Kiel. Tourismusverband rechnet mit steigenden Urlauberzahlen – und fordert bessere Verkehrskonzepte für Schleswig-Holstein

    Stau statt Strand: Wer an einem Sommerwochenende von Hamburg aus an die Ostsee fahren will, der läuft Gefahr, ein paar Stunden auf der A 1 zu verbringen – in einem Meer von Autos. Die Gefahr könnte in den nächsten Jahren noch zunehmen. Denn der Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) prognostiziert, dass die Zahl der Feriengäste bis 2025 wachsen wird. Der TVSH-Vorsitzende Jörn Klimant fordert deshalb, Straßen auszubauen sowie die Bahnanbindungen zu verbessern. „Mit der Bahn sollte man in maximal zwei Stunden von Sylt nach Hamburg kommen“, sagte er am Donnerstag bei der Präsentation einer Studie zur zukünftigen Erreichbarkeit von Urlaubszielen in Schleswig-Holstein.

    Danach kommt auf das nördlichste Bundesland einiges zu. Bis 2025, also in rund neun Jahren, dürfte die Zahl der Gästeübernachtungen um 20 Prozent steigen. Das führt zu einem Plus von vier Millionen Pkw-Fahrten im Jahr – ein Zuwachs von 51 Prozent gegenüber 2014. Die Hauptlast müssen die Verkehrswege in Richtung Ostsee tragen. Derzeit führen 49 Prozent der Pkw-Anreisen an die Küste zwischen Travemünde und Glücksburg. 30 Prozent haben das Binnenland als Ziel, nur 21 Prozent die Nordseeküste. Bei den Bahnreisenden liegt das Ziel Nordsee (45 Prozent) vor der Ostsee (40) und dem Binnenland (15). Bis 2025 rechnen die Gutachter auch bei den Touristen, die per Zug kommen, mit einem Zuwachs. Er soll bei 47 Prozent liegen.

    Klimant sagte: „Wir freuen uns über diese Steigerungsraten, aber wir müssen uns auch mit der Frage beschäftigen, was das für die Infrastruktur bedeutet.“ Es könne nicht sein, dass der Tourismus hierzulande darunter zu leiden habe, dass „die Leute leichter nach Mallorca oder auf die Malediven kommen als nach Schleswig-Holstein“.

    Klimant möchte deshalb, dass die touristischen Belange bei der Verkehrsplanung stärker beachtet werden. „Bei der Dimensionierung von Straßen wird zu oft mit durchschnittlichen Verkehrszahlen gearbeitet“, sagte der Verbandsvorsitzende. Wichtiger sei: Die Straße müsse in der Lage sein, den Verkehr zu Spitzenzeiten aufzunehmen. Klimant weiß, dass es Patentrezepte nicht gibt. Einen Ausbau der A­ 1 fordert er nicht. Klimant, im Hauptberuf Landrat des Kreises Dithmarschen, ist Praktiker. „Hamburger sollten für die Fahrt an die Ostsee verkehrsschwache Zeiten nutzen“, sagte er.

    Und die Bahn müsse viel attraktiver werden. Zugfrequenzen und Schienenausbaupläne sollten den Tourismus berücksichtigen. „Die Vergabe der Trassen für den Autozug Sylt ist ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte“, so Klimant. Dort sind von Juni an zwei Unternehmen tätig, was zu Problemen an den Verladestationen führen dürfte.

    Aber auch die Urlaubsorte müssen etwas tun. „Die Bahnhöfe müssen verkehrlich gut angebunden werden“, sagte Klimant. „Gepäckabholung, Fahrradverleih, Transport mit Elektromobilen: Das alles kann helfen, den Autoverkehr zu verringern.“