Hannover. Im laufenden Schul-Halbjahr besuchen fast 78.000 Kinder aus Flüchtlingsfamilien spezielle Sprachkurse an niedersächsischen Schulen.
Derzeit besuchen fast 78.000 Kinder aus Flüchtlingsfamilien spezielle Sprachförderkurse an Schulen – nur 1717 Mädchen und Jungen haben aber einen Platz in sogenannten Sprachlernklassen gefunden.
Landesweit gibt es derzeit 274 solcher Klassen mit der intensivsten Sprachförderung. Im ersten Halbjahr das laufenden Schuljahrs waren es noch 118, 2013/14 genau 61. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor. Die überwiegende Mehrheit der Kinder ist entweder im Förderkurs „Deutsch als Zweitsprache” (14.076), erhält klassischen Förderunterricht (12.265) oder nutzt individuelle Sprachförderkonzepte der Schulen (14.961).
Darüber hinaus gibt es spezielle Förderungen für 34.948 Mädchen und Jungen mit besonderen Lernschwierigkeiten, gesundheitlichen Problemen oder erheblichen Verhaltensauffälligkeiten. Darunter sind aber auch Kinder ohne Flüchtlingshintergrund. Das Ministerium beziffert die Kosten für alle Fördermaßnahmen auf rund 112 Millionen Euro pro Schuljahr. Vor dem Hintergrund der wachsenden Flüchtlingszahlen sei davon auszugehen, dass der Bedarf an Sprachförderung anhaltend hoch bleibe oder sogar weiter steigen werde, hieß es aus dem Ministerium.
Eine genaue Statistik zur Zahl der schulpflichtigen Flüchtlingskinder gibt es nicht. Im Jahr 2013 meldete die Landesaufnahmebehörde 1363 neu nach Niedersachsen gezogene Kinder in diesem Alter, 2014 waren es bereits 2678, bis Mitte März kamen weitere 980 hinzu. Nach Ansicht der CDU-Landtagsfraktion sind die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung unzureichend. „Rot-Grün nimmt die wichtige Aufgabe der Sprachförderung für Flüchtlingskinder noch immer nicht ernst”, sagte Fraktionschef Björn Thümler. Viele Flüchtlingskinder würden nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Die CDU kritisiert unter anderem, dass das Ministerium in den vergangenen Monaten viele Sprachlernklassen nicht zuließ.
35 Mal wurde in den vergangenen zwölf Monaten ein entsprechender Antrag nicht genehmigt, davon allein 26 Mal in der Region Hannover. Die Gründe dafür waren laut Ministerium unterschiedlich: Mal gab es zu wenig Räumlichkeiten oder Lehrer, mal zu wenig Schüler(mindestens zehn pro Klasse), mal wurde auf bereits bestehende beziehungsweise mögliche Kooperation mit anderen Schulen verwiesen. „Nicht für jede Schülerin, für jeden Schüler muss eine Sprachlernklasse die einzige, ideale Lösung sein. Auch andere Sprachfördermaßnahmen können vielleicht sogar besser und effektiver zum Ziel führen”, sagte eine Ministeriumssprecherin zur CDU-Kritik.
Pauschalisierte Aussagen, welches Förderinstrument das Beste sie, ließen sich nicht fällen. Welche Maßnahme adäquat erscheine, sei von verschiedenen Faktoren abhängig – wie der Anzahl der zu fördernden Schüler, dem Sprachförderkonzept der Schule, „aber natürlich auch den häufig sehr tragischen Hintergründen und traumatisierenden Fluchterfahrungen bei den Kindern”.