In Hamburg und Schleswig-Holstein öffnen am Pfingstmontag 56 Mühlen ihre Pforten, in Niedersachsen und Bremen laden 250 Anlagen Besucher zur Vorführung alter Handwerksberufe ein
Hamburg/Kiel/Hannover. In Hamburg und Schleswig-Holstein öffnen am Pfingstmontag zum 21. Deutschen Mühlentag 56 Mühlen ihre Türen. In Niedersachsen und Bremen sind es sogar 250 Anlagen. Besucher können an Führungen teilnehmen, den Mahlvorgang beobachten und Vorführungen alter Handwerksberufe besuchen, teilte der Deutsche Mühlenverein mit. Dazu gehören sowohl denkmalgeschützte historische Wind- oder Wassermühlen als auch moderne Betriebe mit computergestützter Produktion.
Im Hamburger Norden sind die Mühlen in Barmstedt und Henstedt-Ulzburg, im Osten die Mühlen in Lauenburg, Glinde und Braak für Besucher geöffnet. In der Bergmühle in Flensburg können Besucher Backschrot herstellen. An der Wassermühle Rantzau im Kreis Pinneberg drehen sich an diesem Tag beide Wasserräder.
In ganz Deutschland öffnen etwa 1100 Mühlen ihre Tore. Die Vereinigung zur Erhaltung von Wind-und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen habe in Deutschland mit fast 60 Jahren die längste Tradition, sagte der Vorsitzende Rüdiger Heßling. Der Mühlentag sei aus den Niederlanden zuerst nach Niedersachsen gekommen und wird seit 1994 bundesweit begangen. Im vergangenen Jahr waren etwa 150.000 Besucher gekommen. Bei gutem Wetter könne diese Zahl leicht wieder erreicht werden, ist Heßling sicher.
Mit dem Tag der offenen Tür wollen die Betreiber der Mühlen auch Nachwuchs gewinnen. Freiwillige Müller werden in 160 Stunden ausgebildet. Um die technischen Denkmäler zu erhalten, müsse ständig die Bausubstanz erneuert und ausgebessert werden. Die Unterstützung sei auf dem Lande besser als in den Städten. „Auf dem Land sind die Mühlen Identifikationsobjekte für die Menschen“, sagte der Vorsitzende. Zu seinen Empfehlungen für einen Besuch am Pfingstmontag zählen die Wallmühle in Bremen und die Wassermühlen in Bruchhausen-Vilsen und Heiligenrode (beide Landkreis Diepholz). Wenn am Pfingstmontag die Mühlen-Romantik wieder Tausende in ihren Bann schlägt, dann steht eine aussterbende Zunft im Mittelpunkt. Denn in den wenigsten Thüringer Mühlen wird heute noch Mehl produziert.
„Das Mühlensterben setzt sich fort“, sagt Alfred Kirsten vom Thüringer Landesverband für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung in Erfurt. Große Mühlen hätten die Kleinen verdrängt. Um die geschlossenen und still gelegte Mühlen kümmern sich heute Vereine oder Privatleute. Beim alljährlichen Mühlentag öffnen sie wieder die Türen für Besucher.