Grönwohld .
Es ist ein Gefühl von Wut und Machtlosigkeit, das Ronald B. überkommt, sobald er an den 13. April 2014 denkt. Das ist der Tag, an dem der 64-Jährige Opfer von Einbrechern wird, und der Tag, an dem für B. und seine Familie das Vertrauen in den Rechtsstaat, die Polizei und Freunde tiefe Risse bekommt. Denn die Täter konnten schnell ermittelt werden, zu einem Urteil wird es aber nie kommen.
Es ist Samstagabend. Ronald B. und seine Frau sind über das Wochenende in Niebüll. Ihre Tochter nimmt an einem Reitturnier teil. Sohn Lennard hat das schmucke, große Haus in Grönwohld (Kreis Stormarn) für sich allein. Nach einem Fußballspiel lädt der damals 23-Jährige vier Mannschaftskollegen zum Pizza-Essen ein. Anschließend fahren die jungen Männer in eine Disco nach Trittau. Was Lennard B. jedoch nicht bemerkt: In einem günstigen Moment öffnet ein vermeintlicher Freund die Terrassentür. Es ist der Freund, der plötzlich nach der Ankunft in der Diskothek wieder los muss.
Als Lennard B. morgens nach Hause kommt, sind Schubladen aufgerissen, Schränke durchwühlt. Es fehlen zwei wertvolle Rolex-Uhren, Schmuck und Geldkarten. Der Schaden: rund 40.000 Euro. Schnell fällt der Verdacht auf den Fußballkollegen. Das Elternhaus des jungen Mannes wird von Polizisten durchsucht. „Dort haben die Beamten eine Königskette gefunden, die meiner Frau gehört“, erinnert sich Ronald B. Schnell wird klar, dass der Dieb in der Tatnacht einen Komplizen hatte. Dieser wird später von einer Überwachungskamera einer Bank gefilmt, als er 1000 Euro vom Konto des Vaters abhebt.
„Mein Sohn hatte daran ganz schön zu knabbern. Schließlich hat er drei, vier Jahre mit dem Täter zusammen in einem Verein gespielt und nie gedacht, dass so etwas passieren kann“, sagt B. und fügt hinzu: „Auch meine Frau konnte die ersten drei Monate kaum schlafen, sie war unruhig und hatte Angst.“ Den Familienvater machte indes die Arbeit der Polizei wütend. „Der Fall wurde von einem Kriminalbeamten zum nächsten weitergereicht, ohne dass sich wirklich jemand gekümmert hat“, sagt B., der selbst zu recherchieren begann und dabei auf einen Goldankäufer in Hamburg gestoßen ist. „Als ich der Ahrensburger Kripo dies mitteilte, hieß es, dass dies nicht mehr ihr Gebiet ist“, ärgert sich der Rentner.
Nach eineinhalb Jahren schließt die Polizei den Fall ab und leitet ihn an die Staatsanwaltschaft in Lübeck weiter. Diese stellt das Verfahren ein. Denn gegen den Beschuldigten laufen diverse andere Verfahren. „Der Diebstahl würde bei einer Verurteilung nicht beträchtlich ins Gewicht fallen“, erklärt Ulla Hingst, Sprecherin der Anklagebehörde.
Weil der Täter nicht eingebrochen ist, sondern durch die offene Terrassentür kam, ist es rechtlich ein Diebstahl. Deswegen zahlt auch die Versicherung nichts an die Familie, die bis auf die Kette ihren Schmuck – darunter zahlreiche Erbstücke – nicht zurückbekommen hat. Der Polizist, der den Fall zuletzt übernommen hat, ermittelte, dass ein Hamburger Goldhändler die Beute für rund 7000 Euro ankaufte. Für die Polizei und damit die Statistik ist die Tat aufgeklärt – auch wenn der Täter nie zur Rechenschaft gezogen wird.