Hannover . Statistik in Niedersachsen: Wohnungseinbrüche gehen zurück. IT-Experten sollen künftig Risiken für Bürger vorhersagen.
Die Zahl der registrierten Straftaten in Niedersachsen ist erneut rückläufig. Dies geht aus der Kriminalitätsstatistik für 2017 hervor, die Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag vorlegte. Bereits im Jahr davor war die Zahl der registrierten Straftaten leicht rückläufig, während etwas mehr Verbrechen als vorher aufgeklärt werden konnten.
Rückläufig waren insbesondere Körperverletzungen
Im zurückliegenden Jahr hat die Polizei große Anstrengungen für eine noch bessere Verbrechensbekämpfung unternommen, unter anderem im Problembereich der Wohnungseinbrüche und der anwachsenden Internetkriminalität. Bereits eine Halbjahresstatistik 2017 hatte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Rückgang der Straftaten um über acht Prozent auf rund 268.000 Fälle ergeben.
Rückläufig waren insbesondere Körperverletzungen, Raubdelikte aber auch Wohnungseinbrüche. Deren Zahl ging im ersten Halbjahr nach Ministeriumsangaben um 18 Prozent zurück. Es deute sich „eine echte Trendwende“ ab, hatte Pistorius gesagt. Zum Teil wird der Erfolg einer im Oktober 2016 eingesetzten „Zentralen Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“ zugeschrieben, bei der mehrere Bundesländer sowie die Niederlanden und Belgien zusammenarbeiten, um international agierende Banden zu fassen.
Digitale Unterstützung
Um noch erfolgreicher im Kampf gegen Einbrecher zu sein, weitete die Polizei auch ein Pilotprojekt zur digitalen Vorhersage von Einbrüchen aus. Das zunächst in Salzgitter, Peine, Wolfenbüttel und Wolfsburg laufende Vorhaben wurde auf Osnabrück und Hannover ausgedehnt. Im Kampf gegen Cyberkriminalität hatte die Polizei 2017 weitere 59 IT-Experten eingestellt. Schon im Jahr davor wurden 21 externe Fachkräfte eingestellt, die sowohl im Landeskriminalamt (LKA) als auch in den Polizeidirektionen in der Fläche eingesetzt werden.
Neben der neuen Statistik stellt Pistorius auch Ergebnisse einer neuen Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes zur Angst vor Kriminalität, dem Sicherheitsempfinden und nicht angezeigten Verbrechen vor. Speziell geht es bei der gemeinsam mit Schleswig-Holstein organisierten Studie um Hasskriminalität und Straftaten etwa gegen Flüchtlinge und ihre Helfer, ausländisch aussehende Menschen sowie Muslime.
40.000 Menschen befragt
LKA-Präsident Uwe Kolmey lobte die Dunkelfeldstudie, die bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde, als eine wichtige Ergänzung der polizeilichen Kriminalstatistik. Ab 2020 werde es nach niedersächsischem Muster erstmals auch bundesweit eine entsprechende Befragung geben. In Niedersachsen waren für die nun abgeschlossene Studie 40.000 Menschen freiwillig befragt worden. Die vorangegangenen beiden Dunkelfeldstudien hatten ergeben, dass gut ein Viertel aller Straftaten überhaupt nicht bei der Polizei angezeigt wurden. Gering war die Anzeigequote bei Diebstählen und Sachbeschädigungen, die selten von einer Versicherung abgedeckt sind.
Wenig Sexualdelikte angezeigt
Noch seltener aber wurden Sexualdelikte angezeigt, etwa weil Betroffene angaben, die Angelegenheit selber geregelt zu haben oder weil sie eine sexuelle Belästigung als nicht so schwerwiegend empfunden hatten. Der Polizeiarbeit gab die Bevölkerung unter dem Strich gute Noten. Vielfach fühlten die Bürger sich aber über den Fortgang eines Verfahrens oder von Ermittlungen unzureichend informiert.