Lüneburg.

Im Lüneburger Auschwitz-Prozess gegen einen früheren SS-Mann ist zum ersten Mal ein Verhandlungstag wegen des schlechten Gesundheitszustandes des Angeklagten abgebrochen worden. Der 93-jährige Oskar Gröning steht wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen vor dem Landgericht.

Der bis Ende Juli terminierte Prozess könnte sich so in die Länge ziehen, sagte der Vorsitzende Richter. „Er hat die letzten Male bis zur Erschöpfung durchgehalten“, betonte er mit Blick auf den sichtlich angegriffenen Angeklagten. Das Verfahren soll aber am heutigen Donnerstag weitergehen.

Am Mittwoch hatte zunächst ein weiterer Überlebender als Zeuge ausgesagt. Der 90-jährige Tibor „Ted“ Bolgar schilderte, wie seine Familie mit anderen Juden aus Ungarn verschleppt wurde. „Wir hatten keine Vorstellung, wohin wir fahren würden“, sagte Bolgar. Die Deutschen hätten erzählt, es gehe zum Arbeitseinsatz. Doch das Ziel des Zuges war das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Gleich nach der Ankunft wurde die Familie getrennt. „Wir wussten immer noch nicht, was das bedeutete“, sagte Bolgar. „Es wurde mit einer Handbewegung entschieden, wer lebt und wer stirbt.“ Mutter und Schwester sah Bolgar nie wieder, er und der Vater überlebten.

Anschließend schilderte die 1947 geborene Ilona Kalman, was es für die Nachgeborenen bedeutet, mit den Geschichten von unvorstellbarem Schrecken und den Fotos der wenig später im Holocaust ermordeten Angehörigen aufzuwachsen. Die 67-Jährige hat unter dem Namen Elaine Kalman Naves mehrere Bücher verfasst.