Süderbrarup. Die Planungen für eine bessere Sicherung laufen bereits. Doch für einen 18-Jährigen kommt das zu spät

Ein 18-Jähriger tot, zwei weitere junge Männer (19 und 21) schwer verletzt im Krankenhaus: Auch am Tag nach dem Unfall an einem unbeschrankten Bahnübergang in Süderbrarup ist noch nicht klar, warum am Mittwoch das Auto mit den drei jungen Männern an Bord mit der Regionalbahn kollidiert ist. „Die Ermittlungen gehen weiter“, sagte Hanspeter Schwartz, der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Flensburg.

Der schwere Unfall hat einen besonders tragischen Aspekt. Denn die Bahn arbeitet derzeit daran, den Übergang zukünftig besser zu sichern. „Er soll Halbschranken und eine Lichtzeichenanlage bekommen“, sagte der Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Das Eisenbahnbundesamt habe das Vorhaben bereits genehmigt. „Der nächste Schritt ist es jetzt, dass wir uns mit dem Bund und der Gemeinde auf eine Aufteilung der Kosten einigen müssen“, sagte Meyer-Lovis. 600.000 Euro dürfte die zusätzliche Sicherung des Bahnübergangs kosten. Meyer-Lovis rechnet mit einem Baubeginn im Jahr 2018.

Bis dahin ist Vorsicht geboten, um das zu verhindern, was am Mittwoch gegen 17.30 Uhr geschah. Es war schon dunkel, als sich der graue VW Passat mit dem 19-Jährigen am Steuer dem Bahnübergang Heidbergweg im Norden von Süderbrarup näherte. Ein Warnhinweis „Unfallschwerpunkt“, Tempo-20-Schilder und Andreaskreuze machen auf ihn unübersehbar aufmerksam. Warum also stand der Passat dennoch auf den Bahngleisen, als die Regionalbahn kam? Bei der Beantwortung dieser Fragen ist man derzeit auf Spekulationen angewiesen.

Die drei jungen Männer im Auto stammen aus der Region, der Bahnübergang müsste ihnen bekannt gewesen sein. Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten dürfte als Unfallursache also ausscheiden. Der Übergang selbst wird regelmäßig bei einer sogenannten „Bahnschau“ überprüft. „Dabei geht es unter anderem darum, ob die Gleise für die Autofahrer gut einsehbar sind“, sagte der Sprecher der Bundespolizei. Dies war offenbar der Fall. Die hell erleuchtete Regionalbahn, die auf dem Weg von Flensburg nach Kiel war, müsste für den Fahrer erkennbar gewesen sein.

Oder hat er sie deshalb nicht wahrgenommen, weil sie von rechts kam und der Beifahrer damit die freie Sicht auf die herannahende Gefahr behinderte? Hat er auch das Alarmsignal nicht wahrgenommen, das der Lokführer wohl betätigt hat? „Er soll gepfiffen haben“, bestätigte Hanspeter Schwartz von der Bundespolizei. Jedenfalls rammte der mit etwa 60 Fahrgästen besetzte Zug den Passat auf Höhe des Beifahrersitzes und schleuderte ihn auf eine Wiese. Dort blieb er auf dem Dach liegen.

Der Beifahrer starb noch am Unfallort. Die beiden Verletzten wurden in Krankenhäuser in Kiel und Flensburg gebracht. Die Fahrgäste und der Lokführer blieben unverletzt. „Er erlitt einen Schock und hat sich ablösen lassen“, sagte Bahnsprecher Lovis. Die Bahn wird dem Mitarbeiter, wie stets in solchen Fällen, ein Betreuungsprogramm anbieten. Der lädierte Triebzug ist bereits in der Werkstatt. Wie hoch der Sachschaden ist, ist derzeit noch nicht bekannt.

Am Bahnübergang Heidbergweg hatte es vor vier Jahren schon einmal einen Unfall gegeben. Er war damals glimpflich verlaufen. Die Fahrerin blieb unverletzt. Der Heidbergweg wird relativ häufig befahren. Navigationssysteme empfehlen ihn als Abkürzung.

Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen ist in den vergangenen Jahren gesunken. 2015 waren es bundesweit 154 Unfälle, 2006 wurden noch 231 gezählt. In Schleswig-Holstein gab es im vergangenen Jahr sieben Unfälle, 2014 sind es zwölf gewesen. Die mit Abstand meisten Kollisionen ereignen sich schon seit Jahren in Bayern. 2015 waren es 51 Unfälle, 2014 sogar 52.

Bei den Ursachen für solche Kollisionen liegt seit Jahren die Missachtung des Vorrangs für den Schienenverkehr ganz vorn.