Seit gut zwei Jahren laufen Klagen von Umweltschützern gegen die umstrittene Elbvertiefung. Ein kompliziertes und aufwendiges Verfahren. Nun rückt eine Entscheidung näher.

Leipzig/Hamburg. Die umstrittene Elbvertiefung steht vom 15. Juli an beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig auf dem Prüfstand. Die Umweltverbände BUND und Nabu haben Klage gegen die Planfeststellungsbeschlüsse zur Ausbaggerung der Unter- und Außenelbe eingereicht. Sie fürchten, dass eine weitere Vertiefung der Elbe das Ökosystem des Flusses zum Kippen bringen könnte.

Hamburg möchte die Elbe unabhängig von Ebbe und Flut für Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 13,50 Meter befahrbar machen. Bei Flut sollen sogar Container-Riesen mit einem Tiefgang von 14,50 in den Hamburger Hafen ein- und auslaufen können. Wegen des Trends zu immer größeren Frachtschiffen ist die Elbe in der Vergangenheit bereits mehrmals vertieft worden.

Das Bundesverwaltungsgericht hat bis zum 24. Juli sechs Tage für die mündliche Verhandlung anberaumt. Wann das Urteil gesprochen wird, ist noch offen. In der Regel setzt der Senat am letzten Verhandlungstag einen Termin zur Urteilsverkündung fest.

Die Leipziger Richter sind in erster und letzter Instanz für die Klagen (Az.: BVerwG 7 A 14.12 und BVerwG 7 A 15.12) zuständig. Es handele sich um ein sehr umfangreiches Verfahren mit einer Vielzahl komplizierter wasser- und naturschutzrechtlicher Fragen, sagte Gerichtssprecher Werner Neumann. Allein der Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2012 umfasse rund 2600 Seiten. Sämtliche Akten zur Elbvertiefung füllten einen kompletten Raum.

Im Oktober 2012 hatte das Bundesverwaltungsgericht einen vorläufigen Baustopp verhängt. Der 7. Senat gab damals einem Eilantrag der Umweltverbände statt. Ein Fingerzeig für einen Erfolg oder Misserfolg der Klagen ist das jedoch nicht. Der Ausgang des Rechtsstreits in der Hauptsache sei offen, sagte Neumann.

Auch noch nicht endgültig vom Tisch ist die Möglichkeit, dass die Bundesverwaltungsrichter das Verfahren an den Europäischen Gerichtshof weiterleiten. Ein ähnliches Verfahren zur Weservertiefung hatten sie mit Fragen zur Auslegung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie nach Luxemburg weitergereicht. Die Hamburger ergänzten daraufhin ihre Planungen zur Elbvertiefung. Ob das ausreicht, muss die mündliche Verhandlung ergeben. „Eine Vorlage ist eine Entscheidungsvariante, die weiter im Spiel ist“, sagte Neumann.

Argumente gegen die Elbvertiefung

Gegner der Elbvertiefung, darunter viele Bewohner der Elbmarsch, fürchten unter anderem um die Sicherheit der Deiche, weil das Wasser in einer tiefer ausgebaggerten Fahrrinne schneller strömen würde. Flachwasserzonen können erodiert, Wellenschlag und höher auflaufende Sturmfluten zur Gefahr werden.

Die Zahl der Tage mit kritisch-niedrigen Sauerstoffwerten habe sich seit der letzten Elbvertiefung erhöht, sagen Umweltschützer. Ständiges Aufwühlen von Sediment durch Baggerarbeiten würde die Situation verschlechtern. An der Elbe sei nicht nur der seltene Schierlingswasserfenchel in Gefahr. Tideauwälder sowie Laich- und Ruheplätze für Fische gingen verloren. Nach der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union (WRRL) ist eine Verschlechterung der Qualität von Gewässern verboten.

Nach Überzeugung der Vertiefungsgegner steigt mit immer größeren Schiffen die Havariegefahr in dem engen Fahrwasser.

Argumente für die Elbvertiefung

Befürworter der Elbvertiefung sagen, dass mit der Fahrrinnenanpassung Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Metern unabhängig von Ebbe und Flut den Hamburger Hafen erreichen können. Auf der Flutwelle sollen Schiffe mit 14,50 Meter Tiefgang die Elbe passieren können. Dazu muss die Fahrrinne auf einigen Abschnitten der Elbe vertieft oder verbreitert werden. Die geplante Verbreiterung dient dazu, dass zwei große Containerschiffe sich begegnen und einander ausweichen können. Gegenwärtig ist die Elbe für große Schiffe eine Einbahnstraße.

Der Trend zu immer größeren Schiffen werde auch künftig anhalten. „Angesichts der hohen Bedeutung der Großcontainerschiffe für den Hafen Hamburg ist der Fahrrinnenausbau wichtiger denn je“, sagt Gunther Bonz, der Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg.

Der Schiffstransport in den Hamburger Ballungsraum sei umweltfreundlich und vermeide tausende von Lkw-Fahrten. Ohne Elbvertiefung würden die Reeder die Ladung mittelfristig nach Rotterdam oder Antwerpen umleiten, nicht aber in deutsche Häfen.