Bremen. Der Panik-Rocker erobert die Herzen von Flüchtlingen. In Bremen verstehen die Asylsuchenden aus Syrien und Eritrea die Botschaft.
„Wir werden jetzt Freunde“ - mit diesem neuen Song für Flüchtlinge hat Panik-Rocker Udo Lindenberg für Freundschaft und Toleranz geworben. In Bremen gab er am Donnerstagabend ein Konzert für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer. „Wir haben eine tolle, bunte Republik in Deutschland“, rief er den Menschen aus Syrien, Eritrea und anderen Ländern zu. „Die paar dunkelbraunen Flecken kriegen wir auch noch weg, sagte der 69-Jährige. Einige der Asylsuchenden machten Selfies - im Hintergrund die Bühne mit Udo und seinem Panik-Orchester.
Gekommen sind rund 100 Flüchtlinge und etliche Helfer aus zwei Notunterkünften der Stadt. „Wir sind teilweise mit dem Auto, dem Fahrrad oder der Straßenbahn gefahren“, sagt Laura Ferreira. Sie arbeitet seit Dezember in einer Flüchtlingsunterkunft für 120 Menschen. „Bei uns ist das wie in einer großen Familie, es ist so gemütlich. Viele wollen dort gar nicht wieder weg.“ Ihre Kollegin Julia Hoekzema berichtet von großen Schwierigkeiten, Wohnungen für fünf- und sechsköpfige Familien zu finden.
„Es gab viele, die sofort gesagt haben, wir kommen zum Konzert“, sagt Markus Großkopf, Leiter des Flüchtlingswohnheims Überseetor, das von der Inneren Mission in Bremen betreut wird. „Die Einladung finde ich eine wunderbare Idee.“ Bekannt sei Udo Lindenberg bei den Flüchtlingen nicht gewesen. „Wir mussten erklären, dass er ein ganz bekannter Rock-Musiker in Deutschland ist, mit Schlapphut und großer Sonnenbrille.“
Auch Ali hatte noch nie etwas vom Panik-Udo gehört. Der 45 Jahre alte Syrer lebt seit zehn Monaten in Deutschland. Die beiden ehrenamtlichen Betreuer Mustafa und Dirk haben ihn überredet mitzukommen. „Ali hat heute erfahren, dass seine Frau und seine fünf Kinder nicht nachkommen“, berichtet Mustafa. „Erst war alles klar mit der Familienzusammenführung, jetzt heißt es, er ist nicht registriert.“ Alis Familie wartet in der Türkei auf die Ausreise.
Als Udo Lichtenberg seinen Flüchtlingssong zum zweiten Mal anstimmt, machen alle mit. Sie haben die Botschaft verstanden, auch wenn die Flüchtlinge kaum ein Wort Deutsch verstehen. „Du bis jetzt bei uns zu Haus“, singt Udo. Die dreijährige Nutades aus Syrien lacht und klatscht begeistert in die Hände. Unbekümmert läuft sie zwischen den Zuschauern herum und strahlt jeden an. Sie lebt mit ihrem großen Bruder und den Eltern seit acht Monaten in Bremen.
Lindenberg war zu einem Mini-Konzert in der Hansestadt, um seinen Beitrag für die Jubiläumssendung 50 Jahre Beat-Club von Radio Bremen aufzuzeichnen. Der Panik-Rocker und der Sender hatten dazu Flüchtlinge eingeladen. Für den Rockstar nichts Neues: „Zu unseren Konzerten laden wir immer Flüchtlinge ein“, sagt er. „Die direkte Begegnung ist gut.“ Inspiriert zu seinem Flüchtlingssong habe ihn die Begegnung mit der Boxerin Susi Kentikian aus Armenien. „Sie hat eine achtjährige Odyssee hinter sich von Abschiebung, Asyl, wieder Abschiebung und doch wieder Asyl.“