Hamburg. “Knochenbrecher“-Witwe Carmen Hanken spricht über den Moment der Todesnachricht, Insolvenz-Gerüchte und neue Zuversicht.
Aufgeben kommt für Carmen Hanken nicht infrage. Die 57-Jährige gibt sich kämpferisch und setzt ihre gesamte Energie dafür ein, das Lebenswerk ihres Mannes Tamme fortzuführen: „Der Hankenhof in Filsum war der Lebensmittelpunkt von mir und meinem Mann, deshalb wende ich all meine Kraft dafür auf, dass es hier weitergeht“, sagte Carmen Hanken dem Abendblatt. Im Oktober vergangenen Jahres war Tamme Hanken mit nur 56-Jahren überraschend in einem Hotel in Garmisch-Partenkirchen an Herzversagen gestorben.
Seit 2008 hatten Millionen TV-Zuschauer das Wirken von Tamme Hanken als „XXL-Ostfriese“ im NDR Fernsehen und als „Knochenbrecher“ bei Kabel eins verfolgt. Der 2,06-Meter-Riese kurierte mit bloßen Händen Vierbeiner – zumeist Hunde und Pferde. Der gemütliche Norddeutsche war ein Publikumsliebling.
Wie Carmen Hanken vom Tod ihres Mannes erfuhr
Das Herz von seiner Carmen hatte er 2002 erobert. Die Rheinländerin kam damals mit ihrem kranken Pferd auf den Hankenhof. Tamme Hanken konnte dem Tier helfen, und Carmen Hanken verliebte sich in den Landwirt. 2004 heirateten die beiden. Eine glückliche Ehe. Während Tamme Hanken häufig auf Reisen war, weil seine Dienste als „Knakenbreker“ – ostfriesisch für Knochenbrecher – weltweit gefragt waren, kümmerte sich Carmen Hanken um den Hof.
Doch dann der Schicksalsschlag: „Tamme wollte abends zurück nach Filsum kommen, und ich hatte mich natürlich auf unser Wiedersehen gefreut.“ Aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Zwar wurde Tamme Hanken noch in ein Krankenhaus gebracht, aber die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun: „Ich hatte den Arzt am Telefon, und der sagte mir, Ihr Mann ist vor zwei Minuten verstorben.“ Als Carmen Hanken das erzählt, muss sie einen kleinen Moment innehalten und sagt dann: „In diesem Moment war es so, als wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird.“
Aber alles hinzuschmeißen kam für Carmen Hanken, die viele Jahre in der Marketingabteilung einer Brauerei gearbeitet hatte, nicht in Frage. Freunde schenkten ihr einen großen Teddybären, der liegt jetzt neben ihr auf dem Bett, dort, wo sonst immer Tamme Hanken geschlafen hat. Gemeinsam mit ihren drei Mitarbeitern führt Carmen Hanken den Hankenhof weiter. Hier gibt sie Reittraining und bildet Pferde aus: „Wir haben auf dem Hof einiges verändern müssen, auch damit es wirtschaftlich läuft.“
Unfall von Carmen Hanken an Silvester:
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Insolvenzgerüchte seien „völliger Quatsch“
Was sagt Carmen Hanken zu den Gerüchten, dass sie für den Hankenhof Insolvenz anmelden muss: „Das ist völliger Quatsch.“ Aber sie weiß auch: „Ich bin jetzt Unternehmerin. Nach dem Tod von Tamme bin ich auf mich alleine gestellt. Ich werde das schaffen, ich habe in meinem Leben schon mehrere Tiefschläge hinnehmen müssen.“ Sie sei kein Mensch, der den Kopf in den Sand steckt.
Und Carmen Hanken ist eine Frau der Tat. 50 Pferde aus eigener Zucht lebten auf dem Hankenhof. 25 davon hat die Pferdeexpertin in den letzten Monaten „in gute Hände“ verkauft. Auch die Schafe und Rinder hat sie abgegeben: „Wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren, und das ist die Arbeit mit den Pferden.“ Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes hat sich Carmen Hanken nicht zurückgezogen. Im Gegenteil: „Ich brauche Menschen um mich herum, und die vielen Beileidsbekundungen haben mir geholfen. Da wurde mir bewusst, wie beliebt Tamme war.“
Neue Doku-Reihe auf Kabel eins
Deshalb macht es ihr auch nichts aus, dass häufig Menschen auf den Hof kommen, um sich einfach nur mal umzuschauen: „Bei uns ist jeder willkommen. Ich mache auch regelmäßig Events auf dem Hof.“ So wird es ein großes Osterfrühstück mit Produkten aus der Region geben. Ende des Jahres ist ein Weihnachtsmarkt auf dem Hankenhof geplant.
Wie Carmen Hanken das Lebenswerk ihres Mannes fortführt, können die Fernsehzuschauer auf dem Fernsehsender Kabel eins von heute Abend an verfolgen. In der sechsteiligen Doku-Reihe „Neues vom Hankenhof – Tamme forever“, für die sich Carmen Hanke auch auf die Spuren ihres Mannes begeben hat: „Mir liegt besonders am Herzen, wie es Tammes ehemaligen Patienten rund um den Globus geht.“ Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Becki ist Carmen Hanken unter anderem nach Florida gereist. Dort lernte sie auf einer Schildkröten-Station die verletzte Schildkröte Rebel kennen, die Tamme Hanken auf seiner letzten Amerikareise ins Herz geschlossen hatte. Für das Tier hat Carmen Hanken jetzt eine Patenschaft übernommen.
Beim Gespräch mit dem Abendblatt wirkt Carmen Hanken sehr zuversichtlich: „Es ist Licht am Ende eines jeden Tunnels. Das ist mein Motto.“ In Gedanken ist sie häufig bei ihrem Tamme. Ihr einziger Wunsch: „Dass Tamme wieder zurückkommt.“ Aber sie weiß, dass dieser Wunsch sich nie erfüllen wird.