Zum Schutz des weltweit einzigartigen Ökosystems arbeiten Deutschland, Dänemark und die Niederlande seit 35 Jahren zusammen. Jetzt stehen die drei Anrainer-Länder vor neuen HErausforderungen.

Wilhelmshaven. Nordseekrabben, die zum Pulen nach Marokko und wieder zurück geschickt werden: Für Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) passt diese traditionelle Fischereimethode ebenso wenig zum Weltnaturerbe Wattenmeer wie das Einleiten von Industrieabwässern.

Auch sind die Folgen des Klimawandels wie Temperaturerhöhung und Meeresspiegelanstieg noch weitgehend unerforscht. Der Minister weiß, dass Niedersachsen diese Umweltprobleme nicht allein lösen kann. Da ist es ein Glücksfall, dass gleich drei Nordsee-Anrainerstaaten seit 35 Jahren gemeinsam für den Schutz des Wattenmeeres arbeiten.

Deutschland, Dänemark und die Niederlande gründeten 1985 das gemeinsame Wattenmeersekretariat (Common Wadden Sea Secretariat/ CWSS). Mit seinem Sitz im niedersächsischen Wilhelmshaven liegt es genau in der geografischen Mitte der Küste zwischen dem dänischen Esbjerg und dem niederländischen Den Helder. Von hier aus werden die Schutzbemühungen der drei Länder und Forschungsprojekte koordiniert.

Seit 27 Jahren leitet Jens Enemark dieses Wattenmeersekretariat. Der gebürtige Däne lebt mit seiner niederländischen Frau bei Groningen und hat seinen Schreibtisch in Wilhelmshaven. Von Anfang an hat er die Entwicklung vom Schutzgebiet zum Nationalpark bis zur Anerkennung als Weltnaturerbe erlebt und mitbetrieben. In diesem Jahr kam auch noch die Erweiterung um dänische und niedersächsische Gebiete hinzu.

„Unsere Bevölkerung hat dieses Welterbe umarmt. Das ist enorm populär, die Leute sind stolz darauf“, freut sich Enemark über die weitgehende Akzeptanz der Schutzgebiete in der Bevölkerung. Als Leiter des Wattenmeersekretariats wird Enemark 2015 von Rüdiger Strempel abgelöst. Der 52 Jahre alte Völkerrechtler hat beim Bundesumweltministerium gearbeitet und ist derzeit für die Vereinten Nationen in der internationalen Umweltpolitik tätig.

Die Zeit ist reif für den Schutz der Unterwasserwelt

Auch die Umweltverbände loben die Arbeit der trilateralen Zusammenarbeit. Zum 9. Wattenmeertag am Donnerstag in Wilhelmshaven zeigten sie aber auf die großen Baustellen der Zukunft: Die Zeit sei nun auch reif für den Schutz der Unterwasserwelt.

„Die Artenvielfalt unter Wasser hat stark abgenommen. Kaum jemand weiß heute noch, dass auch Katzenhaie, Seepferdchen, Nagelrochen, Störe und Sandkorallen selbstverständlich in das Weltnaturerbe gehören“, beklagt Harald Förster von der Schutzstation Wattenmeer. Diese Tiere seien heute durch Fischerei und die Verbauung vieler Zuflüsse des Wattenmeeres verschwunden.

Innerhalb von zehn Jahren müsse sich wieder eine natürliche Vielfalt an Arten und Lebensräumen unter Wasser entwickeln, fordern die Umweltorganisationen. Sie sehen die Welterbe-Anerkennung der UNESCO nicht als Grund zum Ausruhen: Umweltbildung und die Betreuung der Schutzgebiete müssten besser werden. Dahinter steckt auch Kritik am Massentourismus im Nationalpark. Kritiker fordern seit Jahren ein flächendeckendes Rangersystem, für das Niedersachsen bisher kein Geld ausgeben wollte.