Die Kreuzfahrtbranche boomt ohne Unterbrechung. Knapp 1,7 Millionen Deutsche wurden 2013 auf den Ozeanriesen gezählt. In Rostock jedoch sorgt die Absage eines spanischen Reeders für Stagnation.

Rostock. Nach mehreren Jahren mit stetig steigenden Zahlen von Schiffsanläufen und Passagierzahlen wird im Hafen Rostock-Warnemünde eine kleine Atempause eingelegt. Nach 198 Anläufen von 41 Passagierschiffen 2013 werden in diesem Jahr 179 Anläufe von 34 Schiffen erwartet, wie Hafensprecher Christian Hardt sagte.

Da aber die Schiffe immer größer werden, wird erneut mit rund 365.000 Passagieren gerechnet. Sie werden nach der in Deutschland gängigen Zählweise für 730.000 Passagierbewegungen sorgen. Den Reigen der Anläufe eröffnet am kommenden Montag die „AIDAbella“, nach derzeitigem Stand beendet die „Marco Polo“ am 18. Oktober die Saison.

Ein Grund für die sinkende Schiffszahl ist die Absage von zehn Anläufen des spanischen Kreuzfahrtanbieters Pullmantur Cruises, die mit fehlenden Liegeplätzen in Warnemünde begründet wurde. Bei gleichzeitigen Anläufen von drei oder vier Schiffen muss abhängig von der Länge der Ozeanriesen eines in den Seehafen umgeleitet werden. „Keiner geht gerne in den Überseehafen, jeder Kapitän kriegt einen dicken Hals, wenn er an Warnemünde vorbeigeschoben wird“, sagte Hafenchef Ulrich Bauermeister im vergangenen Jahr. Die Gesamtverluste für den Hafen durch die Absage bezifferte er auf eine Million Euro.

Des einen Leid, des anderen Freud': Von der Pulmantur-Absage in Warenmünde profitiert der aufstrebende Kreuzfahrthafen in der Welterbe-Stadt Wismar. In der am 11. Mai beginnenden Saison werden nun 15 Schiffe mit insgesamt 21.000 Passagieren erwartet. Im vergangenen Jahr hatten nur zwei Kreuzliner Wismar angesteuert.

Prinzipiell ist jedoch die Lust der Deutschen auf Hochseekreuzfahrten ungebrochen. So konnten die Reedereien in Deutschland im Hochseebereich im vergangenen Jahr einen Passagierrekord verbuchen, deren Zahl stieg 2013 um 9,2 Prozent auf 1,69 Millionen. Auch für 2014 rechnen die Verbände mit einem weiteren Wachstum bei Hochseekreuzfahrten, hieß es jüngst auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin.

Dabei nimmt das Thema Umwelt in der Kreuzfahrtbranche einen immer größeren Raum ein. Dies gilt etwa für die Luftbelastung in den Häfen, wenn die Ozeanriesen tagsüber am Kai liegen. Hier gibt es nach Überzeugung von Experten noch viele Möglichkeiten, mit anderen Treibstoffen oder verbesserten Filtertechniken die Belastung zu verringern. Ein Landstromanschluss ist nach Überzeugung der Rostocker Hafenmanager jedoch ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll.

Ein Problem früherer Jahre, die Beseitigung des Abwassers der Schiffe, ist dagegen in Rostock gelöst. Seit zwei Jahren wird es in das öffentliche Abwassernetz eingeleitet. „Damit sind wir Vorreiter im gesamten Ostseeraum“, sagt Hafensprecher Hardt. Abhängig von der Größe und der Fahrtdauer müssen pro Schiff bis zu 1000 Kubikmeter entsorgt werden. Diese Abwassermenge entsteht jeden Tag in einer Kleinstadt mit rund 11.000 Einwohnern, wenn von einem Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 90 Litern ausgegangen wird.

Auch der deutsche Marktführer AIDA Cruises mit Sitz in Rostock hat sich zum Ziel gesetzt, die Abgasemissionen seiner Flotte kontinuierlich zu verringern. „Optimiertes Rumpfdesign, reibungsarme Unterwasseranstriche und intelligente Motorentechnologie senken den Energiebedarf signifikant“, sagt Firmensprecher Hansjörg Kunze. Seinen Angaben zufolge fährt AIDA bereits heute mit „Drei-Liter-Schiffen“. Pro Person werden im Durchschnitt nur drei Liter Treibstoff auf 100 Kilometern Fahrt verbraucht. Zum Umweltprogramm gehören auch Bioklärwerke, Wärmerückgewinnungssysteme sowie eine nahezu hundertprozentige Mülltrennung.