Kiel. Es werden drei Millionen Gäste erwartet, 2000 Veranstaltungen sind geplant. Es soll „fröhlich, faszinierend und auch verrückt“ werden.

Jede Menge Party, Musik und viele Segelyachten: Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt erwartet von diesem Freitag an wieder rund drei Millionen Gäste zur Kieler Woche. „Wir wünschen uns eine friedliche, nachhaltige, fröhliche, faszinierende und manchmal vielleicht auch ein bisschen verrückte 125. Kieler Woche“, sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Möglicherweise kämen in diesem Jahr noch mehr Besucher, „denn eine unserer 125 Neuerungen lautet: Diese Kieler Woche findet ausschließlich bei Sonnenschein statt.“

Kämpfer, am vergangenen Sonntag 47 Jahre alt geworden, ist ein jugendlich wirkender Mann. Seine Flapsigkeit ist nicht gespielt, der Sozialdemokrat kommt gut an bei den Bürgern. Und der Grundton, den er anstimmt, ist ja nicht verkehrt. Die Kieler Woche ist mehr als ein Hamburger Hafengeburtstag, mehr als ein Alstervergnügen. Eine Stadt dreht durch, könnte man sagen. Die Politik stellt ihren Betrieb komplett ein. Das gilt nicht nur für das Stadtparlament, sondern auch für den Landtag an der Förde. Zehn Tage lang lassen sich die Kieler und alle, die mitmachen wollen, mal so richtig schön gehen: Karneval an der Förde.

Gerhard Schröder und Ehefrau Soyeon Schröder-Kim werden erwartet

Voll wird es voraussichtlich bereits am Freitag zum traditionellen Soundcheck auf den Bühnen. Die offizielle Eröffnung erfolgt am Sonnabend auf dem Rathausplatz mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Einen Tag später wird Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) den Weltwirtschaftlichen Preis entgegennehmen.

Und dann ist auch noch ein echter Ex-Bundeskanzler anwesend: Gerhard Schröder und seine Gattin Soyeon Schröder-Kim kommen. Schröder ist gewissermaßen als Markenbotschafter vor Ort. Teil der Segelwettbewerbe ist das Nord Stream Race, das vom Betreiber der Ostsee-Erdgaspipeline gesponsert wird, die Russland und Deutschland miteinander verbindet. Schröder ist Aufsichtsratschef der Nord Stream AG. Die Firma gehört mehrheitlich dem russischen Energieriesen Gazprom. Schröders Job ist innerhalb und außerhalb der SPD auf Kritik gestoßen. In Kiel hält man den Ball flach. Ulf Kämpfer wird sich nicht mit Schröder treffen. Die Erklärung dürfte klar sein. Schließlich ist Kieler Woche, da herrscht Politikabstinenz.

Bis zum 30. Juni gehen bei den Segelregatten voraussichtlich rund 4000 Sportler aus 60 Nationen mit bis zu 1800 Booten an den Start. Zu den erwarteten Gästen des Sommerfestes gehören auch rund 2500 Marinesoldaten. Im Marinestützpunkt machen mehr als 35 Schiffe und Boote aus zwölf Nationen fest.

Auch der Hamburger Sänger Johannes Oerding tritt auf

Zudem stehen rund 2000 Einzelveranstaltungen auf dem Programm. Der Internationale Markt bietet Leckereien aus 36 Staaten. Mehrere Bühnen verwandeln die Stadt an den zehn Abenden in ein großes Open-Air-Festival. Angekündigt haben sich beispielsweise die Sänger Johannes Oerding, Michael Schulte und die Band Tokio Hotel.

Das Sicherheitskonzept wurde noch einmal angepasst. „Aber auch die 125. Kieler Woche bleibt ein offenes Bürgerfest“, sagte Kämpfer. „Gemeinsam mit den Sicherheitskräften sorgt die Stadt dafür, dass die Gäste unbeschwert feiern können.“ Die Sicherheitsvorkehrungen unterschieden sich nicht wesentlich von denen der beiden Vorjahre.

Zum Jubiläum setzt die Stadt auf Nachhaltigkeit. Neu sind ein einheitliches Pfandsystem an zahlreichen Bierständen, eine 100-prozentige Energieversorgung aus Windstrom und der Verzicht auf Trinkhalme aus Plastik.

russischen Großsegler „Mir“ führt Windjammerparade an

Vor allem bei der Anreise mit dem Auto brauchen Besucher Geduld. Wie 2018 sollen feste Kontrollpunkte in der Innenstadt den Verkehr rund um die Veranstaltungsflächen verlangsamen. Neben Riesensandsäcken, Betonabsperrungen und Müllwagen kommen an zwei Punkten erstmals sogenannte mobile Road-Blocker statt Lastwagen zum Einsatz.

Das russische Segekschiff
Das russische Segekschiff "Mir" © picture alliance / dpa | Bernd Wüstneck

„Unsere Kollegen werden auf dem Seglerfest wie in den Jahren zuvor deutlich sichtbar sein“, sagte Polizeisprecher Matthias Felsch. Die Beamten seien aber auch wieder auf den fünf mobilen Wachen für Besucher ansprechbar. Es gibt zudem wieder Bereiche mit Durchfahrverboten für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen und Stellen mit kompletten Fahrverboten.

Maritimer Höhepunkt der Kieler Woche soll die Windjammerparade am 29. Juni werden, die vom russischen Großsegler „Mir“ angeführt wird. Kämpfer hofft, dass die Zahl der teilnehmenden Windjammer durch ein neues Konzept künftig wieder steigt. Traditionsschiffe sind mittlerweile von Hafen-, Liegeplatz- und Kaigeld während der Festwoche befreit. „Mit der ,Gorch Fock‘ ist ein Großsegler, der regelmäßig bei der Parade sein Tuch aufzog, derzeit nicht verfügbar“, sagte der SPD-Politiker. Der Dreimaster werde nicht nur bei der Marine, „sondern auch bei der Kieler Woche sehnsüchtig zurückerwartet“.