Es stürmt, regnet, wird warm, dann wieder kalt und am Ende schneit‘s auch noch in Hamburg. Der Norden wappnet sich für Orkantiefs, die Freitag und Sonnabend die Küste und die Hansestadt heimsuchen.

Husum/Hamburg. Das wird ein Wetter: Die Menschen im Norden müssen sich von Freitagmorgen an auf schwere Stürme, viel Regen und Temperaturkapriolen einstellen. Erst blasen orkanartige Böen über Hamburg und Norddeutschland hinweg. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es am Sonnabendvormittag bei Frühlingstemperaturen um 12 Grad wieder los, bevor das Thermometer am Abend bei Sturm auf erst 5 Grad und nachts auf 0 Grade sinkt. Dann kann es sogar schneien.

Zu alledem rechnet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit mehreren Sturmfluten im Norden „Die Orkantiefs haben definitiv Auswirkungen auf den Wasserstand“, sagte Heike Dreyer vom BSH am Donnerstag. „Es besteht derzeit die Möglichkeit von Sturmfluten im gesamten Küstengebiet der Nordsee.“ In Hamburg könnte der Höhepunkt den Angaben zufolge am Sonntagmorgen erreicht werden: Gegen 7.54 Uhr sei ein Wasserstand von bis zu 2,50 Meter über dem Mittleren Hochwasser möglich.

Den Wetter-Vorgeschmack liefert „Daniel“

Einen Vorgeschmack auf das, was den Norden erwartet, liefert Sturmtief „Daniel“ schon am heutigen Donnerstag: Es wird richtig ungemütlich. Im Laufe des Tages schafft „Daniel“ es zeitweise auf bis zu 100 Kilometer pro Stunde und bringt viel Regen mit.

Freitag erreicht Sturmtief „Elon“ Orkanstärke

Am Freitag trifft Sturmtief „Elon“ auf den Norden. „Wenn der Abendblatt-Leser um 7 Uhr morgens am Frühstückstisch die Zeitung aufschlägt, geht es los“, sagt Frank Böttcher vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation. „Dann erreicht der Wind Geschwindigkeiten bis Stärke 8 und 9.“

An der Nordseeküste erreicht „Elon“ Geschwindigkeiten bis 120 Kilometer in der Stunde. Das entspricht Windstärke 12. Die Nordsee erreicht am frühen Freitagnachmittag ihren höchsten Stand.

Das Hauptwindfeld erreiche Hamburg kurz vor Mittag, so Böttcher. „Da kann bei Windstärke 10 schon mal der eine oder andere Baum umkippen und das Dach vom Schuppen fliegen.“ Am Nachmittag flaue der Wind ab. „Gegen 21 Uhr kann man dann auch mal wieder mit dem Hund Gassi gehen – da fliegt der Dackel nicht mehr weg.“

Hochwasser ist in Hamburg für 19.14 Uhr angekündigt. „Eine Sturmflut wird das wohl nicht“, so Böttcher. Aber trotzdem kann der zu Weihnachten geschenkte Ferrari am Fischmarkt nasse Reifen kriegen. Die Temperaturen liegen in der Hansestadt bei gemächlichen 8 Grad, an der Nordsee bei 7 Grad.

Sonnabend Temperatursturz und Orkantief „Felix“

Am Sonnabend kommt „Felix“. Meteorologen erwarten einen ähnlichen Sturmverlauf wie am Freitag. „Morgens rechnen wir mit stürmischen Böen. Etwa ab elf Uhr baut sich der Wind auf, an der Nordsee zum Orkan mit Windstärke 12. Das Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg (IWK) erwartet die stärksten Orkanböen mit mehr als 140 km/h auf den Nordfriesischen Inseln und der Nordsee.

In Hamburg kann es eine Sturmflut geben. „Es hängt von Timing zwischen Wind und Wasser ab“, sagt Böttcher.

Es soll bei Temperaturen um 12 Grad mittags heftig regnen. Das sind Mallorca-ähnliche Temperaturen. Am Nachmittag wird’s kalt. Das Thermometer sinkt in Hamburg zunächst auf 5 Grad und nachts auf etwa 0 Grad. Dann kann es in der Nacht zu Sonntag bis zu drei Zentimeter Neuschnee geben.

An den Küsten wärmt das Meer weiterhin die Luft. Besonderes Augenmerk liegt am Sturm-Wochenende auf Sylt. „Bei Sturmflut kann es durch hohe Wellen zu Abbrüchen am Sylter Kliff kommen“, warnt Böttcher. Hochwasser ist auf Sylt für 15.51 Uhr angekündigt.

„Darauf sind wir vorbereitet, das ist für uns Routine", sagte Hendrick Brunckhorst vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN). In diesem Winter seien bereits sechs Sturmfluten dieser Kategorie in Schleswig-Holstein registriert worden.

Kieler Förde könnte trockenfallen

Während sich niedersächsische und die schleswig-holsteinische Küste auf Hochwasser und Sturmflut vorbereiten, wird es an der Ostsee am Wochenende extremes Niedrigwasser geben. „Derselbe Wind, der das Wasser an die Nordseeküste schiebt, drückt es weg von der Ostseeküste“, erklärt Böttcher. Dann könne die Kieler Förde sogar trockenfallen.

Bahn ist auf den Sturm vorbereitet

Die Deutsche Bahn im Norden ist nach eigenen Angaben auf den angekündigten Sturm mit Orkanböen gut vorbereitet. Räum- und Reparatur-Trupps stünden in Bereitschaft, um gerissene Oberleitungen oder unterspülte Gleise zu flicken, sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstag. Fahrgäste müssten allerdings mit Verspätungen rechnen, weil die Züge bei Sturm auf bestimmten Streckenabschnitten unter Umständen die Geschwindigkeit reduzieren müssten, sagte sie. Dazu zählen Waldstücke und Brücken, wie die Fehmarnsundbrücke.

Für den Sylt-Shuttle gilt: Ab Windstärke 10 werden keine Fahrzeuge mit Gefahrgut oder mit leeren Anhängern, keine Wohnmobile und keine Wohnwagengespanne mehr transportiert. Ab Windstärke 12 wird der Zugverkehr zwischen Sylt und dem Festland komplett eingestellt.

Manche Fähren pendeln weiter

Sturmbedingt werden die Verbindungen zu den Halligen Hooge und Langeneß ab Freitag komplett eingestellt. Die anderen Fähren pendeln weiter, so lange der Wind nicht zu stark bläst und das Wasser nicht zu hoch steht. „Die letzte Entscheidung treffen die Kapitäne. Wenn die sagen, es geht nicht, werden wir den Verkehr sofort einstellen, denn die Sicherheit steht an erster Stelle“, sagte Erk Brauer von der Wyker Dampfschiffs-Reederei. Einschränkungen werden auch bei den Fähren in Ostfriesland und nach Helgoland erwartet.