Hamburg. Hagel, Starkregen, Orkane: Versicherer registrieren mehr beschädigte Häuser durch Naturgewalten

Abgedeckte Dächer, zerborstene Scheiben und vollgelaufene Keller dürften den Versicherern die Bilanz buchstäblich verhagelt haben: Deutschlandweit erfasste der Versicherer Allianz im Vorjahr 305.100 durch Naturkatastrophen verursachte Schäden – fast doppelt so viele wie 2014.

Den Norden etwa trafen im Januar, März und Mai 2015 fünf große Sturmtiefs mit voller Wucht: „Elon“, „Felix“, „Mike“, „Niklas“ und „Zoran“. Allein auf diese Stürme entfielen 75 Prozent aller der Allianz in Hamburg gemeldeten Schäden durch Naturkatastrophen. Ähnlich sieht es in Schleswig-Holstein aus, dort machten vier Stürme in den ersten Monaten des Jahres 65 Prozent aller in diesem Segment gemeldeten Schadensfälle aus. „Damit schlugen die Unwetter früher zu als 2014. Dort waren Juli und Dezember die Spitzenreiter der Schadensstatistik“, sagt ein Allianzsprecher. In Hamburg musste die Allianz, die mehr als 310.000 Kunden in der Stadt hat, für Schäden in Höhe von 1,9 Millionen Euro aufkommen – ein Plus von 1,5 Millionen Euro gegenüber 2014. Zudem wurden die Schäden teurer: Die durchschnittliche Schadenshöhe kletterte von 1209 Euro 2014 auf 1419 Euro im Vorjahr. In Schleswig-Holstein stieg die an Allianz-Kunden ausgezahlte Schadenssumme von 3,4 Millionen auf 8,8 Millionen Euro.

Insgesamt meldeten die Hamburger Versicherten der Allianz 1300 Unwetterschäden, auf Hagel und Sturm gingen mit 1175 Meldungen die mit Abstand meisten Schadensfälle zurück (Schleswig-Holstein: 8200). Im Schnitt schlug jeder Sturmschaden mit 1400 Euro zu Buche. Deutlich weniger Schaden richteten Gewitter an: Nur 75 Prozent der Schäden gingen 2015 auf Blitz und Überspannung zurück, 56 auf Überschwemmungen, im Bereich „Rest“ waren es 16. Unter „Rest“ fasst die Versicherung unter anderem Erdbeben, Erdrutsch, Schneedruck und Lawinen zusammen.

Noch deutlicher fällt die Bilanz der Hamburger Feuerkasse aus, die nach eigenen Angaben 65 Prozent der Gebäudeversicherungen in der Stadt hält. „Die fünf Stürme, die im Januar, März und Mai über Hamburg zogen, verursachten rund 11.000 Schäden mit einem Schadensvolumen von 13 Millionen Euro“, sagt Christoph Prang, Sprecher der Feuerkasse. Dass vergleichsweise wenig Schadensfälle auf Starkregen und Überschwemmungen zurückgehen, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass nur wenige Hamburger ihre Gebäude gegen Elementarschäden abgesichert haben. Laut der Feuerkasse sind es in der Hansestadt gerade einmal 17 Prozent, im Bundesdurchschnitt immerhin 38 Prozent. Seit dem Tornado über Bramfeld im Juni dieses Jahres und dem Starkregen Ende Juli in Billstedt würden Elementarschadensversicherungen allerdings verstärkt nachgefragt, so Prang.

Eine Entspannung der Lage ist offenbar nicht in Sicht. Unter anderem die schweren Unwetter im Mai und Juni dieses Jahres haben nach Allianz-Angaben deutschlandweit bereits Auszahlungen in Höhe von rund 270 Millionen Euro ausgelöst. Nach einer Studie des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sei für den Zeitraum von 2011 bis 2040 im Sommer mit einer Zunahme der Schäden um 25 Prozent zu rechnen.