Ahrensburg/Hamburg.

Sie hören stundenlang zu, die Mitarbeiter der Opferschutzorganisation Weisser Ring. „Genau das brauchen viele, die einen Angehörigen durch eine Gewalttat verloren haben“, sagt Kristina Erichsen-Kruse, Vize-Landesvorsitzende. Gerade der Tod des Kindes sei für Eltern traumatisch. Er überdecke alles, bis zum Lebensende. „Im Unterschied zum Täter, der bei einem Mord nach 15 Jahren freikommt, haben daher nur sie im wörtlichen Sinn lebenslänglich.“

Keine Trauer gleiche der anderen, sagt Erichsen-Kruse. Empathie und Menschenkenntnis zeichnen die ehrenamtlichen Helfer daher in erster Linie aus. „Unsere Aufgabe ist es, zu erspüren, welche Unterstützung hilfreich ist.“ Das können Gespräche, Vermittlung von Therapeuten, Begleitung zu Gerichtsterminen oder die Beantragung von Opferentschädigung sein. Der Weisse Ring kann auch finanzielle Hilfe leisten.

Wer sich, wie im Fall Thiessenhusen, als Paar aufeinander stützen könne, sei außergewöhnlich stark. „Oftmals zerbrechen Beziehungen an solch einer Belastung. Auch weil Männer und Frauen unterschiedlich mit der Situation umgehen.“ Zu manchen Angehörigen hat Kristina Erichsen-Kruse langjährigen Kontakt. „Daher weiß ich, dass die Trauer zwar nie endet. Doch es ist möglich, wieder ein Leben zu führen, in dem auch gelacht werden kann.“ Eine der wichtigsten Voraussetzungen sei, sich von Schuldgefühlen zu befreien. „Eltern, deren Kind getötet wird, geben sich selbst die Schuld“, sagt die Ahrensburgerin. „Sie sind überzeugt, dass sie es besser hätten beschützen müssen.“ Das sei eine Art falscher Automatismus. „Schuld hat immer nur der Täter.“

Das Opfertelefon des Weissen Rings ist bundesweit kostenfrei und anonym unter 11 60 06 erreichbar. Täglich von 7 bis 22 Uhr.