Salzhemmendorf. Die Polizei nahm am Freitagabend drei Verdächtige fest. Eine Familie aus Simbabwe war der Attacke nur knapp entgangen.
Nach dem Brandanschlag auf eine bewohnte Asylbewerber-Unterkunft in Salzhemmendorf sollen die drei Tatverdächtigen am Sonnabend einem Haftrichter vorgeführt werden. Am Freitagabend waren zunächst ein 24-Jähriger und wenig später ein 30-Jähriger aus dem kleinen Ort bei Hameln sowie eine 23-Jährige aus Springe (Region Hannover) festgenommen worden.
Der festgenommene 24-Jährige aus Salzhemmendorf ist nach Polizeiangaben bereits in der Vergangenheit wegen politisch motivierter Taten, Körperverletzung und Sachbeschädigung aufgefallen. Er soll genauso wie der ebenfalls aus dem Ort stammende 30-Jährige Kontakt zur rechten Szene haben. „Wir werden insbesondere die Hintergründe und das weitere Umfeld aufhellen müssen“, sagte Fahndungsleiter Ralf Leopold am Freitagabend im NDR Fernsehen.
Eine Familie aus Simbabwe war der Attacke in der Nacht zum Freitag nur knapp entgangen. Durch eine Fensterscheibe war ein Molotow-Cocktail in ihre Wohnung geschleudert worden. Weitere Einzelheiten über die mutmaßlichen Täter könnten die Ermittler derzeit nicht bekanntgeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker, am Sonnabendmorgen.
Am Freitagnachmittag kamen 2000 Menschen in Salzhemmendorf zu einer Solidaritätskundgebung zusammen. „Es war ein feiger Anschlag, ein rassistischer Anschlag, der hat uns alle schwer erschüttert“, sagte der Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont, Tjark Bartels (SPD).
Der niedersächsische Verfassungsschutz konnte zunächst keine Angaben dazu machen, ob die Zahl der Straftaten von Rechtsextremisten in diesem Jahr gestiegen ist. In Hildesheim hatten Angehörige der rechten Szene vor einer Woche vor dem Bahnhof Flüchtlinge attackiert. Eine zentrale Steuerung fremdenfeindlicher Angriffe durch rechtsextremistische Organisationen sei in Niedersachsen derzeit nicht erkennbar, teilte der Verfassungsschutz auf dpa-Anfrage mit. Allerdings nutzten Rechtsextremisten aktuelle Themen für ihre eigenen propagandistischen Zwecke.
In Goslar demonstrierten am Samstag zwischen 800 und 1000 Menschen friedlich gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Ein breites Bündnis aus Parteien und Vereinen hatte dazu aufgerufen, sich gegen eine Kundgebung der ausländerfeindlichen Partei „Die Rechte“ zu stellen. Die Veranstaltung der Rechtsextremisten zählte laut Polizei etwa 70 Teilnehmer.