Im Harz huldigen Hexen dem Teufel, weiße Frauen geistern durch die Landschaft, und aus der Nordsee kriechen nasse Wiedergänger: Geistergeschichten erzählt man sich nicht nur zu Halloween.
Hannover. Zu Halloween am 31. Oktober klopfen als Hexen, Teufel oder Vampire verkleidete Kinder an Türen und fordern Süßigkeiten. Geschnitzte Kürbisse und Plastikspinnen sollen für eine Grusel-Atmosphäre sorgen – aber so richtig glaubt niemand an Geister.
Oder doch? In Volkssagen aus Norddeutschland wimmelt es jedenfalls nur so von Hexen, Teufeln und Untoten.
Hexen im Harz: Der Harz gilt seit dem 17. Jahrhundert als Versammlungsort der Hexen. In der Walpurgisnacht am 30. April tanzen sie auf dem Brocken, dem „Blocksberg“, für den Teufel. So schreibt es auch Johann Wolfgang Goethe in seiner Tragödie „Faust“. Vom Hexentanzplatz bei Thale fliegen sie auf Besen oder Mistgabeln zum „Hexensabbat“. Jene Hexe, die als letzte eintrifft, wird selbst Teil des teuflischen Festessens auf dem Brocken. Aber auch außerhalb der Walpurgisnacht kann man angeblich auf dem Harzer-Hexen-Stieg der einen oder anderen Hexe über den Weg laufen.
Säufer-Schreck in Bremen: Trunkenbolde leben gefährlich in Bremen. Wer mitten in der Nacht nach Hause taumelt, muss fürchten, Opfer der „Saake“ zu werden. Diese Missgestalt – eine Mischung aus Hund und Kalb – sitzt in dunklen Ecken und lauert ihren Opfern auf, um sie von hinten anzufallen und zu würgen, bis sie bewusstlos werden. Wer an Halloween in Bremen auf dem Rückweg von einer Party ist, sollte sich also gut in Acht nehmen!
Weiße Frau im Burgberg: Einer Sage zufolge lebte auf dem Burgberg bei Gehrden einst eine schöne Prinzessin. Ihre Beliebtheit erweckte den Neid einer bösen Hexe. Sie verwünschte das Mädchen, so dass ihr Schloss mitsamt seinen Bewohnern im Boden versank. Heute sind nur noch Mauerreste und Wallanlagen auf dem Gehrdener Berg zu sehen. Doch alle hundert Jahre kehrt die Prinzessin in der Johannisnacht zurück und wartet auf einen Prinzen, der sie von ihrem Bann befreit.
Geist im Bremer Ratskeller: In einer Silvesternacht im Mittelalter saß in einer Nische im Ratskeller, im sogenannten Schwarzen Loch, der Zimmermeister Barthold. Er hatte zu viel getrunken und alles verspielt, was er hatte. Als er allein Trübsal blies, wehte ein eisiger Wind durch die Gaststube, und der Tod betrat den Ratskeller. Er forderte Barthold zum Würfelduell auf. Am nächsten Morgen lag dessen Leiche im Schwarzen Loch. Da niemand es wagte, sie anzufassen, wurde die Nische kurzerhand zugemauert. Es heißt, dass zu Silvester zwischen null und ein Uhr der Geist von Barthold manchmal an die Wand klopft.
Geisterschiff vor Emden: Mitten in einem gewaltigen Sturm kam nachts ein Handelsschiff nach Emden. Kurz bevor es den rettenden Hafen erreichte, drohten Wind und Wellen es in die Tiefe zu ziehen. Die am Ufer stehenden Menschen schrien nach der Rettung der Seeleute, doch der Hafenwärter weigerte sich, das Wachboot herauszugeben. Er hegte einen Groll gegen den Kapitän des Schiffes, und obwohl sein eigener Sohn an Bord war, blieb er hart. Das Schiff ging unter. Bis heute sollen in stürmischen Nächten ein bläulich leuchtendes Geisterschiff vor der Küste zu sehen und die Schreie der sterbenden Seemänner zu hören sein.
Wiedergänger auf Nordseeinseln: Auf den nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum spukt es ganz gewaltig: Ermordete, Gotteslästerer oder auch Selbstmörder kehren als „Gonger“ in die Welt der Lebenden zurück. Ertrunkene Seefahrer überbringen ihre Todesnachricht und hinterlassen des Nachts feuchte Salzwasserspuren auf dem Boden. Sie erscheinen stets ihren Nachfahren der zweiten oder dritten Generation. Die Legende der Gonger wurde auch in einem Horrorfilm verarbeitet. Für ProSieben wurde „Gonger – Das Böse vergisst nie“ produziert.