Hamburg. Die “Zitronenjette“ war nur 1,30 Meter groß und 35 Kilo schwer. Bremen Zwei sendet am Sonntag einen Hörspiel-Klassiker.

Sie steht vor dem Hamburger Michel und ist eine Hamburgensie, die Glück bringen soll: die Zitronenjette. Sie war im 19. Jahrhundert eine kleinwüchsige, alkoholkranke Frau, die Zitronen verkauft hat. Ihrem Leben ist an diesem Sonntag ein Hörspiel gewidmet.

Eigenes Genre

Es wird um 18.05 Uhr auf Bremen Zwei gesendet. Das niederdeutsche Hörspiel ist selbst ein Klassiker. Es stammt aus der Feder von Paul Möhring (1890-1976) und wurde erstmals 1952 vom damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk gesendet (NWDR). Das niederdeutsche Hörspiel besteht seit 1950 als eigenes Genre.

Die Hauptfigur hieß mit bürgerlichem Namen Johanne Marie Müller. Die 1,30 Meter kleine und 35 Kilogramm leichte Frau brachte es im 19. Jahrhundert in Hamburg zu einer wohl eher tragischen Berühmtheit. Viele Hamburger machten sich über die "Zitronenjette" lustig, die schon als 13-Jährige morgens zum Hafen ging, um bei den Matrosen Südfrüchte zu verkaufen. "Zitroon! Zitroon!" rief sie.

Jette galt als geistig und körperlich zurückgeblieben und wurde häufig von ihren Kunden übers Ohr gehauen. Nachts fand man sie auf dem Kiez, wo Männer ihr Schnäpse anboten. Später verbrachte sie mehr als 20 Jahre in der "Separaten Irrenanstalt" am Friedrichsberg. Dort schälte sie Kartoffeln. Der Ärztliche Direktor bezeichnete sie damals als "harmlose Schwachsinnige mit Zwergenwuchs".

Denkmal vor dem Michel

Im Jahr 1986 hat ihr der Bildhauer Hansjörg Wagner ein Denkmal gesetzt. In der Nähe des Michel steht darauf: "Dien Leben war suur as de Zitroonen, sall sick dat Erinnern an di lohnen? Dien Schiksol wiest op alle de Lüüd, for de dat Glück hat gor keen Tiet" (Dein Leben war sauer wie die Zitronen, soll sich das Erinnern an dich lohnen? Dein Schicksal weist auf all die Leute, für die das Glück gar keine Zeit hat).

Ihr linker Zeigefinger auf dem Denkmal ist stets blank poliert. Denn die Passanten hoffen auf Glück. Es heißt, wer diesen Finger berühre, werde Glück erfahren. So ist Hamburgs bekannteste Glücksbringerin bis heute unvergessen.