Sylt. Ein bis zu 60 Meter breiter Küstenstreifen ist in die Nordsee gespült worden. Unumkehrbarer Verlust im Schutzgebiet Hörnum-Odde
Die Nordseeinsel Sylt verliert Land – schon seit Jahren. Beim letzten Herbststurm brachen nun erneut enorme Teile der Südküste ab. Johannes Oelerich, Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz kurz LKN, sagt dazu: „Die Verluste an dem Naturschutzgebiet Hörnum-Odde sind groß.“
Teilweise bis zu 60 Meter breit sind die verlorenen Küstenabschnitte, die bei der Sturmflut, verursacht durch Tief „Heini“, Mitte November weggespült worden sind. Auf insgesamt 850 Meter Länge gab es Abbrüche. Hendrik Brunckhorst, Sprecher des LKN, sagt: „Diese letzte Sturmflut war vergleichsweise hoch.“ Seit 1900 wird der Wasserstand gemessen. Die letzte Sturmflut erreichte dabei laut Brunckhorst Rang 28.
Das weggebrochene Land wird dennoch nicht aufgeschüttet. Das hat auch Kostengründe. Hendrik Brunckhorst: „Unser Ziel ist es, die Wohnbebauung zu schützen.“ Und die „Ortslage“ der Gemeinde Hörnum, wie sie von den Fachleuten genannt wird, die sei nicht gefährdet.
Das liegt auch daran, dass vor einem Jahr 2300 Tetrapoden in Höhe der Gemeinde ins Wasser gelassen wurden. An den Betonkolossen – jeder wiegt sechs Tonnen – brechen die Wellen der Nordsee und nehmen den Wassermassen die Wucht, mit der sie sonst auf die Sylter Küste treffen würden.
Zudem wird laut LKN seit 1984 jährlich Sand an den Stränden der Westküste sowie auf vorgelagerten Sandbänken in der Nordsee aufgespült. Zuletzt waren es rund 1,7 Millionen Kubikmeter Sand. Der Sand stammt wiederum vom Boden der Nordsee. Etwa sieben Kilometer von der Sylter Küste entfernt wird das Material mit einem Spülschiff aus 15 Meter Tiefe an die Oberfläche befördert. Anschließend wird der Sand mit Planierraupen an den Strandabschnitten der Westküste verteilt. 9,2 Millionen Euro hat die Aufspülung in diesem Jahr gekostet. Sie wird sich in ähnlicher Weise im kommenden Jahr wiederholen.
Denn laut des LKN gibt es nur wenige Stellen an der deutschen Nordseeküste, an denen das Meer mit ähnlich großer Gewalt auf die Küste trifft wie auf Sylt. Die Brandung trage so jedes Jahr ein bis vier Meter von der Westküste der Insel ab. Die Insel verliere dadurch jährlich eine Million Kubikmeter Sand.