40 Mal fuhren die Seenotretter am langen Wochenende in zahlreichen Revieren auf Nord- und Ostsee aus. Zu Hilfe kamen sie mehr als 120 Menschen – und einem Reh.

Norderney. Ein langes Wochenende mit vielen Einsätzen liegt hinter den Crews der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). 40 Mal fuhren die Seenotretter in zahlreichen Revieren auf Nord- und Ostsee aus. Zu Hilfe kamen sie mehr als 120 Menschen. Und einem Reh.

Den wohl ungewöhnlichsten Einsatz fuhren die Norderneyer Seenotretter am Sonntagmorgen. Aus dem Fahrwasser vor Norddeich retteten sie einen jungen Rehbock. Die Besatzung der „Frisia II“ hatte das um sein Leben kämpfende Tier von der hoch gelegenen Brücke der Fähre entdeckt und die DGzRS informiert. Mit dem Tochterboot „Johann Fidi“ des Seenotkreuzers „Bernhard Gruben“ näherten sich die Seenotretter dem völlig erschöpften Reh. Ein Seenotretter ging im Überlebensanzug ins Wasser und trug das Reh durch die Bergungspforte an Bord. „Es zitterte am ganzen Körper, war aber sonst völlig ruhig. Man konnte spüren, dass es über unsere Hilfe froh war“, sagt Seenotretter Ralf Jüttner. In Norddeich übernahm ein Jäger das Reh in seine Obhut.

Ebenfalls am Sonntag löschten die Retter einen Brand auf einer Segelyacht vor Darßer Ort auf der Ostsee. Der allein segelnde Skipper der etwa neun Meter langen Segelyacht alarmierte die Seenotretter am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr. Er hatte einen „Mayday“-Ruf mit der Nachricht „unmittelbare Lebensgefahr „abgesetzt. Die Seenotleitung Bremen informierte den im Nothafen Darßer Ort stationierten Seenotkreuzer „Theo Fischer“. Etwa 1,2 Seemeilen (gut zwei Kilometer) nordöstlich des Hafens ging ein Tochterboot am Havaristen längsseits. Mit einem CO2-Löscher erstickten die Rettungsmänner das Feuer, versorgten den Skipper mit Sauerstoff und brachten ihn mit Verdacht auf Rauchgasinhalation in den Nothafen. Dort übergaben sie ihn an den Landrettungsdienst. Die Segelyacht schleppten sie gleichfalls in den Nothafen.

Die freiwilligen Seenotretter aus Langballigau sicherten bereits am Freitagnachmittag eine Unfallstelle auf der Flensburger Förde: Bei der Holnisspitze waren das Baggerschiff „Werker“ mit drei Besatzungsmitgliedern und der Traditionssegler „Nobile“ mit 20 Menschen an Bord miteinander kollidiert. Die „Werker“ erlitt Wassereinbruch und bekam Schlagseite, blieb aber schwimmfähig. Der Klüverbaum der „Nobile“ wurde stark beschädigt. Beide Schiffe konnten jedoch aus eigener Kraft weiterfahren. Menschen wurden nicht verletzt.

Allein vier Mal innerhalb weniger Stunden war am Sonnabend, 31. Mai, der Seenotkreuzer „Berlin“ an der Station Laboe im Einsatz. Unter anderem rettete seine Besatzung zwei Segler, deren Katamaran vor Falckenstein gekentert war. Im nordfriesischen Wattenmeer wiederum fanden die Seenotretter der Station Amrum nach einer nächtlichen Suchaktion am frühen Sonntagmorgen eine Segelyacht. Der Skipper ankerte mit seinem Boot vor Langeneß. Wegen Niedrigwassers hatte er seinen Zielhafen nicht erreichen können, war deshalb als überfällig gemeldet worden, aber wohlauf.