Kuala Lumpur. Der Senegalese Diamil Faye ist einer bekanntesten Lobbyisten des internationalen Sports. Er hält die USA und Paris für Favoriten

Diamil Faye ist seit Freitag arbeitslos. Nicht ganz, sagt er, aber seinen wichtigsten Kunden hat der 51 Jahre alte Senegalese in Kuala Lumpur (Malaysia) verloren. Dabei hatte er einen guten Job gemacht. Faye hatte Peking bei der Bewerbung um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 unterstützt. Und bekanntlich erhielten die Chinesen, wenn auch nur knapp, den Zuschlag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

An den Tagen danach schaute sich Faye in Kuala Lumpur in den Hotels und Tagungsräumen nach neuen Auftraggebern um. 2017 steht die Entscheidung des IOC für die Sommerspiele 2024 an, und da könnten einige Kandidaten sein Know-how gebrauchen. Faye, der die wichtigsten olympischen Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch beherrscht, ist einer der bekanntesten Netzwerker in der IOC-Szene. Bei den erfolgreichen Kampa­gnen von Athen (2004), Peking (2008), Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) griffen die Städte auf seine weltweiten Kontakte zurück. Einzig mit New York scheiterte er 2009, als sich die US-Amerikaner um die Sommerspiele 2016 bewarben. Die erhielt Rio de Janeiro.

Wer 2024 den Zuschlag bekommen könnte, darüber macht sich der studierte Marketingexperte seit Sonnabend Gedanken. „Für mich sind die USA klarer Favorit, dann Paris, danach vielleicht Hamburg.“ Die Amerikaner wollen bis Ende des Monats entscheiden, wen sie anstelle von Boston ins internationale Rennen schicken. Los Angeles, San Francisco und die Hauptstadt Washington stehen zur Auswahl. „Los Angeles wäre allerdings aufgewärmter Kaffee“, meint Faye. Bereits 1932 und 1984 wurden die Spiele in Kalifornien ausgetragen. Elfmal hat sich die Stadt schon um Olympia beworben.

Wie stehen Hamburgs Chancen? Kaum jemand beim IOC kenne Hamburg, sportpolitisch sei die Stadt nicht existent, weiß Faye aus Gesprächen. Momentan sei das ein Nachteil, der dann zum Vorteil umschlagen könne, wenn man es schaffe, Neugier zu wecken. Faye wusste bislang über die Stadt nur, dass hier der HSV spielt und Felix Magath („Ein großer Fußballer!“) wichtige Tore geschossen hat. Jetzt hat er sich über Nacht im Internet ein bisschen informiert. „Was ich gesehen habe, gefällt mir. Wasser, viel Grün, schöne Gebäude, kurze Wege bei Olympia. Daraus kann man eine Story machen.“

Bernhard Schwank, stellvertretender Geschäftsführer der Hamburger Bewerbungsgesellschaft, kennt und schätzt Faye: „Er ist einer von vielen, die ihr Netzwerk anbieten. Wir werden diese Leute sicherlich brauchen.“

Schwank, Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dessen Vorstandsvorsitzender Michael Vesper und DOSB-Lobbyistin Katrin Grafarend hatten in Kuala Lumpur noch selbst Lobbyarbeit betrieben. „Es ist zu spüren, dass großes Interesse an unseren Plänen besteht. Es gibt von einigen IOC-Mitgliedern auch erste Signale, dass sie ein gutes Konzept aus Hamburg wohl unterstützen würden“, sagt Hörmann: „Wir kommen aber nicht – bildlich gesprochen – mit 20 Stimmen zurück. Dafür ist es viel zu früh.“ (rg)

Claudia Bokel, Vorsitzende der IOC-Athletenkommission, trat wegen eines möglichen Interessenkonfliktes mit Hamburg 2024 aus der Ethikkommission zurück.