Hamburg. Bei einer Ortsbegehung am Freitag gab es keine neuen Erkenntnisse. Das Gerücht hält sich dennoch hartnäckig

Das Gerücht um den Untergrundbahnhof Steilshoop ist nicht totzukriegen. Bereits seit mehr als 40 Jahren wird regelmäßig darüber diskutiert, ob ein geheimer Bahnhof unter der Gründgensstraße in Steilshoop existiert – oder eben nicht. Da kommt es gelegen, dass die Hochbahn Hamburg derzeit eine neue U-Bahn-Linie plant.

„Viele Bürger haben uns aufgefordert, für die Bauarbeiten den bereits vorhandenen U-Bahnhof zu nutzen“, sagt Pia Gängrich von der Hochbahn Hamburg. Bevor der Startschuss fällt, wollte die Hochbahn dem Gerücht nun ein letztes Mal nachgehen und machte am Freitag eine Ortsbegehung mit 150 Teilnehmern. Dabei wurde aber nichts Neues entdeckt.

Durch einen öffentlichen Aufruf konnten bereits über 60 Hinweise zum geheimen Untergrundbahnhof aus der Bevölkerung gesammelt werden. „Einige Bürger sind sich nach wie vor sicher, dass es den Bahnhof gibt“, so Gängrich. Wolf-Dieter Scheurell gehört nicht dazu. Der pensionierte SPD-Politiker beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem geheimen Untergrundbahnhof.

Fest steht: Es gab sogenannte bauliche Vorleistungen

„Da unten gibt es nichts“, sagt er schmunzelnd. „Auch wenn Klugscheißer mit Profilierungssucht diese Geschichte immer wieder aufwärmen.“ Scheurell, der von 1974 bis 2007 selbst in Steilshoop wohnte, hat dort weder einen Bahnhof noch eine Bahnhofsbaustelle je zu Gesicht bekommen.

Was er in seinen Recherchen allerdings herausgefunden habe: dass es sogenannte bauliche Vorleistungen wie eine Fußgängerunterführung und einige „Spundwände“ gibt, Baukonstruktionen, die zur Sicherung von Baugruben verwendet werden.

Neben diesen Indizien unter der Erde wurde auch der Glockenturm der evangelischen Kirche „Blaue Kachel“ auf einem verstärkten Fundament gebaut, sodass er eventuellen Untergrundveränderungen standhalten könnte. Dass ein U-Bahnhof in Steilshoop folglich schon einmal geplant war, sei also durchaus realistisch. Auch Ronald Rossig vom Verein „unter hamburg“ glaubt an diese Theorie. „Durch verschiedene Bauvorleistungen gehen wir davon aus, dass ein U-Bahnhof in Steilshoop in den 70er-Jahren geplant war.“ Neben den „Spundwänden“ spreche auch die versetzte Kanalisation unterhalb des Bürgersteigs für ein solches Vorhaben. Wieso es letztendlich offenbar nicht zu dem Bau kam, kann heute allerdings nicht sicher nachgewiesen werden. Einige Hinweise sprechen für einen Finanzierungsstopp, der durch die Ölkrise 1973 ausgelöst worden sein könnte.

Michael Berndt vom Verein „Hamburger Unterwelten“, der sich mit der Erforschung und Dokumentation unterirdischer Bauten in Hamburg beschäftigt, unterstützt die These von Ronald Rossig: „Alle, die sich ernsthaft mit unterirdischen Bauten in Hamburg beschäftigen, gehen davon aus, dass es sich hier um ein Gerücht handelt, ein schönes Beispiel einer ,urban legend‘“, sagt er.