Bremen. Die Bredo-Werft hält das Schiff wegen offener Rechnungen als Pfand zurück. Landgericht Bremen wies Anspruch der Marine zurück.
Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ kann nach derzeitigem Stand nicht wie geplant am kommenden Freitag zu Wasser gelassen werden. Das ist das Ergebnis einer Entscheidung des Landgerichts Bremen vom Dienstag. Das Gericht lehnte den Antrag des Bundesverteidigungsministeriums ab, eine einstweilige Verfügung gegen die Bredo Dockgesellschaft zu erlassen.
Die Firma, in dessen Dock der Großsegler zur Zeit liegt, hatte damit gedroht, die Ausschiffung zu verhindern, falls ausstehende Rechnungen nicht bezahlt werden. Gegen diese Drohung hatte sich die Verfügung gerichtet. Die Firma Bredo verlangt die Zahlung von 5,1 Millionen Euro. Sollte das Ausdocken tatsächlich am Freitag nicht vorgenommen werden, dürfte sich die Fertigstellung der „Gorch Fock“ erneut verzögern. Unklar ist allerdings, ob sich die Firma Bredo und das Verteidigungsministerium bis Freitag auf anderem Wege einigen.
Sanierungskosten von 10 auf 135 Millionen Euro gestiegen
Das Schiff wird seit 2015 von der Elsflether Werft grundsaniert. Sie hat dafür ein Bredo-Dock angemietet. Die Kosten der Sanierung sind von anfangs 10 Millionen Euro auf nun 135 Millionen Euro gestiegen. Die Elsflether Werft musste im Februar Insolvenz anmelden. Gegen die beiden ehemaligen Vorstandschefs Marcus Reinberg und Klaus Wiechmann ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen des Verdachts der Untreue.
Die Ausschiffung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur vollständigen Wiederherstellung des Segelschulschiffs. Die neue Führung der Elsflether Werft, die der Hamburger Sky-Stiftung gehört, will das traditionsreiche Schiffbauunternehmen unbedingt retten und den lukrativen Auftrag zu Ende bringen. Der weitere Zeitplan sieht vor, das Schiff hochseetauglich zu machen und im September 2020 an die Marine zu übergeben. Die Kostenobergrenze von 135 Millionen Euro soll dabei eingehalten werden.
Gläubiger geben grünes Licht für weitere Sanierung
Wie es mit der Werft weitergeht, ist derzeit unklar. Am Montag tagte erstmals der Gläubigerausschuss – also diejenigen, die finanzielle Forderungen gegenüber der Werft haben. Die haben der Werftleitung offenbar signalisiert, dass sie mit dem Bemühen, die „Gorch Fock“ fertigzustellen, erst einmal weitermachen kann.
In einem nächsten Schritt werden die Gläubiger dann über verschiedene Kaufangebote für die Werft entscheiden müssen. Dem Vernehmen nach liegen mindestens drei solcher Angebote vor. Eines kommt von der Bredo Dockgesellschaft. Deren Angebot sieht, kurz gefasst, so aus: Bredo verzichtet auf einen Teil seiner Forderungen und bekommen dafür die Elsflether Werft.
Ein weiteres Angebot kommt vom formellen Eigentümer der Werft, der Hamburger Sky-Stiftung. Sie hat seit der Insolvenz keine Zugriffsrechte auf ihr Eigentum. Das Stiftungskapital besteht einzig aus der Werft. Jörg Verstl, Steuerberater und Chef der Stiftung, will das Kapital zurückholen – und hat der Gläubigerversammlung eine Absichtserklärung präsentiert. Verstl will mit einer Kombination aus einer Einmalzahlung und der Beteiligung an zurückfließenden Geldern aus den Investments der Ex-Werftvorstände überzeugen. Alle Kaufinteressenten müssen bis zum 15. Juli verbindliche Finanzierungszusagen abgeben.