Schenefeld punktet mit Parks, Reetdächern und einer modernen Shoppingmeile. Eine neue Mitte ist in Planung.
Aus Liebe zu Schenefeld“ steht auf dem blau-weißen Wimpel, der auf dem Tisch thront. Es ist 10 Uhr. Stammtischzeit im Stadtzentrum Schenefeld. Jeden Tag treffen sich dort mehrere Gruppen zum Klönen. Das Schenefelder Einkaufszentrum ist für die Bewohner des rund 18.000 Einwohner großen Ortes deutlich mehr als nur ein Shoppingtempel. Es ist Treffpunkt, Marktplatz, Einkaufsstraße, und vor allem ist das Center der Ersatz für Schenefelds fehlenden Ortskern.
Denn das Einkaufszentrum zwischen Kiebitzweg und Altonaer Chaussee verbindet die beiden Ortsteile: das Dorf und die später entstandene Siedlung an Hamburgs Grenze. Dazwischen liegt die Landesstraße Schenefeld-Elmshorn (LSE). Die vierspurige Straße durchschneidet die Stadt, die keine richtige Mitte hat. Ein Makel, dem man sich bewusst ist und an dem seit Kurzem mit viel Aufwand gearbeitet wird. Die Schenefelder haben sich auf den Weg gemacht, ihr Zentrum neu zu gestalten. Ein Millionenprojekt – das dank der Aufnahme ins Städtebauförderungsprogramm des Landes in greifbare Nähe gerückt ist.
Mantheis Familie war vor dem Krieg aus Hinterpommern geflohen
Einer, der am Stammtisch im Stadtzentrum selten fehlt, ist Gerhard Manthei. Der 72 Jahre alte Sozialdemokrat und Mitglied des Ehrenrats des hiesigen Sportvereins Blau-Weiß 96 ist Schenefelder. „Durch und durch“, wie er sagt. Mit der Geschichte seiner Stadt befasst er sich gern und gibt sein Wissen bei historischen Radtouren weiter. Als Einjähriger kam Manthei nach Schenefeld und ging nie wieder fort. Seine Familie war vor dem Krieg aus Hinterpommern geflohen. Mit dem Pferdewagen ging’s vom Halstenbeker Bahnhof nach Schenefeld.
Heute rollen hier Busse. Wobei die Verbindung zwischen den beiden Nachbarorten eher stiefmütterlich ist. Deutlich besser sieht es da mit der Verbindung nach Hamburg aus. Das könnte an der fließenden Grenze zwischen der kleinen Stadt und der riesigen Metropole oder aber auch an dem in Schenefeld beheimateten Busbetriebshof der VHH am Osterbrooksweg liegen.
In unmittelbarer Nähe zur VHH entsteht derzeit in Schenefeld ein Projekt der Superlative: der European XFEL. Bei dem eine Milliarde Euro teuren Röntgenlaser handelt es sich um ein internationales Forschungsprojekt, an dem sich Deutschland mit dem Desy als Partner beteiligt. Von der Forschungsanlage, die 2016 in Betrieb gehen soll und an der bis zu 300 Wissenschaftler arbeiten werden, verspricht man sich im Schenefelder Rathaus einen Aufschwung für die Stadt. Ein Gästehaus ist bereits in Planung, um ein Infozentrum für Besucher wird noch gekämpft.
Der Name der Stadt Schenefeld bedeutet wohl „schönes Feld“
Doch das ist Zukunftsmusik. Derzeit geht es in Schenefeld im Vergleich zum großen Nachbarn Hamburg deutlich beschaulicher zu. Fast etwas verschlafen ist die Stadt. Dafür kennen sich die Bewohner, hier wird gegrüßt, mit dem Postboten kurz geklönt – vor allem im Dorf. Rund um die Nedderstraße stehen die ältesten noch erhaltenen Gebäude der Stadt.
Alte Reetdachhäuser säumen die Straße. Hier lebten einst die Landwirte, bevor sie an den Rand des Ortes ausgelagert wurden. Überhaupt ist Landwirtschaft der Nährboden, auf dem der erstmals 1256 in Urkunden erwähnte Ort sich begründet. Daran erinnert auch der Name, der wohl einst „schönes Feld“ bedeutete.
Ob Felder, Wiesen oder der nahe Klövensteener Wald: Mit dem vielen Grün, für dessen Erhalt die Bewohner auch bereit sind zu kämpfen, wirbt die Stadt. Manthei genießt die täglichen Radtouren ins Grüne. Doch für ihn macht seine Heimatstadt mehr aus. Er verbindet damit Erinnerungen und Erlebnisse. Aber vor allem seien es die Bewohner, die die Stadt liebenswert machten: „Die Schenefelder sind offenherzig, hilfsbereit und engagiert.“