Kiel. Ausgaben für die Infrastruktur sollen noch mehr Urlauber anziehen. Große Pläne für Fehmarn, St. Peter-Ording und Büsum
Eigene Anstrengungen, eine erfolgreiche Strategie und Sicherheitsprobleme in klassischen Urlaubsländern – dieser Dreiklang lässt den Tourismus in Schleswig-Holstein boomen. Damit die Erfolgsstory weitergeht, investiert die Branche mithilfe des Landes kräftig weiter in die Infrastruktur. Eine dreistellige Millionensumme ist auch für 2018 absehbar, wie aus Angaben des Tourismusministeriums hervorgeht.
Sollten alle 18 bis Dezember vorliegenden Anträge auf einzelbetriebliche Förderung für Neubauten und Erweiterungen von Hotels bewilligt werden, wären damit Gesamtinvestitionen von 176 Millionen Euro und 935 sozialversicherungspflichtige Dauerarbeitsplätze verbunden. Dazu kommen 21 Anträge für Modernisierungsvorhaben mit einem Investitionsvolumen von 9,8 Millionen Euro und 155 Arbeitsplätzen.
Zu den öffentlichen Vorhaben mit geplantem Baubeginn in diesem Jahr gehören der Um- und Ausbau der Yachthafenpromenade von Burgtiefe auf der Ostseeinsel Fehmarn (Investitionsvolumen: 10,4 Millionen Euro) sowie des Seebrückenvorplatzes und der Promenade in Großenbrode (5,2 Millionen Euro, ebenfalls auf Fehmarn), Umbau und Erweiterung des Gäste- und Veranstaltungszentrums in Büsum (8,5 Millionen Euro) und ein Mehrzweckgebäude am Ordinger Strand in St. Peter-Ording. Dazu gibt es weitere Millionenprojekte, für die 2018 voraussichtlich Förderanträge gestellt und bewilligt werden, unter anderem auf Sylt, Föhr, in Tönning, St. Peter-Ording und auf Helgoland.
Die Nebensaison ist immer besser ausgelastet
Die Investitionen in moderne Hotels, Wellness-Angebote und weitere Freizeiteinrichtungen machen sich bezahlt, denn der Norden lockt immer mehr Gäste an. Selbst ein mieser Sommer wie der vergangene verhindert keine Rekordzahlen. Zu diesen trägt eine bessere Auslastung in der Nebensaison bei.
Auch wenn die Jahresstatistik noch nicht vorliegt: Aller Voraussicht nach zählten die größeren Beherbergungsstätten mit mindestens zehn Betten erstmals mehr als 29 Millionen Übernachtungen. Schon die mehr als 28 Millionen des Vorjahres waren ein neuer Spitzenwert. Bis Ende Oktober 2017 wurden gut 27,2 Millionen Übernachtungen verbucht. Vor einigen Jahren hatte das Tourismusministerium für 2025 als Zielmarke 30 Millionen ausgegeben. Das dürfte weit früher erreicht werden. Ähnlich gut sieht es beim zweiten großen Ziel der Tourismusstrategie des Landes aus: Bis 2025 soll der touristische Bruttoumsatz auf neun Milliarden Euro steigen, schon 2015 wurden 7,9 Milliarden erreicht.
Mit der Bemerkung „Supersituation, hervorragendes Jahr, Grund zum Feiern heute, aber nicht zum Ausruhen“, beschrieb Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) beim Tourismustag vor wenigen Wochen die Situation. „Wir sind derzeit dabei, unser Förderinstrumentarium zu optimieren und noch besser an die tatsächlichen Bedarfe anzupassen“, sagte Buchholz im Blick nach vorn. „Mit dem Gesamtpaket an Maßnahmen schafft die Landesregierung Rahmenbedingungen, die eine positive Entwicklung des Tourismus flankieren.“
Weitere Reserven sieht Buchholz im Binnenland, beim Fahrradtourismus, in der Digitalisierung und bei der Barrierefreiheit. „Entscheidend für das Fortschreiben unserer Erfolgsstory ist aus meiner Sicht, dass sich auch künftig alle Akteure konsequent für einen Qualitätstourismus im Land einsetzen.“ Die neue Chefin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, setzt auch auf mehr Auslandsmarketing, mehr Kongressakquise sowie auf mehr Kooperation im Land und darüber hin-aus.
Das größte Problem der Branche, darauf haben die norddeutschen Industrie- und Handelskammern gerade erst wieder hingewiesen, ist der seit Jahren zunehmend beklagte Fachkräftemangel. Ein perfektes Rezept dagegen hat noch niemand. Werden hier keine Lösungen gefunden, könnte manche öffentlich geförderte Investition auch wieder verpuffen.
2017 bezuschusste das Land mit 11,1 Millionen Euro elf Neubauten und Erweiterungen von Hotels, Gesamtinvestitionen: 117,5 Millionen Euro. Hinzu kamen 1,3 Millionen Euro für 19 Modernisierungsvorhaben mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 7,2 Millionen Euro.
Für öffentliche touristische Infrastrukturprojekte bewilligte das Land seit 2012 knapp 45 Millionen Euro an Zuschüssen. Damit konnten Projekte wie das Europäische Hansemuseum, die Grömitzer Welle und die Deichpromenade Büsum verwirklicht werden.
Über Förderung einzelner Betriebe unterstützte das Land im gleichen Zeitraum mehr als 140 Hotelprojekte in Form von Neuerrichtungen, Erweiterungen und Modernisierungen. Mit Zuschüssen von rund 67 Millionen Euro wurden Investitionen in Höhe von 585 Millionen ausgelöst. Mehr als 1900 neue Dauerarbeitsplätze wurden dadurch geschaffen, 1650 gesichert.