Buchholz/Drage. Ermittler setzen Sonarboot ein, um Spur zu Sylvia und Miriam S. zu überprüfen. Möglicherweise wird Wasser abgelassen

Werden die vermisste Mutter Sylvia und ihre Tochter Miriam S. aus Drage heute endlich gefunden? Die zuständige Soko hat nach einem Tipp einer Zeugin Waldwege um den Seppenser Mühlenteich in Holm-Seppensen mit Personenspürhunden durchsucht. Die Hunde haben die Fährte der seit etwa vier Wochen verschwundenen Familie aufgenommen und bis zum Teich verfolgt. Das Brisante: Nur die Spur des bereits vor zwei Wochen tot aufgefunden Vaters führt vom Ufer zurück. Am heutigen Mittwoch wird in einer groß angelegten Suchaktion der Wald um den Teich von Polizeibeamten durchsucht. Mit einem Sonarboot soll der Grund überprüft werden.

Bereits am Montag suchten 35 Beamte auf Waldwegen um den Teich nach der vermissten 43-Jährigen und der Zwölfjährigen. Ein Personenspürhund konnte die Fährte der beiden aufnehmen und führte die Polizei von einem Waldweg zum etwa 200 Meter entfernten Ufer des Seppenser Mühlenteichs. Die Polizei teilte zwei Suchbereiche in dem etwa 39.000 Quadratmeter großen Gewässer ein. Polizeitaucher gingen mit zwei Sicherungsleinen ins Wasser. Dort mussten sie sich aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse in dem etwa vier Meter tiefen Teich vorantasten. Nach etwas mehr als vier Stunden wurde die Suche unter Wasser erfolglos abgebrochen. Die Taucher konnten auf dem Grund des Teichs keine Spur der Vermissten finden. Aufgrund der einbrechenden Dunkelheit und des Starkregens wurde die weitere Suche verschoben.

Am Dienstagmittag setzte die Polizei zwei weitere Spürhunde zur Kon­trolle der Spur ein. „Da die Geruchsspur mittlerweile rund vier Wochen alt ist, waren witterungsbedingte Ungenauigkeiten nicht auszuschließen“, sagte Polizeihauptkommissar Krüger. Der Hundeführer ließ seinen Hund an einer Duftprobe von Mutter, Tochter und Vater riechen. Danach nahm er die Fährte der Familie in Richtung Ufer auf. Die Suche musste aber erneut abgebrochen werden. Am heutigen Mittwoch soll eine Hundertschaft am Seppenser Mühlenteich anrücken und das Waldgebiet durchkämmen. Es wird zudem geprüft, ob aus dem künstlich aufgestauten Teich ein Teil des Wassers abgelassen werden kann, um die Suche zu vereinfachen. Die Beamten planen zunächst, ein Sonarboot einzusetzen, mit dem Unregelmäßigkeiten auf dem Grund erkannt werden können.

Die Familie aus Drage verschwand vor rund dreieinhalb Wochen spurlos. Ende Juli entdeckte ein Spaziergänger knapp 30 Kilometer flussaufwärts bei Lauenburg die Leiche des 41-Jährigen in der Elbe treibend. Er hatte allem Anschein nach Selbstmord begangen. Die Leiche des Familienvaters war mit einem Betonklotz mit einem Gewicht von etwa 25 Kilogramm beschwert. Die Polizei geht von einem erweiterter Suizid und einem Familiendrama aus. Hinweise auf Fremdverschulden gab es bei dem Mann nicht.

Die aktuelle Zeugin hatte sich bereits in der ersten Woche der Öffentlichkeitsfahndung nach der Familie mit einem anonymen Hinweis an die Polizei in Buchholz gewandt. Nach der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ meldete sich die Frau erneut, dieses Mal konnten die Beamten länger mit ihr sprechen. Die Hinweise waren dabei so konkret, dass die Soko die Ermittlungen in Buchholz aufnahm. „Ihre Beobachtungen haben uns zu dem Schluss kommen lassen, dass sie höchstwahrscheinlich die Familie am Tag des Verschwindens lebend gesehen hat“, sagt Polizeipressesprecher Jan Krüger. Die Ermittler vermuten, dass sie die Familie am 22. Juli, dem letzten Schultag vor den Sommerferien in Niedersachsen, an dem Teich gesehen hatte. Es besteht zudem eine familiäre Verbindung in die Region. Buchholz und Drage liegen rund 27 Kilometer voneinander entfernt. Derzeit bearbeiten die 25 Ermittler 20 neue Spuren.

Anwohner wollen nicht glauben, dass sich hier eine Tragödie abgespielt hat

Den bei Anwohnern und Spaziergängern beliebten Teich meiden nun viele Buchholzer. Ein Anwohner führte am Montag sein Pferd vorbei an Polizeiwagen, Kamerateams und Fotografen auf eine Weide neben dem Wasser. Doch das Pferd weigerte sich, über die Stromkabel für die Fernsehteams zu gehen. Der ältere Herr sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet hier etwas gefunden würde. So sieht es auch eine Anwohnerin, die mehrmals täglich mit ihrem Hund um den als Angelsee genutzten Seppenser Mühlenteich geht. „Dass sich dort solch ein Drama abgespielt hat, kann ich kaum glauben“, sagte sie.