In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind die Feinstaub-Werte relativ niedrig. Das liegt vor allem am frischen Wind. Doch auch in den Küstenländern gibt es vereinzelt erhöhte Werte.

Kiel. Feinstaub ist im „Land zwischen den Meeren“ kein Problem: In Schleswig-Holstein sind die Jahres-Grenzwerte seit ihrer Einführung 2005 noch nie überschritten worden. Dies liege daran, dass es wenig Ballungsgebiete und viel Wind von der Nord- und Ostsee gebe, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums am Dienstag in Kiel. Das Umweltbundesamt (UBA) hat vor hoher Feinstaub-Belastung in deutschen Städten gewarnt. Schon jetzt können die Grenzwerte an etlichen Messstellen in diesem Jahr nicht mehr eingehalten werden, wie aus der im Internet veröffentlichten Messdaten-Sammlung des Amtes hervorgeht.

In Stuttgart ist der zulässige EU-Jahresgrenzwert sogar bereits überschritten. In Berlin ist er fast erreicht. Witterungsbedingt sei in diesem Jahr besonders der Osten Deutschlands betroffen, berichtete die „Welt“ (Dienstag) unter Berufung auf die Behörde.

Als Feinstaub bezeichnet man winzige Partikel, die für eine gewisse Zeit in der Luft schweben und beim Einatmen die Gesundheit gefährden können.

In Stuttgart wurde am verkehrsreichen Neckartor der erlaubte Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft bis Mitte März bereits an 36 Tagen überschritten, teilte die Landesanstalt für Umwelt am Dienstag in Karlsruhe mit. Die EU gestattet 35 Grenzwertüberschreitungen im Jahr. Im Berliner Bezirk Neukölln wurde der Grenzwert bereits an 33 Tagen überschritten, in Frankfurt (Oder) an 32 Tagen.

In Hamburg hat der Naturschutzbund nach der Veröffentlichung der Zahlen scharfe Kritik am Hamburger SPD-Senat geübt. „Er muss mehr gegen die Feinstaubemissionen im Hamburger Hafen unternehmen", sagte Nabu-Experte Malte Siegert am Dienstag.

Die größte Feinstaub-Belastung im Norden wurde in der Kieler Bahnhofstraße gemessen: Seit Jahresbeginn war der Tagesmittelwert an 13 Tagen überschritten. An der Bahnhofstraße liegt der Busbahnhof, zudem machen die Skandinavienfähren und Kreuzfahrtschiffe im nahen Hafen fest. Es sei aber nicht mit einer Grenzwerte-Überschreitung in diesem Jahr zu rechnen, betonte die Ministeriumssprecherin. Denn erhöhte Feinstaubwerte treten überwiegend im ersten Quartal eines Jahres auf.

Die am 13. April gemessenen Tagesmittelwerte für Feinstaub lagen zwischen 15 Mikrogramm in Ratzeburg und Kiel und 20 Mikrogramm in Itzehoe und Flensburg.

„Überschritten werden die Grenzwerte vor allem dort, wo viel Verkehr ist, in Städten und Ballungsräumen“, sagte der Feinstaub-Experte des UBA, Marcel Langner, der „Welt“. Er forderte weitere Maßnahmen wie die Ausweitung von Durchfahrtsverboten für Lastwagen.

Belastung in Mecklenburg-Vorpommern gering

Trotz sommerlicher Reisewellen zur Küste bleibt die Feinstaub-Belastung in Mecklenburg-Vorpommern auch 2014 aller Voraussicht nach geringer als in den meisten anderen Teilen Deutschlands. „Das ist eher ein Problem der Großstädte mit konstant hohem Verkehrsaufkommen. Und die haben wir im Nordosten nicht“, sagte der Direktor des Landesumweltamtes, Harald Stegemann, am Dienstag in Güstrow. Zudem trage der oft frische Wind an der Küste zur raschen Vermischung der Luft bei.

Dennoch ist auch in Mecklenburg-Vorpommern in den ersten vier Monaten – vor allem witterungsbedingt – eine höhere Feinstaub-Belastung als zu Beginn der Vorjahre registriert worden. An der viel befahrenen Rostocker Durchgangsstraße Am Strande wurde der erlaubte Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft laut Umweltamt bisher an 20 Tagen überschritten. Im gesamten Jahr 2013 war dieser Grenzwert 26 Mal, im Jahr 2012 nur 14 Mal überschritten worden. Allerdings hätten die Wetterlagen in diesen beiden Jahren der Konzentration von Schadstoffen entgegenwirkt, hieß es. 2011, einem Jahr mit stärkerem kontinentalen Wettereinfluss, hatte es an der Rostocker Messstelle 41 Tage mit überhöhten Feinstaubwerten gegeben.

Die Straße Am Strande gilt laut Landesumweltamt als einziger „Hotspot“ für höhere Feinstaub-Werte im Nordosten. Insgesamt gebe es 13 feste Messstellen im Land. Dazu gehören auch die Innenstadtringe von Schwerin und Neubrandenburg sowie der Knieperdamm in Stralsund. An der Warnemünder Hafeneinfahrt habe es Sondermessungen gegeben. „Man sieht veränderte Werte, wenn die großen Kreuzfahrtschiffe ein- und auslaufen. Aber Gesundheitsgefährdungen gibt es nicht“, sagte Stegemann.

Als Feinstaub bezeichnet man winzige Partikel, die für eine gewisse Zeit in der Luft schweben und beim Einatmen die Gesundheit gefährden können. Neben Autoabgasen gelten vor allem Heizungsanlagen und Kraftwerke als Quellen. Auch bei Abrissarbeiten können lokal höhere Feinstaub-Konzentrationen entstehen.