Meckelfeld hat sich vom Bauerndorf zum bevölkerungsreichsten Ortsteil Seevetals entwickelt.

Wer die Mitte eines Ortes sucht, orientiert sich zumeist am Kirchturm, der die Häuser weithin sichtbar überragt. Die evangelische Kirche Meckelfelds, erst 1954 geweiht, fällt indes inmitten der Mietshäuser kaum auf. Und das rund 20 Jahre jüngere katholische Gotteshaus St. Alfrid liegt weit abseits des Ortskerns am Rande einer Siedlung. Das, was „neue Mitte Meckelfeld“ heißt, ist ein ziemlich gesichtsloses modernes Geschäftszentrum, wie es überall stehen könnte. Ein attraktiver Ortskern fehlt.

Um 1450 zählte „Mekelenvelde“ elf Höfe. Die meisten lagen dort, wo heute eine große Straßenkreuzung das geografische Zentrum Meckelfelds bildet. Die Bebauung rund um den Verkehrsknotenpunkt spiegelt die rasante und offensichtlich kaum gesteuerte Ortsentwicklung. An der Nordwest-Ecke stehen noch drei alte Strohdachhäuser. Eines ist mit einem modernen Anbau versehen und beherbergt die Gemeindebücherei. Diagonal gegenüber erheben sich achtstöckige Häuser aus den frühen 70er-Jahren. Die dritte Ecke nimmt ein Wohn- und Geschäftshaus aus den 80ern ein. Und die vierte ziert seit Kurzem ein Mehrparteienbau außergewöhnlichen Stils.

„Wir Meckelfelder nennen es das Puppenhaus, weil es aussieht wie das von Playmobil“, sagt Bruno Toll, Inhaber eines Spielwarengeschäfts. Der Laden war ursprünglich in Bruno Tolls Elternhaus integriert. Mitte der 90er-Jahre siedelte das Geschäft in die Mattenmoorstraße um, mitten in die damals noch sehr belebte Fußgängerzone. „Das war ein schönes kleines Zentrum“, erinnert sich der 56-Jährige. Doch die Bummelmeile wurde vernachlässigt und verödete zunehmend. Auch wegen der Konkurrenz durch die „neue Mitte“. „Meckelfeld krankt daran, dass es nie ein politisches Gesamtkonzept gab“, sagt Bruno Toll.

Der Unternehmer ist mit seinem Laden ins zentraler gelegene kleine Geschäftszentrum Unter den Linden gezogen. Dort stand einst ein Gasthaus dieses Namens. Heute ist das gastronomische Angebot im Ort international geprägt: Chinese, Grieche, Italiener. Bruno Toll vermisst ein Restaurant mit deutschen Gerichten. Er schwärmt von der „Waldquelle“ oben am Höpen. Das Traditionslokal ist mittlerweile geschlossen. Der Jahrhundertwendebau wird demnächst abgerissen, um Doppel- und Reihenhäusern Platz zu machen.

Meckelfelds rasanter Wandel begann bereits in den 1920er-Jahren. „Der Ort hatte damals einen eigenen Rangierbahnhof. Es zogen viele Eisenbahner hierher“, erzählt Bruno Toll. Allein von 1939 bis 1950 verdoppelte sich die Einwohnerzahl. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich Scharen von Flüchtlingen nieder. Heute ist der Anteil der Migranten hoch, insbesondere in den Hochhauswohnungen leben viele sozial Schwache.

Im Vergleich mit anderen Seevetaler Orten genießt Meckelfeld keinen besonders guten Ruf. Kürzlich wurde beim Dorffest ein Polizist ins Koma geprügelt. Bruno Toll glaubt, dass viele Kriminelle von außerhalb kommen. „Das ist die Kehrseite unserer guten Verkehrsanbindung: Die Täter fahren bequem hierher und sind schnell wieder weg.“ Er wohnt trotzdem gern in Meckelfeld. Der Ort sei insbesondere bei jungen Familien beliebt, der guten Infrastruktur wegen, sagt er. Es gibt Kitas, Grundschule, Oberschule und Gymnasium. Dazu mehrere Vereine. „Wir arbeiten gerade daran, die Gruppen miteinander zu vernetzen.“ Bruno Toll engagiert sich im Gewerbeverein und im Kirchenvorstand.

Ein weiterer Pluspunkt sei die schöne Umgebung mit Höpen, Elbmarsch und Kiesteichen. Doch die Idylle im Meckelfelder Moor ist bedroht. Dort soll der größte Autobahnrastplatz Deutschlands entstehen. Mit 300 Stellplätzen für Lkw und 500 für Pkw. Bruno Toll ist dagegen wie auch viele andere im Ort. „Der Torfboden ist nicht tragfähig genug. Die Landschaft müsste geradezu umgekrempelt werden. Das wäre für Meckelfeld und die gesamte Region tödlich.“