Kiel/Berlin.

Wölfe dürfen nach Ansicht von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt keine gefühlte oder echte Bedrohung in der Nähe von Wohngebieten werden. „Es kann einen Punkt geben, an dem die Wolfspopulation so groß wird, dass wir eingreifen müssen“, sagte Schmidt der „Bild“-Zeitung. „Der Schutz des Menschen hat immer Vorrang vor dem Artenschutz.“ Der in Deutschland wieder heimisch gewordene Wolf müsse sich an das Ökosystem und die dicht besiedelte Kulturlandschaft anpassen.

Der Wolf müsse seine klassische Rolle als scheues Raubtier im Wald einnehmen, das von Wild lebt, so der Bundesagrarminister. Die Länder hätten Wolfs-Management-Pläne, die Rudel müssten intensiv beobachtet werden. Unterdessen wurde bekannt, dass ein verhaltensauffälliger Wolf, der im Februar in Schleswig-Holstein in eine Schafherde eingedrungen war, aus Niedersachsen kam. Der junge Rüde stamme aus einem Rudel vom Truppenübungsplatz Munster, berichtet das Landwirtschaftsministerium in Kiel. Das Tier hatte sich bei dem Angriff auf die Schafherde im Kreis Herzogtum Lauenburg ungewöhnlich verhalten. Es zeigte kaum die für Wölfe typische Scheu vor Menschen und ließ sich erst nach längerer Zeit aus der Herde vertreiben, obwohl sich Wolfsbetreuer und Tierhalter bis auf wenige Meter näherten. Aggressiv gegenüber Menschen war der Wolf nicht.

Das Verhalten zeige Parallelen zu dem Rudel von Munster, aus dem der Wolf stammt. Dort fielen Wölfe auf, weil sie wenig Distanz zu Menschen zeigten. In Fachkreisen werde diskutiert, ob sie gefüttert werden und so ihre Scheu vor Menschen verloren haben. Folglich sei die fehlende Scheu vermutlich nicht auf eine generelle Entwicklung bei den Wölfen zurückzuführen, sondern eher auf ein lokales Phänomen. Schleswig-Holstein werde das Thema in den zuständigen Bund-Länder-Gremien ansprechen.