchschnittlich guten Standard bieten zu können.“
Geplant ist ein weiteres Hotel oberhalb des Yachthafens mit unverbautem Meerblick und mit bis zu 150 Zimmern. Der Investor steht auch schon fest: die Marriott-Kette soll dort in enger Absprache mit der Gemeinde ein zeitgemäßes Wellness-und Lifestyle-Hotel errichten, nicht höher als dreieinhalb Stockwerke. „Es ist wichtig, dass wir Hotelbetten bekommen“, so Kononov. Denn nicht jeder Gast möchte in den Ferien gleich für eine Woche buchen, und bei dem norddeutschen Wetter sind hauseigene Wellnessbereiche besonders gefragt. Die Tourismuschefin freut sich sehr darüber, dass Domenik Lex, Betreiber des Decks 7 in Heiligenhafen, den neuen Beach-Club mit dem Arbeitstitel „Salt Beach-Club“ auf dem 23.000 Quadratmeter großen Dünenparkgelände betreiben wird. Fertigstellung ist für 2021 geplant. „Wir werden dort das ganze Jahr über vollwertige Gastronomie anbieten, auch bei schlechtem Wetter“, so Lex. Auf demselben Areal entsteht ein Hostel. Bar und Hostel werden modern, mit viel Glas und Holz.
Der Aufenthalt in Grömitz wurde unterstützt vom Tourismus-Service Grömitz