Scharnebeck. Wie die Kommunen zwischen Hamburg und Wittenberge Touristen gewinnen wollen. Höhepunkt ist ein maritimes Fest in Lauenburg.
Kapitän Jürgen Wilcke steuert seinen Ausflugsdampfer „Lüneburger Heide“ durch den Elbeseitenkanal. Es sind Törns, wie er sie mit seinem Boot mit Heimathafen Artlenburg fast täglich unternimmt. „Aber jedes Mal bin ich fasziniert von der Natur. Auch unsere Passagiere sind überrascht, wie schön das hier ist.“
Willkommen in der Flusslandschaft Elbe vor den Toren Hamburgs. Zwischen Hamburg und Wittenberge in Brandenburg wächst jetzt eine Region zusammen, die mit dem Strom längst zusammengehört. Die Elbanrainer-Kommunen in fünf Bundesländern haben vor einiger Zeit das Kooperationsprojekt „Kurs Elbe“ gegründet. Dazu gehören Orte wie Stöckte (Winsen), Boizenburg (Mecklenburg-Vorpommern) und Lenzen in der Prignitz. „So unterschiedlich alle sind – wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir wollen die Region bekannter machen und neue Gäste gewinnen“, sagt Jens Kowald, Projektleiter der Flusslandschaft.
Die ersten Ergebnisse können sich sehen lassen: Die Zahl der Übernachtungen in der Region zwischen Hamburg und Hitzacker stieg im Zeitraum von 2009 bis 2015 um 23 Prozent. Sie lag im vergangenen Jahr bei 383.000. Jahrzehntelang hatte die Elbtalaue im Dornröschenschlaf gelegen. Nicht zuletzt die deutsche Teilung trug dazu bei, dass Fauna und Flora auf einzigartige Weise gedeihen konnten. Biber finden heute in dem Biosphärenreservat genauso ein Refugium wie Seeadler und seltene Pflanzen. Um verstärkt Touristen anzulocken, will die Region „Kurs Elbe“ mit ihren Stärken punkten: Auf einer Länge von 180 Flusskilometern gibt es 40 Sportboothäfen, 19 Kanuverleihe und zwölf Fahrgastschiffer, heißt es in einem Projektpapier.
Ein Ziel sei es, die Häfen und Anleger zu modernisieren, so Touristikfachmann Kowald. Dazu zählen Informationstafeln und gastronomische Angebote. So werden in diesem Jahr in Schnackenburg (Lüchow-Dannenberg) neue Liegeplätze für Sportboote entstehen. „Außerdem ist dort Gastronomie direkt am Hafen geplant“, sagt Marion Köhler, Sprecherin der Metropolregion Hamburg. In Stöckte erfolge der Ausbau des historischen Speichers zum Restaurant. Und am gesamten Flussabschnitt entstehen neue Wohnmobilplätze, darunter in Neu-Darchau, Bleckede und Wittenberge.
Die größte gemeinsame Veranstaltung in diesem Jahr wird der „Kurs-Elbe-Tag“ am 24. April in Lauenburg und Hohnstorf sein. Erwartet werden acht Fahrgast- und Museumsschiffe und 10.000 Zuschauer. Zum Finale bilden unter anderem der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ und der Dampfeisbrecher „Elbe“ einen Schiffskorso. Sieben Shantychöre aus vier Bundesländern werden auftreten, es gibt Werftführungen und einen maritimen Flohmarkt.
Um weitere Urlauber von der Region zu begeistern, sollen sich Hoteliers und Gastronomen stärker auf die Bedürfnisse ausländischer Touristen einstellen. Die gesamte Metropolregion verzeichnet bei dieser Klientel im Zehn-Jahres-Vergleich einen Zuwachs von immerhin 83 Prozent.
Mit dem Projekt „Welcome to the Nordlichter“ werden Gastgeber unterstützt
Das war der Ansporn für das neue Leitprojekt „Welcome to the Nordlichter“. Dafür gibt es jetzt finanzielle Hilfen in einer Höhe von 850.000 Euro. „Davon werden 78 Prozent durch die Förderfonds der Metropolregion Hamburg getragen“, sagt Sprecherin Marion Köhler. Damit die Gastgeber zwischen Bergedorf im Westen und der Prignitz im Osten überhaupt wissen, wie Schweden, Holländer und Dänen ticken, ist ein sogenanntes Logbuch International vorgesehen. Hier erhalten Gastronomen Tipps, wie sie einem Skandinavier die Vorzüge eines norddeutschen Fischbrötchens erklären können. Weitere Bausteine seien die Übersetzung von digitalen Werbeinhalten in die englische Sprache. „Wir möchten mit all diesen Maßnahmen die Aufenthaltsdauer und die Zufriedenheit unserer ausländischen Gäste steigern“, sagt Marion Köhler.
Wenn das Projekt „Kurs Elbe“ weiter Fahrt aufnimmt, können sich die Ausflügler und Hobbyskipper auf besseren Service in den Sportbootenhäfen, mehr Informationen über die Region und ein breiteres Veranstaltungsangebot freuen.
Und wer schon jetzt in Ruhe über die Elbe östlich von Hamburg schippern will, der setzt sich eben auf das Panorama-Ausflugsschiff „Lüneburger Heide“. Kapitän Wilcke bringt seine Gäste von Lauenburg bis nach Hitzacker und verspricht: „Das ist ein bisschen wie auf dem Mississippi.“