Westerland.

Der Autozug nach Sylt wird ab Dezember von dem Eisenbahnunternehmen RDC betrieben – zumindest teilweise. Für elf tägliche Fahrten hat die Firma jetzt den Zuschlag bekommen, zehn Jahre gilt er. Der Tochter des US-amerikanischen Konzerns Rail Development Corporation ist es damit gelungen, dem großen Konkurrenten Deutsche Bahn einen Teil des Sylt Shuttle zu entreißen. Hans Leister, Europachef von RDC, ist trotzdem nicht ganz zufrieden. „Wir hatten uns mehr erhofft“, sagte er am Donnerstag.

Vielleicht bekommt er noch mehr. Für weitere 17 Fahrten, die allerdings nur für ein Jahr vergeben werden, beginnt jetzt das Anmeldeverfahren. Auch hier wird sich RDC wieder dem Konkurrenten Deutsche Bahn stellen müssen. Voraussichtlich im Juli wird die DB Netz AG entscheiden, welcher der Anmelder die Fahrrechte erhält.

Möglicherweise kommt es dabei am Ende zu einem Kuriosum des deutschen Streckenvergaberechts. Wenn es mehrere Anmeldungen für dieselben Tageszeiten gibt und ein Kompromiss nicht gefunden werden kann, müssen die Konkurrenten ins Höchstpreisverfahren gehen. Das gleicht einem Pokerspiel: Wer dem Staat die höchste Trassengebühr verspricht, darf fahren. Ob die Bieterschlacht so entschieden werden muss, ist derzeit ungewiss. Sicher ist nur: RDC wird elf Fahrten des Sylt Shuttle übernehmen, unter anderem den täglichen 9.40-Uhr-Zug ab Westerland und den um 20.46 Uhr in Niebüll startenden Zug. Das Eisenbahnunternehmen muss sich nun um Waggons und Lokomotiven kümmern. Zunächst sollen Züge angemietet werden. Sollte die Firma weitere Autozug-Fahrten hinzubekommen, dann käme auch ein Kauf in Frage, sagt Hans Leister: „Das würde dann wohl 20 bis 30 Millionen Euro kosten.“

An der Preisgestaltung für die Kunden ändert sich offenbar nichts. „Mit dem heutigen Fahrpreis können wir einen komfortablen Gewinn erzielen“, sagt Leister. Auch RDC will einen reduzierten Spezialtarif für Sylter anbieten. Für eine einfache Zugfahrt zahlen Insulaner derzeit nur 45 statt 51 Euro. Ursprünglich hatte das Unternehmen diese Bevorzugung streichen wollen. „Mittlerweile gehen wir davon aus, dass der Tarif bleiben kann“, so Hans Leister. Der RDC-Chef sieht sich als Eisenbahnenthusiast. Er will den Bahnverkehr verbessern. Die Sylt-Strecke wirke derzeit wie ein „Eisenbahnmuseum“, sagt er.