Sylt. Die Lage auf der Zugstrecke Hamburg-Westerland ist weiter angespannt. Bürgermeister hatten Brandbrief geschrieben.

Auch einen Tag nach dem Brandbrief der Sylter Bürgermeister hat es auf der Bahnstrecke Hamburg-Westerland überfüllte Züge, Verspätungen und Ausfälle gegeben. In einem der dicht besetzten Waggons wurde eine Frau ohnmächtig, ein Notarztwagen musste zum Bahnhof Morsum gerufen werden. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) gestand am Freitag im Landtag ein: „Ja, die Situation ist unhaltbar. Die Fahrgäste sind wirklich gebeutelt.“

40 Prozent der sonst vorhandenen Sitzplätze fehlten. Vormittags waren zwei Ersatzzüge ausgefallen, insbesondere auf dem Bahnhof Klanxbüll konnten viele Fahrgäste nicht mitgenommen werden. Seit einer Woche geht das nun schon so – seitdem die Nord-Ostsee-Bahn (NOB), die die Strecke bedient, wegen möglicher Kupplungsschäden alle 90 Waggons aus dem Verkehr ziehen musste. Deshalb wird die Strecke nun mit geliehenen Waggons befahren, allerdings liegt deren Zahl deutlich unter 90. Und es ist, so formulierte Meyer es am Freitag, „altes Material, das störanfällig ist“. Weitere Zugausfälle seinen deshalb nicht auszuschließen.

Lage könnte sich kommende Woche entspannen

Der Ausfall am Freitag habe „alle Bemühungen über den Haufen geworfen, den Bahnverkehr zwischen dem Festland und der Insel zu verbessern“. Laut Meyer soll sich die Situation aber zu Beginn der kommenden Woche etwas entspannen: Dann werde die NOB 18 zusätzliche Waggons und einen Triebwagen einsetzen können. Außerdem könne der IC zwischen Hamburg und Westerland ab Montag mit dem SH-Ticket befahren werden. Der IC verkehrt allerdings nicht täglich. Es gibt von Donnerstag bis Sonntag täglich drei Verbindungen ab Niebüll (14.0 Uhr, 16.01 Uhr und 18.81 Uhr) und von Freitag bis Montag jeweils drei Verbindungen ab Westerland (9.26 Uhr, 10.56 Uhr und 15.26 Uhr).

Außerdem, so Meyer weiter, solle geprüft werden, ob auf dem Hindenburgdamm Doppelstockwagen eingesetzt werden können – trotz ihrer Seitenwindempfindlichkeit. Und Autofahrer, die den Autozug benutzen, sollen Vergünstigungen bekommen, wenn sie Pendler mitnehmen. Die Bürgermeister hatten am Donnerstag in ihrem Brandbrief geschildert, dass der gestörte Zugverkehr zu einer empfindlichen Störung des öffentlichen Lebens führe. 4500 Berufspendler fahren täglich per Bahn auf die Insel. Lehrer, Verkäufer, Pflegekräfte verspäten sich nun teilweise um Stunden – mit schlimmen Folgen beispielsweise für Schüler und Pflegebedürftige.