Weltneuheit: Im Schlafstrandkorb haben zwei Erwachsene Platz. Schon im Mai können Touristen darin übernachten
Im Strandkorb am Ostseestrand einschlummern und mit dem oder der Liebsten einfach liegenbleiben und die ganze Nacht unter dem Sternenhimmel verbringen, statt zurück in die Ferienwohnung oder ins Hotelzimmer zu gehen. Das soll schon in diesem Sommer möglich sein – im XXL Schlafstrandkorb, der auf der Reisemesse ITB in Berlin vorgestellt wird.
Andreas Kleist, Tischlermeister aus dem schleswig-holsteinischen Meldorf, freut sich. Er ist zu Besuch auf dem Messestand der Tourismusagentur Schleswig-Holstein (TASH) und ziemlich aufgeregt. Seit 28 Jahren baut er schon Strandkörbe, aber solch einer zum Übernachten war auch für ihn etwas völlig Neues. Schließlich ist der Schlafstrandkorb eine Weltpremiere.
Seit November haben Kleist und sein Team an den zwei Prototypen für den Schlafstrandkorb mit geplant und zwei Monate daran gewerkelt. Sie haben an den 1,40 Meter breiten Schlafstrandkörben, die Platz für zwei Personen bieten, Verschläge angebracht, die Körbe geflochten, Sitze gepolstert. Alles in Handarbeit. Ein Team von vier bis sechs Leuten hat die Körbe fertig- gestellt.
Behinderte und nicht behinderte Handwerker der Strandkorbmanufaktur der Stiftung Mensch in Meldorf haben die Prototypen im Auftrag der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein gebaut. Von 1000 Mitarbeitern in der Stiftung haben 700 ein Handicap.
Übernachten im Schlafstrandkorb am Strand ist erlaubt, Zelten nicht
Der Strandkorb ist so gebaut, dass zwei Erwachsene darin liegen können. Tischlermeister Kleist hat es selbst ausprobiert: „Es passen sogar drei Leute nebeneinander gut rein“, sagt er und lacht.
Der Schlafstrandkorb ist länger, breiter und flacher als ein normaler Strandkorb. Mit einer wetterfesten, mit Fenstern versehenen Persenning lässt sich der Schlafstrandkorb komplett schließen, sodass die Schlafenden vor Wind, Regen und Blicken geschützt sind.
Schon ab Mai können Touristen an Stränden in Eckernförde, in Lübeck-Travemünde und in Timmendorf in den Strandkörben übernachten. Aber: Übernachten am Strand, geht das denn so einfach? „Alle rechtlichen Aspekte sind mit den Behörden geklärt“, sagt Marc Euler von der TASH.
Während das Campen im Zelt an den Stränden verboten ist, ist das Schlaflager im Strandkorb etwas anderes. Wichtig dabei ist, dass die Anbieter der Schlafstrandkörbe – das werden zunächst Hoteliers und Vermieter sein –, auch für sanitäre Anlagen in der Nähe sorgen. Später sollen die Körbe dann auch serienmäßig hergestellt werden und vom Endkunden (Kosten 3000 bis 5000 Euro) zu erwerben sein.
„Im Schlafstrandkorb erleben die Gäste das Meer und die Elemente aus einer neuen Perspektive“, sagt Marc Euler.
Die Idee zum XXL-Strandkorb entstand, als Touristiker zusammensaßen und überlegt haben, was die Gäste glücklich macht: „Viele sind darauf gekommen, dass es eine Kindheitserinnerung war, am Strand zu schlafen und dort den Naturelementen ausgesetzt zu sein“, so Euler. Dieses Glücksgefühl soll eine Nacht im Strandkorb zurückbringen.
Überhaupt geht es den Tourismus-Experten um das Glück der Nord- und Ostseegäste: Mehr als 800 Ideen für neuartige Produkte und Angebote hatten 121 Kreative in der Pilotphase der Workshop-Reihe „Glück. Gebiet. Gestaltung“ entwickelt. Diese Workshops, die seit 2014 laufen, bilden den Kern der neuen Image-Initiative „Glückswachstumsgebiet“. Die Ideen sollen nicht von oben herab, sondern aus einer Mitmachkultur und aus den Regionen heraus entstehen.
Nach der Ostsee sollen die Strandkörbe später auch an der Nordsee stehen
Was eine Übernachtung in den Strandkörben kosten soll, steht noch nicht fest. Auch die genauen Standorte will die TASH erst noch bekannt geben. Verhandlungen über weitere Orte laufen derzeit. Standorte an der Nordsee sollen 2017 folgen.
Tischlermeister Andreas Kleist selbst reizt es nicht, im Schlafstrandkorb zu schlafen. Obwohl er bis zu 350 Strandkörbe im Jahr anfertigt, hat er noch nicht einmal selbst einen im Garten stehen. „Darin zu sitzen, dafür habe ich ohnehin keine Zeit.“