Westerland. Kieler Minister Reinhard Meyer nach Gesprächen auf der Insel optimistisch – Kupplungsprobleme bleiben

Die Bremsen quietschen, die Tür an dem jahrzehntealten IC-Waggon klemmt. „Mittagssport“ scherzt ein Fahrgast mit süddeutschem Dialekt, nachdem er im Bahnhof von Niebüll endlich die Tür aufbekommt. „Buntes Zugmaterial“, erklärt Torsten Reh, Chef der DB Regio AG im Norden, und beschreibt damit die zusammengewürfelte Wagengruppe.

Immerhin: Seit die Bahn vor neun Tagen den Nahverkehr auf der Strecke Hamburg–Westerland vom bisherigen Betreiber, der Nord-Ostsee-Bahn (NOB), übernommen hat, fahren die Züge wieder – auch wenn die Ursache für die ganzen Probleme noch ungelöst ist.

„Es ist eine besondere Strecke, es gibt keinen Schienenersatzverkehr, und daher kochen die Emotionen bei Problemen auch gleich ziemlich hoch“, sagt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer, der sich am Dienstag auf Sylt über den Bahnverkehr auf die Insel informierte. Auch er musste in Niebüll den Dienstwagen gegen den alten IC-Waggon tauschen. In langen Gesprächen mit Sylter Gastwirten, Hoteliers und weiteren Unternehmensvertretern versuchte der SPD-Politiker ein Gespür dafür zu bekommen, wo es beim Verkehr auf die Insel noch hakt.

Die NOB, die den Betrieb am 11. Dezember an die Deutsche Bahn abgeben musste, hatte Anfang November 90 Waggons wegen technischer Probleme als Vorsichtsmaßnahme stillgelegt. Viele Züge fielen aus. Jene, die fuhren, hatten Verspätung. Sylts Nabelschnur war in Gefahr. Weil das Leben auf der Urlaubsinsel inzwischen so teuer geworden ist, müssen laut dem Verein Sylter Unternehmer täglich bis zu 4500 Menschen über den Hindenburgdamm zur Arbeit pendeln.

„Wir können im Ergebnis sagen, dass wir eine stabile Situation haben“, sagte Meyer nach Gesprächen mit Unternehmern, Pendlern sowie Vertretern der Bahn auf Sylt zur Übernahme des Nahverkehrs durch die Bahn. Auch Achim Bonnichsen, der auf Facebook eine Pendlerinitiative organisiert, zeigte sich zufrieden: „Es ist schön, wenn Verbesserungsvorschläge angenommen werden.“

Doch das größte Problem bleibt: Die 90 eigentlich für den Betrieb vorgesehenen Waggons hatten wegen technischer Probleme Mitte November stillgelegt werden müssen – und sie sind noch immer aus dem Verkehr gezogen. Probleme an den Kupplungen. Viele der Wagen warten derzeit in Husum auf eine Reparatur.

Ein Gutachten soll Torsten Reh zufolge bis Januar darüber Aufschluss geben, warum eine Kupplung reißen konnte und an anderen feine Risse auftraten. Wer die Kosten für Reparatur und Ersatzzüge trägt, sei offen. Einen Bericht des Magazins „Spiegel“, wonach die Bahn von der NOB Schadenersatz fordern wolle, bestätigte Reh zunächst nicht.

Bis mindestens März müssen Pendler und Touristen weiter mit dem „bunten Zugmaterial“ auskommen. Was das bedeutet, durfte Minister Meyer bereits auf dem Hinweg erleben. Als die Schaffnerin seinen Fahrausweis kontrollierte, sagte sie: „Das muss korrekt sein, wenn ich schon keine Sprechstelle im Zug habe.“ Der Lokführer musste die Bahnhöfe über Lautsprecher durchgeben. Während Meyer den Blick übers Wasser schweifen ließ, störten ihn so aber auch keine langen Ansagen.