Hamburg/Rantum. Mitarbeiter und Stiftungsvorstände nach vorläufiger Rettung erleichtert. Neuer Geschäftsführer übernimmt
Immer wieder zeigt sich an diesem Vormittag die Sonne über Puan Klent – das passt zu der Erleichterung, die dort seit Mittwochabend herrscht. Wenige Stunden zuvor konnte die Stiftung, die das Hamburger Schullandheim auf Sylt seit mehr als 80 Jahren betreibt, der Justizbehörde per Fax mitteilen: Puan Klent zieht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens formell zurück.
„Wir sind sehr froh“, sagt Puan-Klent-Leiterin Martina Affeldt. Zwar hätten sie und ihre zehn Mitarbeiter seit der Insolvenzbeantragung im Dezember 2017 „immer das Beste gehofft“, aber Sorgen habe man sich trotzdem gemacht. „Hier auf Sylt muss man keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben, aber wir haben uns um Puan Klent gesorgt. Um diese schöne Einrichtung wäre es sehr schade gewesen.“
Vorangegangen war am Nachmittag eine Sitzung aller Beteiligten in der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Basfi), an deren Ende Peter Klix und Jörg Simsky, die Vorsitzenden der Stiftung, den von der Behörde ausgestellten Zuwendungsbescheid über 200.000 Euro unterschrieben. Zusammen mit den eingeworbenen privaten Spenden in Höhe von 180.000 Euro steht nun genügend Geld für den Weiterbetrieb zur Verfügung. Im Anschluss machte sich Simsky auf den Weg nach Sylt. „Die Mitarbeiter sollten so schnell wie möglich erfahren, dass ihr Arbeitsplatz gerettet ist. Wie sehr sich alle mit Puan Klent identifizieren, merkt man daran, dass sich in der Zeit der Ungewissheit niemand einen neuen Job gesucht hat.“
Simsky und Klix werden weiterhin als ehrenamtliche Vorstände tätig sein und als solche dem neuen Geschäftsführer, Horst Bötcher, zur Seite stehen. Der 65 Jahre alte Bremer ist als Unternehmensberater auf die wirtschaftliche Sanierung gemeinnütziger Häuser spezialisiert. Seine Tätigkeit für Puan Klent wird Bötcher zunächst für ein Jahr ausüben: In dieser Zeit soll er einen Nachfolger finden und einarbeiten. Zuvor hatte er das Schullandheim auf Wunsch der Basfi überprüft und ihm beschieden, dass es wirtschaftlich zu betreiben sei.
Laut Simsky bleibt Puan Klent weiter auf private Spenden angewiesen, um langfristig die Wirtschaftlichkeit zu sichern und es auch Kindern aus weniger begüterten Familien zu ermöglichen, auf der exklusiven Insel Urlaub zu machen. Zwar sollen die Übernachtungspreise „saisonal bedingt“ in der Hauptreisezeit steigen. In den belegungsschwachen Zeiten im Oktober und zu Beginn des Frühjahrs aber soll eine Preissenkung die Auslastung erhöhen. Das soll auch durch eine neue Ausrichtung erreicht werden. Simsky: „Wir werden uns auf vollumfängliche Inklusion spezialisieren.“ Neben dem rollstuhlgerechten Ausbau soll die Anlage die erste in Norddeutschland sein, die für alle Formen der Behinderung ausgelegt ist.
Das inklusive Konzept wurde von der Stiftung und einer Agentur im Ansatz bereits entwickelt, bevor die drohende Insolvenz zum drängendsten Problem wurde. Jetzt muss weiter daran gefeilt werden, denn ein tragfähiges Konzept ist die Voraussetzung, um die 15 Millionen Euro zu erhalten, die der Bund für die bauliche Sanierung der Einrichtung zur Verfügung stellt.
Allerdings sieht Simsky auch die Schulen in der Pflicht, einen Beitrag zum Erhalt von Puan Klent zu leisten. Statt ihre Klassenreisen fast ausschließlich unmittelbar vor und nach den Sommer- und Herbstferien zu machen, müssten sie flexibler bei der Termingestaltung sein. „Nur dadurch lässt sich verhindern, dass die Schullandheime aus Gründen der Wirtschaftlichkeit in den stark nachgefragten Wochen ihre Preise erhöhen müssen und sich Schulklassen aus ärmeren Städten einen Aufenthalt nicht mehr leisten könnten.“
Die Schulbehörde nimmt das ernst. „Wir freuen uns, dass Puan Klent erhalten bleibt und die Schulen jetzt bei der Vorbereitung ihrer Klassenfahrten wieder Planungssicherheit haben. Aber wir appellieren auch an sie, die Buchungen weiter über das Jahr zu verteilen“, sagt Sprecher Peter Albrecht. Auch Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, begrüßt den Erhalt des Schullandheims, gibt jedoch zu bedenken: „Die Frage, warum der Senat erst wieder auf den allerletzten Drücker rettend eingegriffen hat, bleibt wieder einmal offen.“