Sylt. Die scheidende Sylter Bürgermeisterin sorgt noch einmal für Furore: Sie will eine ehemalige Klinik für Flüchtlinge herrichten lassen.

Praktisch als letzte Amtshandlung hat die scheidende Sylter Bürgermeisterin Petra Reiber (parteilos) erneut die Beschlagnahme eine Gebäudes für die Unterbringung von Flüchtlingen angedroht.

Entsprechende Schreiben seien in der vergangenen Woche verschickt worden, sagte die Leiterin des Insel-Ordnungsamtes Gabriele Gotthardt am Donnerstag. Zuvor hatte das „Flensburger Tageblatt“ (Donnerstagsausgabe) darüber berichtet. Bei dem Bau handelt es sich um eine ehemalige DAK-Klinik in Westerland, die seit mehr als einem halben Jahr leersteht und an einen Investor gehen soll.

Es habe bereits eine Reaktion auf die Schreiben der Bürgermeisterin gegeben, sagte Gotthardt. „Nächste oder spätestens übernächste Woche“ solle es Gespräche geben, dann mit dem neuen Bürgermeister Nikolas Häckel. Das nur für eine begrenzte Nutzung zugelassene Gebäude könne „bestimmt 100 Personen“ Platz bieten und sei auch groß genug für Gemeinschaftsräume. Die eingeschränkte Nutzung, die etwa ein Hotel verbiete, sei „ein Vorteil für die Gemeinde“ in den bevorstehenden Gesprächen.

Bereits im Februar hatte Reiber dem Land Schleswig-Holstein die Beschlagnahme eines ehemaligen Polizeibaus angedroht. Das Land lenkte daraufhin ein.

Am Donnerstag wurde Petra Reiber im Alten Kursaal in Westerland offiziell verabschiedet. An diesem Freitag, 1. Mai, tritt ihr Nachfolger Nikolas Häckel (41) sein Amt an. Ernannt wurde er bereits am 16. April, und so viel ist ihm schon klar: 24 Jahre will er nicht im Amt bleiben.

September 1991 war es, als Reiber als parteilose Mainfränkin mit Anfang 30 ins Westerländer Rathaus einzog. Jetzt, mit 57, spricht die Juristin von „Verschleiß“. Themen wie der Wohnraummangel und die Erreichbarkeit der Insel begleiteten Reiber die ganze Amtszeit hindurch und werden diese überdauern.

Trotz aller Strapazen bezeichnete Reiber die Jahre auf der Nordseeinsel im September als „wichtigste Zeit in meinem Leben“. Sogar der Gedanke, noch einmal zu kandidieren, sei aufgekommen, „in schwachen Momenten“.

Doch der Gesundheit und ihrem Mann zuliebe nimmt sie nun Abschied vom Sylter Chefsessel, um den im vergangenen Herbst und Winter ein so wohl noch nicht dagewesener Kampf entbrannte. Im Zentrum: Ex-CSU-Rebellin Gabriele Pauli, ebenfalls parteilose Fränkin und der gleiche Jahrgang wie Reiber. Doch die Geschichte wiederholte sich nicht und trotz Medienrummels um die einstige „schöne Landrätin“ wird nun ein gebürtiger Sylter Hausherr im Rathaus.

(dpa)