TönninG. Vor ihrer Reise in arktische Brutgebiete landen rund 50.000 Ringelgänse an der Nordsee im Wattenmeer

Auf der Hallig Hooge werden am Wochenende die traditionellen Ringelganstage eröffnet. Zum 18. Mal laden Halliggemeinden, Naturschutzverbände und die Nationalparkverwaltung zum einmaligen Spektakel, wenn bis zu 50.000 Ringelgänse auf ihrem Weg in die arktischen Brutgebiete einen Zwischenstopp im Wattenmeer einlegen.

Naturfreunde können die Meeresgänse in kleinen Trupps rasten und fliegen sehen. Vor allem auf den Salzwiesen kann die Ringelgans (Branta bernicla) aus geringer Nähe „erforscht“ werden. Die Ringelganstage machen das Phänomen des Vogelzuges für Naturfreunde erlebbar, sagte die Sprecherin der Nationalparkverwaltung, Heike Wells. Die Vögel sind mittlerweile eine touristische Attraktion.

Für Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer ist die Geschichte der Ringelgans eine Bestätigung der Arbeit von Naturschützern: In den 1930er-Jahren vom Aussterben bedroht, hat sich der Bestand der Meeresvögel durch Jagdverbot und neue Schutzgebiete auf rund 250.000 Tiere stabilisiert. Heute steht die Ringelgans nicht mehr auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Ringelgänse sind die nördlichsten aller Gänse: Die Vögel mit der weißen Halsbinde brüten in den arktischen Regionen der Moos- und Flechten-Tundra am Nordrand Eurasiens. In den vergangenen Wochen sind sie von ihren Winterquartieren an den Küsten Frankreichs und Englands aus gestartet, um sich im Wattenmeer ein Fettpolster für ihre lange Reise anzufuttern. „Die Rast im Wattenmeer ist überlebenswichtig, denn um die Strapazen des Fluges, der Brut und Aufzucht der Jungen zu bewältigen, muss eine Gans mindestens 1,6 Kilo wiegen, wenn sie zwischen Mitte und Ende Mai aus dem Wattenmeer gen Norden aufbricht“, weiß Heike Wells.

Zum Erreichen des Mindestgewichts braucht die Ringelgans als Vegetarierin eine enorme Menge an Pflanzen, da nur knapp ein Drittel der Nahrung verdaut werden kann. Bis zu einem Fünftel ihres Körpergewichts können die Fettpolster beim Start in die Arktischen Brutgebiete ausmachen. Die Ringelgans ist dann so schwer, dass sie kaum noch vom Boden abheben kann. Den rund 5000 Kilometer langen Flug absolvieren sie dann in zwei Etappen nonstop mit Tempo 90.