Das Gotteshaus in Klein Offenseth-Sparrieshoop kostet 1,8 Millionen Euro und wird von Bischof Magaard eingeweiht. In der Gemeinde mit ihren knapp 3000 Kirchenmitgliedern war das Projekt nicht unumstritten.

Kreis Pinneberg. In Zeiten, in denen Kirchen entwidmet, verkauft oder abgerissen werden, setzt eine kleine Gemeinde in der Nähe von Elmshorn ein entgegengesetztes Zeichen: In Klein Offenseth-Sparrieshoop wird am Sonntag, 22. Juni, ein Kirchenneubau eingeweiht. 1,836 Millionen Euro investiert die Kirchengemeinde Barmstedt, zu der Klein Offenseth-Sparrieshoop gehört, in den Neubau. Er ist in Schleswig-Holstein etwas Besonderes: Außer dem 2007 nach einem Brand wieder aufgebauten Gotteshaus in Hanerau-Hademarschen in Dithmarschen ist in diesem Jahrhundert keine Kirche neu erbaut worden.

In der Gemeinde mit ihren knapp 3000 Kirchenmitgliedern war das Projekt nicht unumstritten. Und auch kurz vor der Fertigstellung gibt es Kritiker. „Nicht alle finden die Kirche von außen betrachtet schön“, sagt Pastor Tobias Jäger, 40. Die Formgebung des Gebäudes und die Farbe der Klinker seien als Kritikpunkte gekommen, so der Geistliche. Aber, so fügt er hinzu: „Wer einmal drinnen war, ist von der Kirche begeistert.“ Ein Lichtband, dessen Fenster über die gesamte Decke verlaufen, taucht das Innere des neuen Gotteshauses in ein helles, freundliches Licht. Den Neubau hatte noch Jägers Vorgänger Andreas Pawlas durchgesetzt, der im Dezember 2011 in den Ruhestand ging.

„Es war total mutig von ihm, dass er das Projekt angegangen ist“, sagt Jäger. Und auch der 40-Jährige ist von der Notwendigkeit überzeugt. „Vor 50 Jahren lebten 1200 Leute in Klein Offenseth-Sparrieshoop. Im nächsten Jahr knackt die Gemeinde die 3000-Einwohner-Marke.“ Die bisherige Kirche mit 130 Plätzen, die eigentlich nur als Gemeindehaus mit Gebetsraum konzipiert war, habe nicht mehr ausgereicht.

„Für den normalen Sonntagsgottesdienst schon. Aber Weihnachten, bei Konfirmationen und bei Einschulungsgottesdiensten platzte die alte Kirche aus allen Nähten.“ Zu allem Überfluss war das Altgebäude asbestbelastet und hätte für mindestens 500.000 Euro saniert werden müssen. „Und dann hätten wir einen Anbau gebraucht, der nur schwer zu realisieren gewesen wäre.“

Stattdessen begann Ende 2011 der Neubau, der vom Hamburger Architekturbüro petersen pörksen partner entworfen wurde. Die Fertigstellung war für September 2013 geplant. Doch der harte Winter, ein Wasserschaden im Flachdachbereich und Schwierigkeiten mit einzelnen Gewerken führten zu immer neuen Verzögerungen. Immerhin: „Wir liegen, was die Baukosten angeht, noch im Rahmen“, sagt Jäger.

Entstanden ist nicht nur eine neue Kirche, sondern eine Art Dorfzentrum. Das war auch Bedingung für EU-Fördermittel in Höhe von 750.000 Euro, die über die Aktivregion Pinneberger Marsch und Geest eingeworben werden konnten. Den Rest der Summe finanziert die Gemeinde über Kredite und Spenden. „Wir haben bisher Spenden in Höhe von mehr als 200.000 Euro gesammelt“, berichtet der Pastor.

Das 13 Meter hohe Gotteshaus, das über einen sakralen Altarraum mit 150 Sitzplätzen verfügt und durch Einbeziehung von Gemeindesälen auf 250 Plätze erweitert werden kann, wird durch einen Kindergartenanbau ergänzt. Die beiden Gemeindesäle mit zusammen 100 Plätzen sollen nicht nur der Familienbildung, dem Seniorenkreis und den Konfirmandengruppen zur Verfügung stehen. „Ich möchte etwas außerhalb der Kirche anbieten“, sagt der Geistliche. Er denke an Konzerte mit Gospel- und Kinderchören oder Gitarristen. Zur Fußball-WM will Jäger im Gemeindesaal auch Public Viewing anbieten.

Neue Impulse für die kirchliche Arbeit verspricht sich der Pastor auch. „Wir müssen mehr für junge Familien anbieten“, sagt Jäger, der verheiratet ist und drei kleine Kinder hat. Er will weitere Familiengottesdienste anbieten, das Geschehen in der Kirche auf einen Fernseher im Gemeindesaal übertragen, wo Eltern mit ihren Kindern spielen können. Am 29. Juni wird der erste Abendgottesdienst stattfinden.

Eine Woche vor der Einweihung steht am 15. Juni die Kirche ab 11.30 Uhr der Öffentlichkeit offen, dann werden die Architekten das Projekt erläutern. Am 22. Juni wird das Gotteshaus ab 15Uhr im Beisein von Bischof Gothart Magaard eingeweiht, danach das alte Gebäude abgerissen. Taufbecken und Standorgel nimmt die Gemeinde mit. Allerdings wird bereits wieder gesammelt – für eine richtige Kirchenorgel. Jäger: „Wir haben eine in Aussicht aus einer Kirche in Bochum, die bereits entwidmet ist.“